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Nun, ich muss es gestehen, nicht unter Waffengewalt aber trotzdem gebe ich's zu: Ich bin ein riiiieeesen Kevin Smith Fan. Ich habe jeden seiner Filme gesehen, besitze mittlerweile auch jeden Film auf DVD und liebe sie alle. Jeden einzelnen. Dieser Mensch ist unfähig, einen schlechten Film zu machen, oder? Jersey Girl war zwar nur „ganz nett" aber eben auch weit davon entfernt, langweilig zu sein.

Jetzt haben wir hier also den neusten Streich von „Silent Bob" Kevin Smith, Zack & Miri make a Porno. Der erste Weg führte dann natürlich gleich ins Kino, direkt am Releasetag, 20:15 Uhr, Logenplatz, Mitte des Saals in meinem Lieblings-Cinemaxx. Alle Voraussetzungen waren nahezu perfekt, der Kinosaal selbst war sehr leer, man hatte also keine Bemerkungen, nerviges Chips-Gemampfe oder das Schlürfen aus Cola-Trinkhalmen zu befürchten. Nun Klappe zu, Handys aus, Augen auf die Leinwand gerichtet und ab geht's!

„Zack and Miri make a Porno" sagt eigentlich schon sehr direkt aus, worum es im Film geht. Zack und Miri sind Freunde seit frühesten Kindheitstagen, sie wohnen in einer Art WG zusammen. Diese ist natürlich leicht herunter gekommen, wie das halt so aussehen kann, wenn 2 relativ junge Menschen zusammen leben. Bier ist wichtig, Fastfood sowieso. Leider ist neben diesen essenziellen Dingen aber auch heißes Wasser (oder überhaupt Wasser) und Strom wichtig. Und genau hier liegt nach kurzer Einführung der Charaktere das Problem: das Geld fehlt, die Strom- und Wasserrechnungen können nicht bezahlt werden, man sitzt im Dunklen auf dem Trocknen. Zack kommt dann ziemlich schnell die Idee, dass Menschen Geld dafür bezahlen, andere Menschen beim Sex zu beobachten. Jeder Anfänger könne ein Video veröffentlichen und das würde sich wie geschnitten Brot verkaufen. Und so würden sie nicht nur das Geld für die Rechnungen rein bekommen sondern darüber hinaus auch reich werden.
Zack schreibt also ein Drehbuch und sucht einen Produzenten, den er in seinem Mitarbeiter im CoffeeShop findet. Immerhin muss man ja Startkapital haben. Sie mieten eine dieser Mietsgaragen in einem Industriegebiet. Dann wird gecastet, und zwar die professionellsten Schauspieler, die sie in der Gegend finden können: alles Freaks, Laien, Sexsüchtige oder sonst in irgendeiner Art irre Menschen. Darunter Lester alias Jason Mewes (viele von euch sollten ihn noch als Jay aus Jay und Silent Bob schlagen zurück, Dogma, Clerks, Clerks 2, Chasing Amy oder Mallrats kennen), der immer sehr schnell nunja... „einsatzbereit" ist.
Die Crew erschafft Klamotten und Requisiten für einen Pornofilm im Star Wars Universum, doch leider wird nach dem ersten Drehtag der ganze Gebäudekomplex mit Baggers platt gemacht. Alles droht zu platzen, bis Zack einfällt, das im Coffeeshop, in dem er arbeitet, eine Überwachungskamera steht, die sie für die Aufnahmen benutzen könnten. Gedreht wird einfach im Coffeeshop selbst, abends nach Ladenschluss, die ganze Nacht hindurch. Zack hat für den Film nicht nur geplant, dass jeder mit jedem schlafen soll, sondern dass auch er mit Miri eine Szene haben möchte. Aber kann das die Freundschaft gefährden? Oder gar den ganzen Film? Ruiniert er damit am Ende alles?

Christ, I spend way too much time on the internet


Die Story an sich birgt, wie ihr sicher schon bemerkt habt, eine ziemlich gute Komödie. Sozusagen wie ein Baby im Mutterleib wächst auch hier eine kleine Liebesgeschichte/Romanze zwischen Zack und Miri heran, die nach und nach quasi von null auf 100 immer offensichtlicher und für beide Personen wichtig werden soll. Anders als zum Beispiel bei Titanic oder Pearl Habour, wo eine aufgesetzte Liebesgeschichte alles kaputt machen kann, ist sie hier irgendwie das Kernelement. Wenn ich sage, das es sich um eine kleine Liebesgeschichte handelt, dann meine ich auch, das der Film insgesamt sehr klein, fast schon intim geworden ist. Es gibt nicht sonderlich viele andere Schauspieler, die Freundschaft der Crew wird immer besser ausgearbeitet und alles wirkt einfach lieb. Sicher sind einige vulgäre Witze zu hören bzw. vulgäre Szenen zu sehen, aber das gehört einfach in einen Kevin Smith Film hinein. Wer seine anderen Filme gesehen hat, wird verstehen, was ich meine.
Die „Erotikszenen" sind dann natürlich nur so gestaltet, das man sieht, was passiert, ohne dabei expliziert oder wir bei American Pie peinlich zu werden. Nicht nur die Freundschaft der Crew untereinander ist „lieb", auch diese Szenen sind recht harmlos und warmherzig gestaltet.

Das Wichtigste an einem Kevin Smith Film sind aber die Charaktere. Jeder Charakter ist einzigartig und liebevoll ausgestaltet. Man wird jede Rolle mögen, es gibt keine Hassobjekte, das würde hier auch völlig fehl am Platze sein. Natürlich erfährt man von Zack und Miri am meisten, was ihre Hintergrundgeschichte und ihre Lebensweise angehen. Schusselig und leicht naiv sind beide, was den liebevollen Charakter nur noch mehr unterstützt. Gespielt werden Zack und Miri übrigens von Seth Rogen (Ananas Express!) und Elizabeth Banks (Vorbilder, Mensch Dave). Sie spielen ihre Charaktere einfach hervorragend. Es ist nicht ganz leicht, so naiv, situationsbedingt komisch und in der Beziehung zueinander so liebevoll zu sein. Vor allem, weil sich die Liebesgeschichte ja erst nach und nach entwickelt und sie am Anfang tatsächlich nur so was wie zwei Kumpels sind.
Wer Kevin Smith kennt, weiß, dass er auch die Nebenrollen ins Detail sehr gut besetzt. Von der „leicht" verblödeten Blondine mit dem übermäßigen Vorbau, bis hin zum schwarzen Produzenten passt jeder Schauspieler direkt in seine Rolle. Craig Robinson spielt eben genannten Produzenten und Kollegen von Seth Rogen ganz hervorragend, immerhin müssen sich die beiden bei ihrer eigentlichen Arbeit mit einem merkwürdigen Inder (?) herum schlagen, der beiden nicht traut und sie aufs übelste beleidigt (wieso leitet ein Inder, der aussieht wie ein Hausmeister, einen Coffeeshop in Amerika?). Jason Mewes darf endlich das tun, was er als Jay in jedem anderen Kevin Smith Film immer machen will... Sex haben ^^ und in dieser Hinsicht zeigt der gute Kerl (hier ohne seine langen Haare und die Wollmütze, sieht ein klein wenig ungewohnt aus), was er drauf hat. Auf die Rolle hat er sicher seit Clerks 1 damals gewartet, wie nett von Kevin Smith, dass er seinen Wunsch endlich erhört hat.

Der Soundtrack bietet leider nichts besonderes, allerdings muss ich als eingefleischter Metaller sagen, dass mich sogar DMX hier überhaupt nicht stört. Hip Hop passt ganz gut in die Story und das Umfeld mit rein. Der Film bietet keine mega-teuren Special Effects, weswegen man die Soundkulisse insgesamt als Ok einstufen kann. Nichts besonderes, aber auch nicht auffallend (was ja letztendlich das beste Zeichen ist).

I will be your Sherpa up the mountain of gayness

Also, was bleibt über Zack and Miri make a Porno zu sagen?
Zunächst mal: guckt euch den Film, wenn möglich, auf Englisch an. Viele Wortspiele können einfach nicht ins deutsche übersetzt werden. Außerdem klingen die Personen mit ihren Originalstimmen so geil, dass es eine reine Freude ist. Eben diese merkt man jeder einzelnen Person in jeder Szene deutlich an. Zwar werde ich irgendwie das Gefühl nicht los, das Kevin Smith sich etwas dem Mainstream anpassen möchte (die Idee drängt sich nicht direkt auf, es ist mehr so etwas wie eine Ahnung), aber Spaß macht er allemal. Und wie! Er hat einen richtig guten Film erschaffen für alle Kevin Smith Fans da draussen. Wer sonst würde mit so einem Thema und solch skurillen Charakteren was anfangen können? Er hat zwar seine Jersey Filme abgeschlossen, also Clerks, Mallrats, Chasing Amy und ich glaube sogar Jay und Silent Bob schlagen zurück. Aber meiner Meinung nach muss er da auch nicht wieder dahin zurückkehren. Eigentlich stellt dieser Film sogar die einzige Romantik-Komödie neben Chasing Amy dar (betet, das ich dazu jemals eine Kritik verfassen werde! Das ist eine der besten und intelligentesten Liebeskomödien aller Zeiten). Er sollte allerdings darüber nachdenken, Jay und Silent Bob in irgendeiner Form wieder in seinen nächsten Film einzubauen, immerhin sind sie so was wie ein Glücksbringer für ihn geworden und die so ganz nebenbei sind sie die kultigsten Figuren, die Kevin Smith je erschaffen hat.

Zack and Miri make a Porno ist allerdings nicht so gut wie Dogma, sein wohl bester Film überhaupt. Er hat zwar keine Längen, es wird wirklich zu keiner einzigen Sekunde langweilig, aber die Story und die Umsetzung von Dogma und das schauspielerische Talent sind in dem Film wirklich einzigartig.
Standardmäßig muss ich noch erwähnen, dass jeder noch so dumme Spruch in Zack and Miri make a Porno zu 100%  trifft. Er unterhält, das ist es, was Filme machen sollen. Kevin Smith hat alles richtig gemacht, mehr davon, bitte!

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