Die erste Stippvisite von B-Action-Star Dolph Lundgren („Showdown in Little Tokyo“, „Silent Trigger“) bei Nu Image gestaltet sich als relativ exotisches Produkt. In einer seltenen und damit erwähnenswerten Zusammenarbeit mit Phoenican Entertainment produzierte die B-Schmiede hier das Regiedebüt des französischen Regisseurs Frédéric Forestier („Le Boulet“, „Asterix at the Olympic Games“) schon relativ früh in Montreal, wohin später viele B-Produktionen verlegt werden sollten.
Abgesehen vom Einsatz eines Stealth Bombers und einigen Szenen zu Beginn (Könnten aus „Air America“ sein..) hält sich der Einsatz von Stock Footage in Grenzen (selbstverständlich filmte man hier nicht extra einen Atombombenexplosion...) und auch das Szenario selbst weiß zumindest auf dem Papier zu gefallen, weil es mit einem Atomraketensilo eine nicht alltägliche Location zum Haupthandlungsort erklärt.
Dorthin verschlägt es nämlich im Verlauf des Films Dolph Lundgren, der als Major Frank Cross beim Militär in Ungnade fiel, weil er auf eigene Faust Hilfslieferungen abwarf und nun, um dem Kriegsgericht zu entgehen, auf den Football, den Koffer mit den Abschusscodes für Atomwaffen, des Präsidenten (blass: Roy Scheider, „Jaws“, „Blue Thunder“) aufpasst. Doch schon am ersten Arbeitstag überrumpeln ihn in seiner Suite Terroristen, nehmen ihm sein wichtiges Utensil ab und bringen ein Silo in ihre Gewalt, um den Präsidenten zu erpressen. Doch Cross hat sich bereits unter die Bösewichter gemischt und beginnt aufzuräumen.
Frédéric Forestier verpackt seinen Film in eine düstere, bläuliche Optik, hat aber merkliche Probleme mit dem Budget, weswegen man von „The Peacekeeper“ auch leider kein Actionhighlight, sondern ein konventionell gehaltenes B-Movie erwarten muss.
Die beste Sequenz, eine furios gefilmte Autoverfolgungsjagd über die Dächer (!!) von Chicago (Montreal wird hier als Chicago verkauft) mit tollen Stunts, irrsinnigen Sprüngen und einigen spektakulären Kameraeinstellungen hat zwar schon fast A-Niveau, bleibt dabei nur leider auch die einzig erinnerungswürdige Actionszene des gesamten Films. Übrigens zeigt sich dafür ausgerechnet nicht Frédéric Forestier sondern Spiro Razatos als Meister des Fachs verantwortlich. Der Stuntkoordinator dürfte einigen Genrefans sicherlich noch durch seine over the top Verfolgungsjagden aus seiner Zeit bei P.M. Entertainment (u.a. „Recoil“) bekannt sein und heuert inzwischen hin und wieder als Second Unit Director an, um die „Großen“ (u.a. auch Michael Bay bei „Bad Boys II“) zu unterstützen.
Den formellen Ablauf im Silo kennt man, weil hier im grundsätzlich nur das klassische „Die Hard“ – Prinzip abgehandelt wird. Die persönliche Fehde zwischen Terroristenanführer Douglas Murphy („The Groundstar Conspiracy“, „Harry in Your Pocket“) fügt sich als ergänzende Storykomponente wenig ein und erinnert schlicht zu sehr an „The Rock“, während die Plädoyers seitens Lieutnant Colonel Northrops (Montel Williams), der, obwohl er das Kommando über diesen Atombunker innehatte, als letzter Überlebender zusammen mit Cross gegen die Eindringlinge kämpft, gegen Atombomben wettert, wirkt im Zusammenhang (Wir haben es hier mit einem anspruchslosen 08/15-B-Actionfilm zu tun) leider nur noch bemüht aufgesetzt.
Trotz zaghafter, durch einen stets präsenten Blaufilter optischen Ästhetik verflacht das Geschehen innerhalb des Komplexes leider zusehends. Das Herumgeturne durch Luftschächten und an den Abschussrampen, um die Raketen unbrauchbar zu machen, wurde zwar solide, aber leider auch völlig innovationslos umgesetzt. Ein paar blutige Schießereien und Kloppereien, die für die böswilligen Rabauken grundsätzlich tödlich ausgehen, erhalten den Film zwar am Leben, vermögen jedoch leider keine weiteren Akzente zu setzen. Gleiches gilt auch für die, besonders negativ bei den Raketenstarts auf tretenden Computertricks, die ihrer Zeit doch deutlich hinterherlaufen.
Dank Lundgren, der auch den ein oder anderen Oneliner parat hält und als Actionheld nach wie vor eine Bank darstellt, kann man letztlich dann doch noch von einem solide B-Actioner schreiben, auch wenn das familiäre Gedusel zwischenzeitlich, weil schlicht für den Film unnütz, etwas auf den Wecker geht. Seine final dann endlich reichlich kompromisslose Vorgehensweise hätte dem Mittelteil nämlich auch gut getan. Würde er dort genauso fix die Gegnerschar abhandeln, wäre „The Peacekeeper“ wesentlich flotter abgelaufen, denn vor allem im Mittelsektor beginnt das Geschehen einfach zu sehr zu verflachen.
Fazit:
Insgesamt durchschnittlicher B-Actioner, der über eine phantastische, das Highlight des Films darstellende, Autoverfolgungsjagd verfügt und mit einem mir mal wieder sehr sympathischen Dolph Lundgren aufwartet, ansonsten aber kaum nennenswerte Szenen parat hält. Das Skript lässt schlicht zu wenig Action zu und der zumindest bemühten Regie von Frédéric Forestier gelingt es dann, trotz relativ authentischen Sets, nicht immer das Optimum aus seinen Möglichkeiten herauszuholen.