In einem nicht näher bezeichneten Land herrschen bürgerkriegsartige Zustände: Die Regierung ist gestürzt, die Menschen versuchen verzweifelt, die Stadt zu verlassen, die von einem rebellischen Söldner gehalten wird. Allerdings rückt bereits eine verfeindete Armee auf die Stadt vor. In dieser chaotischen Situation versucht der Militärangehörige Ossorio (Pascal Greggory) verzweifelt, seine Freundin Clara zu finden und mit ihr an Bord des einzigen erreichbaren Flüchtlingsschiffes zu gelangen.
Der letzte Film des jahrzehntelang aktiven Regisseurs Werner Schroeter, einst Mitbegründer des Neuen Deutschen Films, exerziert Chaos, Angst und Gewalt eines Staatsstreiches durch, ohne je so konkret zu werden, dass er die Allgemeingültigkeit seiner Aussagen einschränken würde. Damit findet er immer wieder treffende und bedenkenswerte Punkte, bleibt aber insgesamt auf einem erschreckend dilettantischen Niveau.
So erweisen sich in erster Linie sämtliche Darstellende als bestenfalls mittelmäßig. Steif stehen sie da, rattern ihre klischeehaften und oft arg ungelenken Dialoge herunter und vermögen ihren Figuren kaum je echte Menschlichkeit oder Glaubwürdigkeit zu verleihen. Allen voran Hauptdarsteller Greggory stolpert mit äußerst begrenztem Gesichtsausdruck, beinahe desinteressiert wirkend, durch den Film, versucht sich an Zigarettenkippen ziehend cool zu inszenieren und bleibt doch durchgehend ungreifbar und kein bisschen identitätsstiftend. Das offensichtliche Bemühen aller Beteiligten, eine Art undurchsichtige Agenten- und Verschwörungsstory inmitten eines zusammenbrechenden Systems zu inszenieren, scheitert an dieser kruden Darstellung – und den miserablen Dialogen, die immer wieder auf Genre-Klischees zurückgreifen und oft allzu prätentiös und bemüht andeutungsvoll daherkommen. Die überaus künstliche deutsche Synchro macht das dann weiß Gott auch nicht besser.
Dazu mäandert die Story ziel- und sinnlos vor sich hin, ohne jemals richtig in Fahrt zu kommen. Dafür, dass der Protagonist so viel Angst um seine Clara hat, erklärt er erstaunlich oft, dass er gerne erstmal ein paar Stunden schlafen würde, und lässt sich allzu bereitwillig in allerhand mal mehr, mal weniger bedeutsame Nebenhandlungen hineinziehen: arglose Prostituierte in einem Lokal, alte Militärkumpels, die ihn zu einem Mordanschlag auf einen Verräter überreden, eine Geliebte, mit der er schnell mal Sex in der Wanne hat (mit einer Wolfsmaske, die da zufällig rumlag, und trotz der Störung durch eine minderjährige Jugendliche, die eine Saftflasche nicht aufbekommt – vielleicht die groteskeste Sexszene ihrer Dekade). Die behauptete Suche nach der ach so heiligen Clara gerät permanent in den Hintergrund, und der Gag, die Gesuchte niemals zu zeigen, verpufft angesichts der offensichtlichen Belanglosigkeit der Suche. So bleibt nur ein recht stümperhaft zusammengebautes Storykonstrukt, das diverse Elemente einer Putsch-, Agenten- und Jagdgeschichte mehr schlecht als recht verbindet.
Immerhin: In einigen wenigen Momenten gelingt es „Diese Nacht“ (oder „Nuit de chien“, so der viel schönere Originaltitel), die Stimmung der Angst, Gewalt und Menschenverachtung eines solchen politischen Putsches einzufangen. Sei es die systematisch als Kriegswaffe eingesetzte Gewalt gegen Frauen – samt brutaler Vergewaltigung, die glücklicherweise nur angedeutet wird – oder einsam umherirrende Kinder, die wie stets die ersten Opfer eines zusammenbrechenden Systems sind. Auch wird das oft billig und steril anmutende Setting hin und wieder gegen starke Aufnahmen einer nächtlichen Stadt getauscht, die dann tatsächlich mal für ein paar gelungene visuelle Höhepunkte sorgen können, auch dank des gelungen eingesetzten, düsteren Scores.
Das bleiben jedoch nur einzelne Momente in einem ansonsten sich beinahe zwei Stunden hinziehenden Werk, das vor lauter Mittelmäßigkeit an der Grenze zum Dilettantismus vor allem eines ist: langweilig. Selbst das wohl tragisch und schockierend gedachte Ende kommt so blödsinnig und halbgar inszeniert daher, dass es wirkt, als hätte Schroeter selbst keine Lust mehr gehabt. Mehr als einige gute Ansätze bleiben hier also keinesfalls mehr übrig – sehr schade für ein letztes Werk eines so lang aktiven Filmemachers.