So. "Max Payne" - Der Film. Das Stück Zelluloid, auf das Fans der beiden Spiele seit anno Tobak gewartet haben. Hat sich das Warten denn gelohnt? In einem Wort: Nein! Aber eins nach dem anderen...
Was machte seinerzeit die Faszination von "Max Payne" und einige Jahre später die der grandiosen Fortsetzung aus? Zum Beispiel die Hauptfigur, ein psychisch kaputter, tablettensüchtiger Antiheld, der nach dem gewaltsamen Tod seiner Familie vom Leben nichts mehr zu erwarten hat außer Schmerz und Albträume (die zu den intensivsten Szenen der Spiele zählen). Die für ein reines "Actionspiel" ungewöhlich gut geschriebene Story, die durch Max' Monologe und andere Kniffe verstörende Einblicke in die kaputte Seele ihrer Hauptfigur gewährt. Die dreckige, hoffnungslose Atmosphäre des Spiels, dessen Schauplatz eine Stadt ist, die überquillt vor Mördern, Drogensüchtigen und anderem Abschaum. Und nicht zuletzt der Grund, warum sehr viele (wenn nicht alle) das Spiel überhaupt erstmals ins Laufwerk geschoben haben dürften: bergeweise Leichen, die sich auf seinem Rachefeldzug hinter, vor und um den Spieler auftürmen.
All das waren wichtige Bestandteile, die "Max Payne" samt Fortsetzung zu Kultobjekten haben werden lassen. Die Frage ist nun, was hat das mit dem Film zu tun? Theoretisch einfach alles, aber in der Praxis ist davon nur wenig bis gar nichts zu spüren. Zunächst einmal drängt sich die Frage auf, für wen "Max Payne" gemacht wurde? Für die Fans der Spiele etwa? Wenn ja, warum wurde dann so vehement auf alles geschissen, was diese an den Spielen so lieben? Für diejenigen, die mit den Spielen nichts am Hut haben und für die der Film die erste Berührung mit der Materie darstellt? Na, viel Vergnügen beim Versuch, die Charaktere einzuordnen - wer, wie, was und warum wird nämlich weitgehend für sich behalten. Von daher würde ich tatsächlich annehmen, dass sich der Film in erster Linie an diejenigen mit Vorwissen richtet. Nur...warum wird für eben diese Leute so wenig getan?
Vom Flair des Spiels ist nichts übrig geblieben - die erste Stunde zieht sich gewaltig und fühlt sich an wie ein lahmarschiger Fernsehkrimi. Mark Wahlberg spielt sogar mit der gleichen eruptiven Hingabe wie seinerzeit Horst Tappert. Mannmannmann...wortkarg, verbraucht und kaputt schön und gut. Aber auch das kann man mit Hingabe spielen. Wahlberg hingegen wurde anscheinend schon im Voraus bezahlt und zieht nur noch sein Ding durch, damit er endlich nach Hause kann. Da hab ich, speziell nach "Shooter", wirklich mehr erwartet. Der restliche Cast strengt sich auch nicht mehr an als er muss; Mona Sax hat man, sobald eine Szene mit ihr vorbei ist gleich wieder vergessen, und zu Jim Bravura (Ludacris...oh mein Gott...) will mir irgendwie gar nichts einfallen, was auch nicht unbedingt für den Mann spricht. Olga Kurylenko hat als Natasha Sax (das Mona und ihre Schester Russinnen waren, muss mir auch irgendwie entfallen sein) nicht viel mehr zu tun als sich auszuziehen, nicht flachgelegt und wenig später in einer Gasse zerhackt zu werden.
Nach einer erstaunlich drögen Stunde legt der Film kurz enorm an Tempo zu, als Max der Lösung des Rätsels einen großen Schritt näher kommt, nur um dann wieder in Lahmarschigkeit zu versinken, bevor es Richtung Showdown geht.
Ein Showdown, der den Film in der Bewertung auch noch den einen oder anderen Punkt kosten wird. Dann wollen wir mal: Nachdem Max der Wahrheit ein gutes Stück zu nahe gekommen ist, soll er natürlich aus dem Weg geschafft werden. So weit, so bekannt. Das "Wie?" allerdings verdient besondere Erwähnung.
*SPOILER*
Zunächst mal bindet der sich gerade offenbart habende Bösewicht und gesuchter dritter Mörder von Max' Familie diesem auf die Nase, warum seine Frau und sein Kind sterben mussten. Dann soll auch Max dran glauben; aussehen soll es wie der Selbstmord eines Junkies. Und wie selbstmordet der klassische Junkie sich normalerweise? Er schenkt der enormen Menge seiner Lieblingsdroge in der eigenen Jackentasche (die Max vom Fiesewicht zugesteckt bekommt) keine weitere Beachtung und bindet sich lieber mit einem Seil zehn Kilo Schrott an die Füße, um damit ins Hafenbecken zu hüpfen, richtig? Ja...genau. Max hüpft entkommenderweise von sich aus ins arschkalte Wasser, die Gangster entleeren ihre Knarren ins Hafenbecken und ziehen Leine. Max schleppt sich wieder an Land, greift in seine Tasche und säuft die ihm zugeschobene Gratisladung "Valkyr" in einem Zug leer. Warum auch nicht? Daraufhin verwandelt er sich offenbar in Super-Mario Max und stößt ein unmenschliches Röhren aus, dass der unbedarfte Zuschauer glaubt, dem Mann wachsen gleich Klauen, Fell und Fangzähne, während in dem schlechten Drogentrip hinter ihm die Stadt in Flammen aufgeht. Dann geht es endlich zum Finale in die Firma, die für "Valkyr" die Verantwortung trägt. Leider kriegt man auch hier wieder mehr beschissene optische Spielereien als tote Sicherheitskräfte zu sehen. Am Ende stellt der zugedröhnte Max den Bad Guy und jagt ihm unspektakulär eine Kugel durchs Herz. Da wurde im Spiel noch deutlich pompöser ins Gras gebissen... Ende. Endlich.
*SPOILER* Ende
Unterm Strich haben wir also einen Film, mit dem wahrscheinlich keiner so recht etwas anfangen kann. Kenner der Spiele ereifern sich mit Recht darüber, wie auf alles geschissen wurde, was diese ausgemacht hat, und Nicht-Kenner sitzen hundert Minuten auf dem Arsch und fragen sich, wer was aus welchem Grund mit wem tut oder auch nicht - man ist in der Tat genau so nahe an (und gleichzeitig so weit weg von) der Vorlage geblieben, um Fans zu verärgern und Neulinge ratlos zu machen. Actionsequenzen habe ich ganze 1,5 (also dreimal eine halbe) gezählt, und in diesen gab es mehr schnörkeliges Effektgewitter als Tote. Tut mir leid, aber wenn allein im ersten Level des Spiels mehr Leute draufgehen als im gesamten Film, dann läuft da irgendwas entschieden verkehrt. Ich sage das ungern, aber Uwe Boll hätte das besser gemacht - der hätte wenigstens für einen ordentlichen Bodycount gesorgt!