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Arnold Schwarzenegger, der in den 80ern sich noch als Supermacho-Macho Held durch No-brainer-Actionflicks wie "Commando" und "Raw Deal" ballern und bomben durfte, durfte auch mal kurz sein Image erfrischen indem er in Komödien wie "Twins" mitspielte, doch nach diesem kurzen Ausflug, gings wieder um Action, und sogar um mehr als nur das. Zum erstenmal war Schwarzenegger in einem Film zu sehen, der eine wirklich intelligente Story vorzuzeigen hatte, ohne störende Logiklöcher (wie in Terminator, der Vater, der vom Sohn durch die Zeit geschickt wird, um diesen zu zeugen).

Im Jahre 2084 ist die Erde nicht mehr der einzige bewohnbare Planet. Der Mars wurde kolonisiert, und ein beliebtes Touristenziel. Der Bauarbeiter Douglas Quaid (Schwarzenegger) ist begeistert vom Mars und will sogar hinziehen. Da seine Frau jedoch dagegen ist, und er sich selbst einen Urlaubdorthin nicht leisten kann, entscheidet er sich zur Firma Recall zu gehen, um den Mars wenigstens einmal erlebt zu haben.
Diese Firme verkauft gefälschte Erinnerungen, an Leute, die einen Urlaub zu 100% real in ihrem Kopf erleben. Bei Quaid's Mars-Urlaub jedoch geht etwas schief. Seine Erinnerungen an Recall werden darauf gelöscht. Nun weiß er nicht was passiert ist, und wird obendrein auch noch von Killern verfolgt. Er flüchtet vor den Killern und findet heraus, dass die Antworten auf seine Fragen auf dem Mars zu finden sind...

Die Grundidee, welche auf einem Roman von Sci-Fi Autor Phillip K. Dick basiert, ist wirklich genial. Die Gedanke, dass mein gesamtes Leben, wie ich es in Erinnerung habe, nur eine Täuschung ist, die mir erst gestern in mein Gehirn eingepflanzt wurde, ist wirklich erschreckend und faszinierend zu gleich. Alles was ich bisher getan habe, alles was ich bisher dachte, alles was ich erlebt hatte, so real es mir auch schien, sind nur fiktive Erinnerungen, die kürzlich in meinen Schädel implantiert wurde, und nun glaube ich der zu sein, der ich bin. In Wirklichkeit war ich letzte Woche noch eine völlig andere Person mit ganz anderen Erlebnissen und Eigenschaften, doch dieses Wissen wurde aus meinem Kopf gelöscht, und nun verkörpere ich eine erfundene Person.

Dieser Grundgedanke macht den Film so interessant und spannend, da man zunächst gar keinen Plan hat was abgeht, aber trotzdem mit Arnie mitfiebert um Stück für Stück seines vermeindlichen Recall-Ego Trips zu erfahren. Schwarzenegger passt gut in die Rolle und schafft es den Character glaubhaft darzustellen, womit der ehemalige Actionössi den Höhepunkt seines Schauspieltalents erreicht hat (wenn man mal vom Stoneface Chara in den Terminatorfilmen absieht).
Auch die restlichen Darsteller liefern eine gute Performance ab, darunter Ronny Cox, der für die Rolle des Oberbösewichts scheinbar geboren ist. Michael Ironside gibt einen guten Fiesling ab und auch Sharon Stone geizt nicht mit schauspielerischen Fähigkeiten.

Mit den passenden Schauspielern ist auch für eine dichte Atmosphäre gesorgt, die zusätzlich durch einen klasse Soundtrack unterstützt wird. Die Musik hört sich teilweise gut an (Titelmelodie/Credits) und passt in jeder Szene perfekt ins Geschehen. Desweiteren tragen auch die teils originellen Sci-Fi Ideen zur passenden Stimmung bei wie der "Laser-nagellack", das kultige Hologramm (z.B. im Videospiel Duke Nukem 3D wiederverwendet), die Mutant-Menschen, oder eben alle Feautures die den "Recall-Trip" umassen.

Paul Verhoeven hat eine klasse Regie durchgeführt, die alles optisch ansprechend erscheinen lässt. Nur bei den Actionszenen muss ich ein wenig Kritikausüben. Klar, es ist Arnie dabei, er nietet einen nach dem anderen um und es kracht auch sonst wie. Doch die 15 Jahre, die der Film nun auf dem Buckel hat, lassen die Action nicht mehr ganz so spektakulär aussehen, wie sie es einst dem Publikum zu sein schien. Dies trifft hauptsächlich auf die Shootouts zu, die im ganzen Film verteilt sind. Meistens sind es wirklich nur durchschnittliche 08/15-Ballereien, die ihr übliches tun, ohne wirklich vom Hocker zu hauen. Wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit deutlich mehr möglich war, wie in John Woo's Blast Killer oder Hard Boiled, dann wirken die Shoutouts hier im Vergleich eher "billig". Gut John Woo wäre ein überdimensionaler Vergleich, aber auch amerikanische Produktionen zu dieser Zeit boten wesentlich aufwendigere Shootouts. Die Szene am Ende mit dem Hologramm hatte meiner Meinung nach das Potential später mit der Matrix-Hall-Shootout Szene verglichen zu werden, wenn man diese nur etwas fetziger gestaltet hätte. Die Location war perfekt...
Wo die Action jedoch punkten kann, sind die Stellen, an denen es sich irgendwo festzuhalten gilt, um nicht nach draußen gesaugt zu werden, und draußen im Mars zu verrotten. Und wenn dann zum Schluss der Reaktor in Betrieb gesetzt wurde, und dicke Luftwolken durch den Mars düsen, dann kommt die Dolby Surround Anlage voll zur Geltung, da man richtig Angst bekommt nicht ganz unbeschadet aus dem Film zu kommen.

Total Recall ist ein richtig genialer Film im mehrfachen Sinne. Der Film bietet eine tolle Story die noch zum nachdenken anregt, gut gewählte Darsteller, dichte Atmosphäre und nicht zuletzt gute Action, nur leider teils eingerostet ist, aber insgesamt immernoch überzeugt, wie auch der Rest des Films. Wer bisher nichts mit Science Fiction anfangen konnte, bekommt mit diesem Film einen wunderbaren Einstieg in die Welt der Zukunftsvisionen.

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