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Tierfilme, zumal wenn sie für die große Kinoleinwand enstehen, bedeuten immer einen schmalen Grad zwischen Verniedlichung und dokumentarischem Eifer, ganz abgesehen davon, dass die Realität, die der Film abbilden will, schon durch den menschlichen Eingriff zumindest in Frage gestellt ist. In "Wächter der Wüste" spürt man den Ehrgeiz der Macher es besser zu machen, in dem sie sich mehr als ein halbes Jahr in der "Kalahari" Zeit liessen, sich mit modernster Technologie so unauffällig wie möglich den Wüstenbewohnern zu nähern. Ihnen gelangen dabei nicht nur großartige Naturaufnahmen, sondern auch sehr private Einblicke in das Leben der Erdmännchen ( Originaltitel "The Meerkatz").

Das sie die Erdmännchen in den Mittelpunkt ihrer Beobachtungen stellten, hat mehrere Gründe. Zum einen sind diese niedlich und in ihrem Sozialverhalten den Menschen nicht unähnlich, zum anderen ist es faszinierend zu erleben, wie sich die kleinen Lebewesen in einer Umgebung behaupten, die so furchterregend ist, dass auch der Mensch ohne entsprechende Ausrüstung hier nur wenige Überlebenschancen hätte. "Wächter der Wüste" vermittelt ein sehr genaues Bild von den Gefahren, die ihnen nicht nur durch Löwen, Kampfadler und Giftschlangen blühen, sondern auch durch die brütende Hitze in einer der unwirtlichsten Gegenden der Welt. Das Fressen und Gefressen werden, die ständige Gefahr, dem fast jedes Tier bei der Nahrungssuche ausgesetzt ist, die knallharte Hierarchie der Stärke, die hier die besten Plätze zuweist, wird dem Betrachter verdeutlicht.

Doch "Wächter der Wüste" will nicht nur als reine Dokumentation glänzen, sondern auch ein Tierfilm für Kinder sein, die sich mit den Erdmännchen problemlos solidarisieren können. Deshalb hat man die dokumentarischen Aufnahmen in eine Story verpackt, die den kleinen Kolo in den Mittelpunkt stellt, dessen Zeit des Erwachsenwerdens hier geschildert wird. Erdmännchen-Weibchen können sehr viele Junge gebähren, weil etwa ein Drittel von ihnen die dreimonatige "Lernphase" nicht überleben. Das schildert Rufus Beck aus dem Off, aber ganz so hart will der Film die Realitäten für sein jugendliches Publikum dann nicht schildern.

Stattdessen zeigt man die spannenden Abenteuer des kleinen Kolo, der zwar vielen Gefahren ausgesétzt ist, diese aber dank eigener Gewitztheit und der Hilfe seiner Familie alle überlebt. Man kann davon ausgehen, dass es sich nicht immer um das selbe Jungtier handelt, dass hier als Kolo auftritt, sondern dass aus vielen Szenen, in denen Jungtiere bei ihren "Erfahrungen" gedreht wurden, die Geschichte zusammen gefügt wurde. Angesichts der Kobra, die sich in das Nest hineingleiten lässt, ist es nur schwer vorstellbar, dass alle Erdmännchen ihr´entkommen konnten. Aber der Film erspart dem Betrachter diese Konsequenz, denn auch so sind die Bilder für Kinder erschreckend genug.

Auch "Wächter der Wüste" kann trotz seiner wirklich beeindruckenden Momente letztlich den Zwiespalt zwischen kindgerechter Unterhaltung (und damit Erfolg an der Kinokasse) und Dokumentation nicht auflösen. Die Art wie die Aufnahmen hier aufbereitet werden, indem dem kleinen Kolo und seiner Familie menschliche Worte in den Mund gelegt werden, verfälschen die Realität - wie auch der Zusammenschnitt der Aufnahmen - können damit aber Kindern sehr anschaulich den Alltag der kleinen Lebewesen vorführen. Vielleicht besser, als es eine reine Dokumentation vermögen würde. Nur, wenn man zu diesem legitimen kindgerechten Stilmittel greift, sollte man sich den belehrenden Ton, der zwischendurch vor den Gefahren einer Klimakatastrophe warnt, sparen, da solche Bemerkungen, die eindeutig auf die Eltern abzielen, in der Geschichte vom kleinen Kolo aufgesetzt wirken.

Fazit : "Wächter der Wüste" ist ein schöner Film mit niedlichen Hauptdarstellern, der auch einen Eindruck der Härte des Lebens vermitteln kann, dabei aber immer kindgerecht bleibt und eher den Charakter eines Abenteuerfilms einnimmt. Auch für Erwachsene nicht uninteressant, die aber gezwungen sind, die dokumentarischen Aussagen selbst heraus zu filtern (7/10).

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