Review


Zalman King ist schon ein seltsamer Zeitgenosse. Aufgefallen ist er mir zuerst in dem äußerst sehenswerten 70er-Schocker „Blue Sunshine“ (der Film mit den Mörderglatzen). Zudem schreibt und inszeniert er auch harmlose Pseudoerotikschinken (Wilde Orchidee 1-3). Auch den vorliegenden Film „veredelt“ er mit seiner Präsenz.
Er gibt hier einen wirren (durch seine Frisur kam ich auf dieses Adjektiv, der Geisteszustand seiner Figur im Film scheint aber auch so zu sein) durchgeknallten Prediger, eine Art L. Ron Hubbard für Arme, der seine seltsamen Botschaften via TV oder über Printmedien verbreitet.
Dieser Prediger hat 3 mißratene Kinder: einen perversen Kriminellen, eine Bordellchefin (hier kommt Frau von Teese ins Spiel) und einen versponnenen Junkie, der den ganzen Film hindurch nur auf dem Trip zu sein scheint.
Mr. King ist wohl eher wegen des durchaus vorhandenen Erotikanteils (in Form von sterilen Silikonmöpsen) des Films von Herrn Gould (keine Ahnung ob er was mit dem Pianisten Glenn Gould zu tun hat) engagiert worden. Dita diente wohl auch nur dem Zweck, um den Film zu puschen und ihn auch Ihrer großen Fangemeinde (resultierend wohl auch aus Ihrer Liaison mit einem gewissen Marilyn Manson) näher zu bringen.
Der Film beginnt (im old stylisch Grindhouse-Stil - d.h. gefilmt auf ziemlich benutztem Zelluloid) direkt mit einem Auftritt Dita von Teeses wie sie sich zunächst schminkt, um sich dann in einem Garten eine Pistole in den Mund zu stecken und das Hirn aus dem Schädel zu blasen. Ihr kleiner Sohn Francis (Dita spielt hier sowohl Mutter als auch Tochter) wird von einem Balkon aus Zeuge dieses Geschehens (was wir allerdings erst später erfahren).
Kurz darauf erhalten wir die Cast & Crew-Informationen.
Während des Filmvorspannes dürfen wir einer (aus der Ich-Perspektive im Saw-Stil gedrehten) Operation beiwohnen. Dies aber nur bruchstückhaft. Im Verlaufe des gesamten Filmes hat Francis immer wieder diese Visionen der Operation.

<<Achtung spoiler!>>

Erst am Ende wird diese dann in voller Länge gezeigt und es stellt sich heraus, dass es seine eigene Herzoperation ist, welche sein eigener Vater an ihm vornimmmt.

<<Spoilerende>>

Nach dem Tod seiner Frau schrieb der Vater daraufhin ein Buch mit einer wohl sensationellen Message (jedenfalls macht es ihn zu einem wohlhabenen Mann) und er baut daraufhin eine Art Kirche auf und ist auf der ständigen Suche nach Jüngern.
Einer erkennbaren logischen Handlung konnte ich während der Laufzeit des Filmes leider nicht folgen/beiwohnen. Francis wankt dauerbekifft und zugekokst (verfolgt von irgendwelchen komischen Hallus vom Leibhaftigen, der seine Schwester besteigen will) durch die Handlung und lässt sich von einem Ort zum anderen chauffieren.
Immer wieder wird sein Vater, der seine kryptischen Botschaften (von Aliens und dem Weltuntergang inkl. der anschließenden Erlösung) via TV verbreitet, eingeblendet.
Dita vermittelt Ihre Mädels an Klienten der Sekte Ihres Vaters (oder auch mal an den Vater selbst und dem jüngsten Bruder) und wird auch oft von einem Ort zum anderen gefahren. Auch sie hat irgendwelche (jedoch erotischen) Visionen (kein Wunder bei den knackigen Bunnies, mit welchen sie sich umgibt).
Der jüngste Bruder ist ein richtiges Arschloch, welches augenscheinlich mit Drogen handelt und einem feisten Fettsack mit Headset (jedenfalls telefoniert immerfort darüber) ne Menge Geld schuldet. Der Typ fordert den ganzen Film durch nur sein Geld zurück und spricht Morddrohungen gegen den jüngeren Bruder aus. Sonst wird seine Figur nicht weiter aufgegriffen.
Die ihm zugeteilten Freudenmädchen vergewaltigt und würgt Brüderchen (wobei er sie am Leben lässt). Dita (die Ihrem Bruder wiederum viel Geld zu schulden scheint) ist davon natürlich nicht sehr angetan und

<<Achtung spoiler!>>

erdrosselt Ihren Bruder dafür, dass er Ihr Eigentum beschädigt hat. Kurz vorher hat er noch eine Vision von einem halbnacktem Mädchen, welche ihm mit einer Lampe röntgenmäßig in den Kopf leuchtet.

<<Spoilerende>>

Dita wird kurze Zeit später dann

<<Achtung spoiler!>>

von Francis umgebracht (vorher hat auch sie eine Vision von irgendwelchen Taschenlampen, die Ihr ins Gehirn leuchten, diesmal kommt hierbei allerdings ein weibliches (knackiges) Zwillingspärchen im roten Lack und Leder zum Einsatz).
Francis beerdigt seine Schwester (nicht ohne vorher publikumswirksam Ditas ansehnliche Oberweite zu entblößen) und hat dann anschließend die (für uns aufklärende) Vision der Herzoperation:
Francis muss den von ihm eingeschlagenen Pfad bis zum bitteren Ende gehen um herauszufinden, ob das, was er sich immerzu einbildet, wirklich wahr war oder ob alles nur seiner ungesunden Einbildungskraft entsprang…
Ohne Zweifel haben wir es mit einem sehr eigenwilligen und verwirrenden Werk zu tun, der durch ständigem Wechsel der Zeitebenen, seine zahlreichen Handlungsstränge (die aber nicht zuende geführt werden – vgl. den Fettsack mit Headset oder einen immergeilen Irokesen, der einen Pornofilm mit Ditas Mädels zu drehen versucht) es dem Normalkonsumenten sehr schwer macht Zugang zum Film zu finden.
Für mich ergab das Ganze leider keinen Sinn (bin wahrscheinlich einfach ein Banause).
Bleierne Dia- und Monologe (wobei die Synchro noch ganz okay ist, betrachtet man die Pornosynchros irgendwelcher Billiglabels wie MIB, die jüngst mehrere Shaw-Brothers-Klassiker synchro-mäßig vergewaltigt haben) erklingen leer durch unzureichend ausgeleuchtete Designerwohnungen. Das Innere eines Autos und ein paar kümmerliche Zimmer sind die einzigen Handlungsorte. Dazwischen kryptische Flashbacks, aseptische Silikontitten, unsinnige Anwürfe und pseudoreligiöser Schwurbel verkündet von Zalman King himself.
Gerade mal knapp 65 Minuten Filmhandlung, doch „Attraktion“ Dita von Teese kann den Karren leider auch nicht aus dem Dreck ziehen….

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