"Zack and Miri make a Porno" bietet zwei Überraschungen:
1. Zack und Miri stellen tatsächlich einen Porno her. Kein Pseudo-Sexfilmchen, bei dem so getan wird als ob, sondern richtig harte Action von Anal bis Fäkal. Zwar nicht alles im Bild (da der Film schliesslich in den "normalen" Kinos laufen soll), aber sprachlich und aus einer neutraleren Kameraperspektive heraus macht der Film kein Geheimnis aus seiner Zielsetzung, zudem er noch mit richtigen Pornostars aufwarten kann - Traci Lords als "Bubble", die ihr Image auch 30 Jahre nach ihrer Karriere nicht wirklich los wird, und Katie Morgan, die ihre stark vergrößerten Brüste gekonnt ins Bild hält.
Angesichts des Fakts, dass der Film von Kevin Smith ist, entspricht diese respeklose Vorgehensweise der normalen Erwartungshaltung, so dass die eigentliche Überraschung eher im zweiten Punkt liegt :
2. Bei dem Film handelt es sich doch um eine typische RomCom, die nicht nur ihren vorhersehbaren Weg geht, sondern genauso jungfräulich brav und gesellschaftskonform bleibt, wie fast alle ähnlichen Geschichten über das komplizierte Zusammenfinden eines glücklichen Paares.
Doch zurück zum Anfang - Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) kennen sich schon seit frühester Kindheit, gingen gemeinsam auf die Highschool und leben seit Jahren zusammen in einer Wohnung. Allerdings haben sie keinen Sex und selbst wenn Zack versehentlich in das unabgeschlossene Bad geht, schreit Miri erschrocken auf. Das sie sich sonst prächtig verstehen, zeigt sich gleich zu Beginn, als sie eine Jahresfeier ihres Abschlussjahrgangs besuchen. Während sie im Auftreten und ihrem emotionalen Empfinden ähnlich reagieren, ist ihnen ihrer sonstige Umgebung eher fremd. Trotzdem suchen sie sich ihre sexuellen Abenteuer in der Außenwelt, wenn auch mit durchschnittlichem Erfolg.
Um so mehr kommt Miri ins Stocken, als ihr Zack vorschlägt einen Porno zu drehen, bei dem er auch mit ihr Sex haben würde. Das sie trotzdem zustimmt, liegt an ihrer verzweifelten wirtschaftlichen Situation. Obwohl berufstätig, fehlt es an allem, auch weil sie ihr Geld nicht unbedingt für die notwendigsten Dinge ausgeben. Als Wasser, Strom und Heizung abgestellt werden, schlägt Zack deshalb vor, einen Porno zu drehen, mit dem man leicht Geld verdienen könnte...
Keine Frage - Zack und Miri sind sympathisch und in ihren chaotischen Lebensumständen menschlich nachvollziehbar, weshalb auch ihr Ausweg aus dem Dilemma nicht fragwürdig wirkt. Seth Rogen spielt wieder seine Paraderolle als dicklicher, haariger Brummbär, und Elizabeth Banks kann erneut in einer komischen Rolle überzeugen. Dazu gibt es eine Vielzahl an Nebendarstellern, die zu dem witzigen Panoptikum beitragen, auch wenn nicht jeder Gag geschmackssicher ist, was letztlich auch Niemand erwartet.
Doch trotz dieses unterhaltsamen Treibens wirkt "Zack und Mimi make a Porno" holprig, denn Kevin Smith kann sich nicht entscheiden zwischen einer knallharten Satire und einer zarten Liebesgeschichte. Nicht ohne Grund ist die Szene am witzigsten und berührendsten zugleich, die diese beiden Richtungen aufeinander prallen lässt. Als Zack und Miri ihren gemeinsamen Part des Pornos abdrehen sollen, verhalten sie sich so ungeschickt und schüchtern , wie viele Paare, die das erste Mal miteinander schlafen.
Die Diskrepanz dieses liebevollen Akts zur Erwartungshaltung an einen Porno, die sich auch in den Kommentaren der anderen Beteiligten widerspiegelt, vermittelt einen Moment der Ambivalenz, den der Film sonst nicht anbieten kann. Stattdessen wird es zunehmend peinlicher, mit welch konstruierten Wendungen der Film versucht, jede Zweideutigkeit aus der Liebesgeschichte heraus zu halten. Letztlich outet Kevin Smith damit seinen eigenen respektlosen und nach außen hin provozierenden Ansatz als oberflächliche, nur Gags erzeugende Hülle (4,5/10).