Regisseurin Mimi Leder, die schon mit großangelegten Actionfilmen Erfahrung gemacht hat ("Deep impact"), begibt sich hier auf das Feld des Heist - Thrillers, der genügend Grundlagen für komplexe, schwer durchschaubare Konstellationen bietet. Mehrfach wird in "The Code - Vertraue keinem Dieb" deshalb Jules Dessins "Rififi" zitiert, sozusagen der Urvater des geschickten, gewaltlosen Diebstahls, der unter möglichst schweren Voraussetzungen zustande kommen muss, um erst den Profis das letzte ihres Könnens abzuverlangen. Dazu gehören auch beeindruckende Persönlichkeiten, deren Individualiät, gepaart mit Eigensinn, erst den Spannungsgehalt der Story ausmachen, weil ihr jeweils nächster Schritt nur schwer vorausgesehen werden kann.
Es ist vermintes Feld, dass Mimi Leder hier betritt, denn wenige Genres verfügen über so viele herausragende Vertreter, die von Beginn an eine hohe Erwartungshaltung schüren, was der Film selbst noch mit dem "Rififi" - Zitat betont. Um sich davon abzusetzen, beginnt "Thick as Thieves" mit einer Überraschung - Morgan Freeman betritt mit einer Waffe ein russisches Bad und erschiesst kaltblütig einen Mann. Wenig später sitzt er in einer U-Bahn und beobachtet Antonio Banderas dabei, wie er einen Diamanten - Kurier ausraubt und über das U-Bahn-Dach fliehen kann, obwohl eine Horde Polizisten hinter ihm her ist. In der nächsten Szene taucht Freeman - diesmal wieder bewaffnet - genau in dem Moment bei einer Hehlerin auf, als Banderas die geklauten Diamanten versetzen will. Großzügig überlässt er ihm die Hälfte des Geldes, denn Freeman will Banderas nicht ausrauben, sondern als Partner gewinnen.
Natürlich heisst Morgan Freeman hier Keith Ripley und ist ein alter Profidieb, den die Polizei - hier in Person von Robert Forster als Leutnant Weber - noch nie gefasst hat, und natürlich hat auch Banderas einen anderen Namen - er ist Gabriel Martin, ebenfalls Profi-Dieb, der aber schon mal im Knast gesessen hat und aus Miami nach New York gekommen ist, weil ihm das Pflaster dort zu heiss wurde. Aber diese anderen Namen spielen prinzipiell keine Rolle, weil Freeman hier wieder seine übliche Rolle des überlegenen Geheimnisvollen gibt, der alles im Griff hat, und Banderas den temperamentvollen Hispano, der beim ersten hübschen Weibsbild den Kopf verliert. Klar, das der Mann keine Vergangenheit hat, weshalb er sich sofort intensiv um Alexandra (Radha Mitchell) bemüht, der Patentocher Freemans - letztlich der eigentliche Grund, warum er sich auf den gemeinsamen Deal mit Freeman einlässt.
Wer diese äußerliche Konstellation für bare Münze hält, hat noch nie einen Heist - Krimi gesehen, denn natürlich führt hier Jeder irgendetwas im Schilde. Problematisch daran ist, dass man zwar nicht im Detail ahnt, welche Pläne der Einzelne verfolgt, dass man aber auch nicht übermässig daran interessiert ist, das herauszubekommen, da der Film keinen Moment erzeugen kann, in dem man an einem positiven Ausgang des Geschehens zweifeln könnte. Das liegt zum Einen an der oberflächlichen Gestaltung der Charaktere, die darüber hinaus auch keine gemeinsame Chemie entwickeln (auch nicht Banderas im Clinch mit Radha Mitchell), zum Anderen auch am Ziel des Einbruchs.
Haben die zwei diamantbesetzten Eier aus alten russischen Zarentagen noch einen gewissen Attraktivitätswert, ist der Gegner von blassester Güte. In einem Rundgang, an dem sich Freeman und Banderas, dank eingeschmuggelter Kamera, in bester Ton- und Bildqualität beteiligen können, werden die Sicherheitsmassnahmen in dem russischen Juwelierladen aufs genaueste beschrieben. Glücklicherweise findet dieser Rundgang für zwei verdiente Polizeioffiziere auch statt und zwar so ausführlich, dass sich die beiden Männer einerseits genau vorbereiten können, andererseits dem Betrachter die Unmöglichkeit ihres Unterfangens vor Augen geführt wird.
Leider stellen sich diese behaupteten Schwierigkeiten bei der Durchführung des Diebstahls als genauso harmlos heraus, wie schon die Vorbereitung ein Muster an Zuverlässigkeit war. Wer einmal in einem Film wie der "Clou" gesehen hat, wie lange allein die Vorbereitungen für ein solches Unterfangen dauern - die dazu noch von ständigen unerwarteten Problemen erschwert werden - ist erstaunt, über die Leichtigkeit, mit der hier sonst schwer zu erhaltende Informationen serviert werden. Deshalb baut der Film noch eine zusätzliche Bedrohung auf, indem er die beiden Diebe mit der Entführung von Alexandra unter Druck setzt, die sterben wird, wenn die beiden Eier nicht dem ansässigen Boss der Russenmafia übergeben wird.
"The Code - vertraue keinem Dieb" kann man einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, denn der Film verfügt über renommierte Darsteller und ist schnell inszeniert. Dabei fehlt im allerdings jeder Charme und Überraschungsmomente tauchen nur wenige - zudem konstruiert wirkend - auf ,weshalb sich echte Spannung über die gesamte Laufzeit nicht einzustellen vermag (4/10).