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Mit Max Payne beschert man uns mal wieder Videospielverfilmung und mal wieder kann man selbst (oder besonders) als Kenner der Vorlage sich nur fassungslos fragen, was der Drehbuchautor mal wieder geraucht hat. Die Crux dabei ist eigentlich ein ganz trivialer Grund: Die Macher dieses Filmes haben ganz offensichtlich, genau wie bei den vielen anderen Videospiel-Filmgurken da draußen, die Vorlage schlichtweg nicht gespielt. Schon mal probiert ein Buch zu verfilmen, obwohl man nur den Klappentext gelesen hat? Dabei hätte sich Max Payne von dem finnischen Entwickler Remedy aus dem Jahr 2001 doch perfekt für eine direkte Umsetzung geeignet. Die Noir-Geschichte um den NYPD-Cop Max Payne (Wortspiel: Max=Maximal; Payne=Paine=Schmerz), dessen Frau und Kind ermordet werden und dieser daraufhin einen Rachefeldzug startet, sich dabei tragisch in eine Auftragskillerin verliebt, und eine Verschwörung bis in höchsten Ränge der amerikanischen Regierung aufdeckt, besitzt trotz des konventionellen Rahmen eine große emotionale Tiefe und ist clever erzählt.

Doch gerade das Wichtigste, Max‘ innere, höchstgradig philosophischen Monologe, welche seine innere Zerrissenheit grandios porträtieren, hat man für den Film einfach unterschlagen, wodurch der von Mark Wahlberg stoisch verkörperte Film-Max zu einer komplett eindimensionalen und uninteressanten Figur verkommt. Die Verschwörung beschränkt sich hier nur auf ein Pharmaunternehmen und die militärische Droge Valkyr. Die Liebesaffäre wird nur angedeutet und gegen Ende wird der Film schlichtweg lächerlich. Aber wahrscheinlich war dies alles zu anspruchsvoll für einen Hollywoodfilm (welch Ironie). Wo der Film durchaus punkten kann, ist die Optik. Nicht nur wirkt alles sehr düster und surreal, auch ist dem Drehbuchautor ein genialer Kniff gelungen: Die Halluzinationen, hervorgerufen durch die Droge Valkyr, werden konkret visualisiert, was wenigstens für ein paar optisch beeindruckende Momente reicht. Für mehr leider nicht, denn unverständlicher Weise gibt es in Max Payne erstaunlich wenige Actionszenen. Dies nimmt der ersten Hälfte viel Tempo, ist aber, da man offenbar mehr Wert auf die psychologische Seite legen wollte (was misslang), noch akzeptabel. Unverzeihlich ist aber, dass auf die in der Vorlage exzessiv eingesetzte Bullet-Time (populär geworden durch die „Matrix“-Trilogie), beinahe komplett verzichtet wurde. Statt per CGI die Laufbahnen der Projektile zu visualisieren, hat man mit hochmodernen Kameras extreme Zeitlupenaufnahmen verwendet, und echte Kugeln gefilmt, was unbestreitbar einen sehr coolen Effekt erzeugt, aber warum dann bitte nur zweimal im gesamten Film?

Max Payne setzt sich zwischen die Stühle. Neulinge werden sich kopfschüttelnd in ihrer Meinung bestärkt sehen, Videospiele seien schwachsinnig und Kenner werden sich schwarz ärgern, wie man eine derartig tolle Vorlage so verhunzen konnte. Selbst das Ende weicht um 180° von der Vorlage ab. Warum kann man die Geschichte der Vorlage nicht einfach beibehalten, sondern muss sich irgendeinen Schwachsinn drum herum ausdenken? Was bleibt ist optisch hochwertige Langeweile mit Hang zur Lächerlichkeit, was zum Teil auch an der grotesken Fehlbesetzung der Rolle von Mona Sax liegt. Da ändert auch das nachträglich mit schlechter CGI eingefügte Blut in der Unrated-Version nichts.

4/10

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