Review

Der größte Fehler, den man machen kann, ist, „Interview mit einem Vampir“ als klassischen Horrorfilm zu sehen. Der Film beschäftigt sich nämlich nicht damit, wie die unsterblichen Blutsauger den Menschen das Leben zur Hölle machen, sondern ist eher ein stilles Drama über das traurige Dasein dreier Vampire, verteilt auf zwei Jahrhunderte und zwei Kontinente.

Am meisten Augenmerk legte man dabei auf die Ausstattung, die wirklich kongenial ist und die Welt von vor 200 Jahren wieder zum Leben erweckt. Ob prunkvolle Ballsäle, dunkle Gassen im New York von heute oder von früher, verrottete Kanalisationen, vernebelte Sümpfe oder ein gigantisches Theater – alles wurde akribisch und detailversessen inszeniert, sodass man sich über mangelnde Atmosphäre wirklich nicht beklagen kann.

So gut wie sein Ruf ist „Interview mit einem Vampir“ trotzdem bei weitem nicht. Wenn man sich für den Mythos Vampir interessiert, erhält man zwar einen wunderbaren Blick auf die Schattenseiten dieses Daseins, falls dies nicht der Fall sein sollte, wirken viele Dialoge dünn wie Papier, obwohl sie den Anschein von Tiefsinnigkeit vermitteln. Langweilige Stellen gibt es zuhauf, die ganz dicken Überraschungen bleiben leider ebenso aus, obwohl die letzte Szene wunderbar ironisch gelungen ist. So richtig ernst nimmt sich der Film übrigens nicht, die Einführung Claudias in die Regeln der Vampirwelt ist beispielsweise recht amüsant.

Die Besetzung ist durch die Bank prominent, obwohl es damals zum größten Teil noch keine Top-Stars waren. Cruise kommt wie üblich sehr arrogant rüber, Pitt guckt dagegen zu beleidigt aus der Wäsche. Richtig gut gefallen hat mir der furchterregende und geheimnisvoll wirkende Antonio Banderas, leider kommt dessen Auftritt sehr spät. Bemerkenswert professionell spielt die blutjunge Kirsten Dunst, die vor Leinwandenergie nur so sprüht.

Fans des stilvollen und ruhigen Horrorfilms können beruhigt zugreifen und sich an schön gelungenen Sets satt sehen, alle anderen erwartet ein zweifellos gelungenes, aber über weite Strecken langatmiges Blutsaugerdrama, dass seinem Ruf nicht ganz gerecht werden will.

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