Man mag von Uwe Boll halten, was man möchte. Eines muss man dem Doktor jedenfalls lassen: Er lässt nicht locker - und so langsam erreicht der gute Mann immerhin einen durchschnittlichen Qualitätslevel und etabliert seinen trashigen Inszenierungsstil. "Trash" ist dann auch das Stichwort, das man beherzigen sollte, wenn man an "Boll-Werken" seinen Spass haben möchte.
Ganz in diesem Sinne kann ich "Far Cry" auch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen. Die Story ist Boll-typisch reichlich dämlich geraten und bietet lediglich abgenudelte Versatzstücke vom genforschenden Bösewicht, einem halb versoffenen, aber dennoch höchst schlagfertigen Helden über eine kecke Reporterin, die natürlich in die Hände der Bösen gerät, bis hin zum obligatorischen bunten Sammelsurium von Militärequipement. Nicht der Rede wert ebenso die Charakterentwicklung sowie alles, was irgendwie mit Spannung oder Innovation zu tun hat. Auch die Parallelen zum verwursteten Computerspiel sind eher rar gesäht. Allein der Schauplatz einer Insel vor der Küste Kanadas führt das Szenario der Vorlage ad absurdum.
Nunja, was bleibt ist eine solide Portion sinnfreier wie unlogischer Action. Ob Schiesserreien, zünftige Zweikämpfe, halb sinnfreie Zeitlupen, Explosionen, Verfolgungen per Boot oder Automobil - es ist alles an Bord, und das zudem durchaus reichhaltig. Der Goregehalt gibt sich dagegen eher zurückhaltend, erweist sich aber im Gesamtbild als stimmig und nicht unnötig übertrieben..
Nervig natürlich dafür wieder die typische Boll-Eigenart, die Soldatenstatisten auf ultracool zu stylen mit T-Shirt, Splitterweste, Helm und Sonnenbrille *urks*. Das war in "Alone in the Dark" auch schon so und nicht wirklich der Glaubwürdigkeit zuträglich. Erst recht nicht, wenn dann am Ende noch eine zweite Soldatenfraktion dazukommt, die sich quasi nur durch die Helmfarbe unterscheidet - aber genauso ultracool ist. Passt aber letztlich auch irgendwie wieder zum Trashcharme des Streifens, ebenso wie die leicht sterile Optik.
Die Darsteller tun in dieser Hinsicht ihr Möglichstes. "Keinohrhase" Til Schweiger darf einige herrlich doofe Oneliner reißen, Fiesling Udo Kier hört als Deutscher natürlich Wagner, während er abseits seiner finsteren Machenschaften dem Malerhandwerk (!) fröhnt, Hühne Ralf Moeller darf schön finster dreinschaun und letztlich gibt auch 90er-Jahrestar Michael Paré sein Stelldichein. Wirklich unterhaltsam ist dann vor allem auch Schweigers trotteliger Sidekick, die weiblichen Rollen dagegen völlig austauschbar und nichtmal sonderlich attraktiv.
Fazit: Ich vermute mal, dass hier auch am Set jeder seinen Spass hatte. Denn ernstnehmen kann man diesen kurzweiligen, naiv-verspielten C-Actioner nun wirklich nicht. Nicht wirklich hart und auch kein Hingucker, aber mit ner Kiste Bier und niedrigsten Erwartungshaltungen solide Männerabend-Unterhaltung!