Bei Uwe Boll schleicht sich langsam Routine ein. Schnell den blöden Namen eines zweitklassigen Computerspiels eingekauft, den Praktikanten mal eben fünf Minuten den ganzen Quark anspielen lassen, aha, irgendwas mit Monstern oder Genetik oder so und eine Insel, Hawaiihemd, Waffen, Jeeps und ein irrer Wissenschaftler. Okay, mach aus, den Rest denken wir uns selber aus. Dann noch ein paar deutsche Schauspieler dazu gekauft: No Sleep Til Schweiger, Ralf Möllenegger und Udo Kier halten ihre Visagen in die Kamera - und ehrlich gesagt: dank der grob bemessenen Prise Selbstironie machen sie das richtig gut.
Bei Kiers Udo ist eh Hopfen und Malz verloren. Die Genüßlichkeit, mit der er diese übertriebenen Rollen in brutalen B-Filmen spielt (man erinnere sich an die Projektorszene aus Carpenters Cigarette Burns), verdient auf gewisse Art einen gehörigen Respekt. Auch hier gibt er einen wunderbaren Oberbösewicht, den gemeinen deutschen Wissenschaftler, der lieber an seinen Gemälden rumpinselt und schlaue Sprüche ablässt, anstatt aktiv an der Lösung der um ihn herum auftauchenden Probleme teilzunehmen. Er hat genug damit zu tun, affektiert und überheblich zu sein. Super! Ralle Möller muss sich, so sieht es aus, die meiste Zeit zusammen nehmen, damit er nicht prustend loslacht. Ab und zu gibts von ihm auch bestes Grimassenkino zu sehen, wie wir es seit Gladiator von ihm kennen und lieben. Er weiß, dass seine Rolle nix wert ist und macht das beste draus. Hut ab! Das gleiche gilt für Til Schweiger, der deutsche Ex-Soldat mit dem dicken Akzent, der trotzdem irgendwie Jack Carver heisst und... ach, ist ja eigentlich auch egal. Er hat sichtlich Spaß an diesem Unsinn und zusammen mit der immer nett anzuschauenden Emmanuelle Vaugier gibt er sogar ein ganz ordentliches Lead-Actor-Team ab.
Die platte Story mal beiseite, lässt Far Cry dem Zuschauer nicht viel Zeit, um den Film scheiße zu finden. Boll bemüht um ordentliches Tempo, es knallt allenthalben in ganz nett gemachten Shootouts und Explosionen. Die Action ist recht ordentlich, die Stunts originell, wenn auch handwerklich nicht immer ganz auf dem allergrünsten Zweig - es sei verziehen. Das wichtigste ist jedoch, dass Far Cry immerhin seine gesamten 90 Minuten lang routiniert unterhält, und das ist angesichts Uwe Bolls grausamer Vita ja schon mal etwas. Für den gemeinsamen Videoabend, wo man vielleicht eh nicht jede Minute gebannt auf den Bildschirm starrt, ist Far Cry jedenfalls genau das richtige Futter.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Far Cry ist weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein. Wer das Spiel mochte (ich gehöre nicht dazu), wird vielleicht bitterlich enttäuscht sein, da die Verfilmung wieder mal nur ein paar Charaktere und Schauplätze grob übernimmt und sich ansonsten gängige B-Film-Schemata kopiert. Aber die knallige Action und die seit Postal von Boll entdeckte Selbstironie nebst seinem ätzenden Humor wissen durchaus mehr zu unterhalten als irgendwelche geistlosen Superheldenschmonzetten aus Hollywoods kalten Pranken.