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Sylt, Juni 1967: Die Journalistin Ulrike Meinhof sitzt an einem FKK-Strand und liest einen Artikel über die iranische Kaiserin Farah Diba, den sie kurz darauf in der linken Zeitschrift "Konkret" kritisch kommentiert. Als sie bei einer Gartenparty ihren Mann beim Seitensprung mit einer Blonden ertappt, verläßt sie ihn und zieht mit ihren beiden Töchtern von Hamburg nach Berlin, wo sie sich in die linksradikale Szene rund um den Studentenführer Rudi Dutschke begibt. Am 2. Juni 1967 ereignet sich in Berlin ein folgenreicher Zwischenfall: Als während einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des iranischen Kaiserpaars der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wird und kurz darauf Dutschke selbst einem Anschlag zum Opfer fällt, beginnt sich die linksgerichtete Studentenbewegung zu radikalisieren und stürmt das Hochhaus des Springer-Verlags, der für den Anschlag auf Dutschke mitverantwortlich gemacht wird.

Frankfurt/Main, 1968: Die Pastorentochter Gudrun Ensslin beschließt gemeinsam mit ihrem Freund Andreas Baader, einen Brandanschlag auf ein Kaufhaus in der Frankfurter Innenstadt durchzuführen, um auf diese Weise gegen die Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegenüber dem Vietnamkrieg zu demonstrieren. Nach der Verhaftung von Baader und Ensslin stattet Ulrike Meinhof Ensslin einen Besuch im Gefängnis ab und ist von deren militanter Radikalität durchaus beeindruckt.  Als die gerichtliche Revision von Baader und Ensslin abgelehnt wird, tauchen beide in Rom unter. Ihr Rechtsanwalt Horst Mahler überredet sie dort, illegal nach Berlin zurück zu kehren, wo sie Unterschlupf in der Kommune von Ulrike Meinhof finden. Als Baader bei einer seiner nächtlichen Rasereien durch eine Polizeikontrolle angehalten und inhaftiert wird, plant Ensslin mit Ulrike Meinhof seine Befreiung, welche erfolgreich verläuft. Die Befreiung Baaders gilt als Geburtsstunde für die Rote Armee Fraktion (RAF). Dem Chef des BKA, Horst Herold, fällt die undankbare Aufgabe zu, den harten Kern aus einer schier unüberschaubaren Sympathisantenszene herauszufiltern. Bald wird im klar, dass jeder einzelne Fahndungserfolg die Spirale der Gewalt noch weiter antreibt. Was folgt, ist eine Serie von Banküberfällen, Terroranschlägen, Entführungen und gezielten Morden, die schließlich in der Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut im Jahre 1977 ihren Höhepunkt findet...

Regisseur Uli Edel ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") beleuchtet in diesem Film das wohl dunkeltste und zugleich auch am meisten tabuisierteste Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte. Schon zuvor hatten sich verschiedene Regisseure dem Thema RAF angenommen, allerdings selbiges nur unter verschiedenen Teilaspekten beleuchtet (siehe Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuß" oder Margarethe von Trottas "Die bleierne Zeit"). Uli Edel beschreibt die Vorgeschichte und Entwicklungsphase der RAF von ihren Anfängen bis zum "Deutschen Herbst" fast lückenlos und bleibt dabei zeithistorisch sehr autentisch. Der Film ist vom Zeitgeist der 70er Jahre geradezu durchtränkt. Dabei besticht "Der Baader-Meinhof-Komplex" insbesondere durch seine erzählerische Dichte und verbindet diese mit einer treibenden Handlung, die dem Zuschauer kaum Zeit für eine Atempause gönnt. Die schauspielerische Leistung von Martina Gedeck (Ulrike Meinhof), Johanna Wokalek (Gudrun Ensslin), Moritz Bleibtreu (Andreas Baader) und Bruno Ganz (Horst Herold) ist überaus beidruckend und läßt keine Wünsche mehr offen.

Fazit: Ein überaus interessantes und packendes Stück an Geschichtsunterricht, das historisch detailgetreu, actionreich und autentisch wirkend aufbereitet wurde und das Phönomen des Terrorismus in einem neuen Licht erscheinen läßt.

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