Review

Spieleumsetzungen sind immer mit Vorsicht zu genießen, neigen sie doch dazu, sich meist recht weit von der Vorlage zu entfernen und somit inbesondere die Hardcorefans zu vergraulen. Für John Moores Interpreation des 3rd-Person-Shooter Klassikers "Max Payne" gilt dies durchaus ebenso. Blendet man jedoch einmal den heute fast schon obligatorischen und modischen Verrisszwang ("Boll-Phänomen") aus, sobald ein mehr oder weniger bekanntes Spiel für die Leinwand portiert wird, so offenbart sich im Falle des desillusionierten Großstadtcops Max Payne ein grundsolides Actionmovie, dem im Gegensatz zu Comicaadaptionen wie dem "Punisher" eigentlich nur die brachiale Härte abgeht. Hier war leider der Kommerz ausschlaggebend, weswegen der Film - anders als der "Punisher" - in den USA unbedingt das lukrative PG13-Rating erhalten musste. Nur folgerichtig, dass die blutige Zeitlupenaction der Bits&Bytes-Vorlage unter diesen Bedingungen in der aktuellen Fassung nur noch zu erahnen ist. Wahrscheinlich ist diese Einschränkung auch der etwas kurzschlüssige Hauptgrund für die meisten eher negativen Kritiken.

Abgesehen von dieser bedauernswerten Kommerzentscheidung zugunsten eines jugendlichen Publikums braucht sich John Moores Film nämlich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Im Gegenteil: Mit Mark Wahlberg ("The Big Hit") hat man einen Hauptdarsteller gefunden, der sehr gut die Rolle des verbitterten Payne verkörpert - auch wenn mancher nun aufschreien mag, dass man doch bitte denjenigen Darsteller hätte nehmen müssen, der seinerzeit schon für das Spiel Pate stand. Für eine Hollywoodproduktion, die nunmal eines bekannten Gesichts für den zentralen Chakater bedarf, wäre dies aber kaum denkbar gewesen.
Weitere Akteure wie Beau Bridges, Ludacris (geht ja aktuell immer noch nicht ohne Musikstar) oder die süßen "Sax"-Schwestern Olga Kurylenko und Mila Kunis bleiben dagegen unauffällig, erfüllen ebenso ihren Zweck, auch wenn ihre Rollen kaum in Erinnerung bleiben. Payne-Fans werden jedenfalls einigen bekannten Namen begegenen. Aber nicht nur in Sachen Charakterkonstellation findet sich schließlich manche Parallele zur Vorlage, auch gelang es Regisseur Moore ("Im Fadenkreuz") mit düsteren, in kalte Farbtöne getauchten Bildern die grandiose Atmosphäre des gefeierten Computerspiels recht passend einzufangen. Dichtes Schneetreiben und finstere Hinterhöfe dominieren die triste Szenerie und mancher Handlungsmoment weckt wohlige Erinnerungen an vergangene Zockertage - auch wenn Details, Chronologie der Handlung und die Motivationen der Aktuere schonmal etwas abweichen können. Als Beispiel für einen gelungenen Deja-Vu-Moment sei hier auf die Szene verwiesen, in welcher Max nur Minuten zu spät kommt, die jedoch seiner Frau und seinem Kind das Leben kosten.

Wie schon im hoch unterhaltsamen Owen Wilson-Kracher "Im Fadenkreuz" präsentiert sich schlussendlich die Action auf hohem Niveau. Auch wenn nicht hektoliterweise Blut spritzt, überzeugen inbesondere die Shoot-Outs durch eine ansehliche Choreographie, die auch die vom Spiel bekannte Ultrazeitlupe/Bullettime im Programm hat. Auf Logik kann hierbei natürlich bereitwillig verzichtet werden. Nicht verzichtet werden soll allerdings in diesem Review auf die Erwähnung der sehr stimmigen Visionsszenen, die durch den Gebrauch der Filmdroge "Valkyr" verursacht werden. Ein echtes optisches Highlight, auch für Freunde der Spielevorlage!

Fazit: Schade, dass die zynisch-kompromisslose Härte nicht ihren Weg vom Computermonitor auf die große Leinwand gefunden hat. Aber abgesehen hiervon wird technisch erstklassig inszenierte, sehr atmosphärische Actionkost geboten, die darüberhinaus solide gespielt ist und neben auf modern gestylten Schießerreien auch die düsteren, manchmal surrealistischen Drogenrausch-Momente der Vorlage angemessen einfängt. Unterm Strich macht dies knappe 7 Wertungspunkte. Mit mehr Liebe zum Detail hätte natürlich weit mehr aus dem Film werden können, keine Frage!

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