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Deutschland Ende der 60er: Der Schah ist zu Besuch und infolge von Demonstrationen aufgrund dessen wird der Student Benno Ohnesorg getötet. Zeitgleich kommt es zu einer weltweiten Empörung gegenüber dem Vietnamkrieg, den die USA führen und gerade die studentischen Bewegungen und linksradikale Gruppierungen erhalten regen Zulauf. In dieser Zeit finden sich Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), Grudrun Ennslin (Johanna Wokalek) und Ulrike Meinhof (Martina Gedeck). Diese wollen die politischen Verhgältnisse ändern und den bewaffneten Kampf im Stile der Guerillabewegungen nach Deutschland tragen.
Mit "Der Baader-Meinhof-Komplex" liefert Regisseur Uli Edel die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Stefan Aust ab, das wohl als das Standardwerk gesehen werden kann. Ich habe das Buch vor dem Film gelesen, was ich auch jedem empfehle, der sich mehr in die Materie hinein begeben will, denn der Film kratzt leider oft nur an der Oberfläche und lässt den Zuschauer, der keine umfassenden Kenntnisse über die Hintergründe hat, mit vielen Fragen zurück. Zwar werden bestimmte Ereignisse im Film durch Originaldokumentaraufnahmen eingehender beleuchtet, aber auch diese reichen nicht aus um dem Thema gerecht zu werden. Der Film beginnt mit dem Schahbesuch und dem Tod Benno Ohnesorgs und hangelt sich extrem schnell innerhalb der ersten halben Stunde an den wichtigen Ereignissen , die zur Gründung der RAF führten, entlang. Und so geht es dann auch im weiteren Film: es werden immer wieder wichtige Stationen in der geschichte der RAF gezeigt und schnell neue Personen eingeführt, sowie Orte gewechselt. Bei der Laufzeit von knapp 135 Minuten verständlich, aber dennoch schade, da sehr vieles ausgespart wird. So wird die Verbindung zum Sozialistischen Patientenkollektiv auf einen Nebensatz beschränkt. Ebenso die APO (Außerparlamentarische Opposition) wird nur rudimentär behandelt. Einige weitere Ungereimtheiten zwischen Realität und Film verzeiht man dann auch, da diese zumindest dem Verständnis helfen. Es bleibt also ein Film, der die Fakten sehr schnell runterspult, dabei aber leider meistens oberflächlich bleibt.
Doch dafür punktet der Film in anderen Bereichen: Regie, Schauspieler und Score sind auf sehr hohem Niveau. Gerade die drei Hauptdarsteller verkörpernm ihre Rollen sehr überzeugend und verkörpern die Eigenheiten ihrer Charaktere. Auch die Nebendarsteller sind bis auf die letzte Nebenrolle sehr gut besetzt. Die Ausstattung im Film fällt demgegnüber auch nicht ab, denn man fühlt sich ständig in 60er/70er Jahre zurückversetzt. Der Score untermalt das Ganze dann auch immer passend und unterstützt die Atmosphäre.
Als Fazit belibt somit nur zu sagen, dass es sich bei dem Film um ein gut ausgestattetes Werk handelt, das als Geschichtsaufarbeitung leider nur bedingt funktioniet. Bleibt zu hoffen, dass die bereits angekündigte längere Fernsehfassung einige Defizite beseitig und das Ganze etwas abrundet.
So leider nur

7/10

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