Als F. Scott Fitzgerald 1922 die Kurzgeschichte „Curious Case of Benjamin Button" schrieb, konnte er sicherlich nicht erahnen, dass diese rund 85 Jahre später Anlass für die Produktion eines 166 Minütigen Hollywood-Steifens seinwürde. Der Film adaptiert die Grundidee der Geschichte, sowie einige Handlungsstränge. Unabhängig davon weist das Drehbuch so manche Abweichungen und Neutextungen auf, was bei der recht langen Filmlänge auch zu erwarten war.
Zur Handlung:
Benjamin Button (gespielt von Brad Pitt) wird 1918 in New Orleans geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt und bittet mit ihren letzten Worten seinen Vater, dass dieser sich um den Jungen kümmern soll. Doch schockiert von dem seltsamen
Aussehen des Babys, beschließt er das Kind sofort abzugeben. Er legt es vor einem Altenheim ab, wo der kleine Junge auch noch am selben Abend gefunden wird. Dort wächst Benjamin dann auf.
Doch im Verlauf der Zeit wird ihm bewusst, dass er im Gegensatz zu allen anderen Menschen nicht altert, sondern jünger wird.
Bald lernt er im Altenheim Daisy kennen, die zu seiner besten Freundin wird und einer der wenigen ist, die sein sein wirkliches Alter objektiv erkennen.
Benjamin wird immer kräftiger und agiler und so nimmt er Arbeit auf einem Kutter an und bereist die Welt. Als er wieder nach Hause zurückkehrt, ist aus dem einst gebrechlichen und alt aussehenden Mann ein stattlicher Kerl geworden.
Kurz darauf trifft er wieder auf Daisy, die beiden verlieben sich nach und nach endgültig ineinander und beschließen zu heiraten.
Die Jahre der Ehe sind Benjamins glücklichste Zeit, doch Körper und Geist werden bei ihm immer jünger und so muss er sich zu einer schmerzvollen Entscheidung durchringen...
Geniales Meisterwerk, oder überperfektioniertes Durchschnitts-Drama?
Der Film weist mit 166 Minuten eine beachtliche Länge auf. Logischerweise, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder andere, da der Handlungszeitraum ja das komplette Leben des Benjamin Buttons betrifft. Leider wird die Länge nicht hundert prozentig konstruktiv ausgenutzt. Zwar hat mich keine Szene direkt gestört oder wirkte überflüssig, aber vielleicht hätte man das eine oder andere mal sein Leben noch ausführlicher behandeln sollen, anstatt gewisse Lebensabschnitte zu detailliert darzustellen.
Andererseits wirkt sich das natürlich positiv auf die Stimmung und die emotionale Berührung des Zuschauers aus.
Die Dialoge sind durchgängig hochwertig und tiefsinnig, wenn auch manchmal über-perfektioniert und pseudoweisheitlich. Das fällt aber aber beim gucken weniger auf, da die Stimmung einen völlig einfängt.
Fazit:
Man kann dem Film sicherlich noch weitere Kritikpunkte zusprechen. Doch trotz dieser Defizite, bin ich lange nicht mehr so berührt und eingefangen worden. Ein wunderschöner Score unterstreicht die melancholische und nachdenkliche Stimmung. Die Perfektion, aber auch das Scheitern des Lebens wird hervorragend verdeutlicht. Der Film wird oftmals emotional, aber niemals kitschig, die Schauspieler vermitteln einem zu jedem Zeitpunkt ein authentisches Erlebnis.
Einzig und allein die Grundbotschaft fehlt. Man geht aus dem Film und kann seine emotionalen Eindrücke nicht direkt definieren oder zusammenfassen, man ist fasziniert und aufs tiefste berührt und fragt sich nach dem eigentlichen Grund...
Vielleicht macht aber gerade das den Film besonders und einzigartig. Trotz Defiziten:
8/10 Punkten