Nach 14 Jahren Gefängnis wird der verurteilte Vergewaltiger Max Cady (Robert De Niro) aus dem Gefängnis entlassen. Ein einziger Lebensinhalt seither: Rache. Rache an seinem Pflichtverteidiger Sam Bowden (Nick Nolte), der ihn nicht mit aller Kraft vertrat und entlastende Beweise unter den Tisch fallen ließ. Nun will Cady Bowden da treffen, wo es ihm am meisten wehtut: zuhause bei seiner Familie...
"Sie lernen noch, was Verlust heißt."
In den 90ern hatte Scorsese, nachdem in den 80ern eine gewisse Flaute eintrat, wieder einige klasse Streifen am Start: GOODFELLAS, CASINO und natürlich KAP DER ANGST. Allesamt mit seinem selbstgezüchteten Superstar Robert De Niro. Dieser stellt ein weiteres Mal unter Beweis, dass er einer d e r allerbesten Schauspieler unserer Zeit ist. Durchtrainiert wie ein Langstreckenläufer, mit geschätzt 0% Körperfett und fiesen, gigantische, Knasttätowierungen (echte, verblassende). So ziemlich der Inbegriff des psychopathischen Rächers. De Niro trägt schrille Hawaiihemden, raucht im Kino, wo SO EIN SATANSBRATEN läuft, und zitiert Philosophen. Also auch ein eloquenter, belesener Psychopath - alle Achtung! Seine Rolle strahlt eine starke Diabolik aus. Wohlmöglich auch deswegen, weil er als Max Cady oftmals im Verborgenen agiert. Er killt den Familienhund, die Haushälterin, geht im Haus der Bowdens ein und aus, ohne dass sie etwas bemerken, unterwandert sozusagen das Familienleben. Er schleicht, lauert und verstellt sich wie ein Chamäleon. Das hat beinahe Slasher-Charakter. Der Vergleich zum Horrorfilm ist gar nicht mal so weit hergeholt, da Cady beim Mord an dem Privatdetektiv sogar einen auf Norman Bates macht.
Als Gegenpart: Nick Nolte (NUR 48 STUNDEN, DER SCHMALE GRAD) als Staatsanwalt Sam Bowden - eine seiner stärkeren Rollen, trotzdem in den Schatten gestellt durch die damals erst zarte 18 Jahre alte Juliette Lewis als naive Lolita mit Zahnspange. Natürlich das perfekte Opfer für Testosteron-Protz Cady, der sie mit Henry Miller verführt und sogar küsst. Die Szene, in der Cady sie um den Finger wickelt, erinnert stark an "Rotkäppchen und den bösen Wolf". Im Grunde der Inbegriff der Opferrolle, was Lewis hier abliefert. Eine wahrhaft sagenhafte Performance.
Der Film ist Kult. Psychothrill der gehobenen Art, ganz im Stile von DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und MISERY. Die fehlende Klavierseite, Teddybär an Angelschnur, das Ausrutschen in der Blutlache, dazu noch diese bitterböse Musik - das hat Filmgeschichte geschrieben und erlebte deswegen auch eine würdige Parodie bei den Simpsons ("Cape Feare").
"Ich bin wie Gott und Gott ist wie ich. Ich bin so groß wie Gott. Er ist so klein wie ich. Er kann nicht über mir und ich nicht unter ihm stehen."
Fazit:
Die Creme de la Creme an charismatischen, größenwahnsinnigen 90er-Jahre-Psychopathen.