Review

Was soll man zu diesem neuen Boll-Schinken sagen?

Vorweg: Wer in irgendeiner Art und Weise mit Ernst und Gehirnzellen in diesen Film geht, wird bitter enttäuscht. Also Popcorn zu Hause essen und sich Mission Impossible angucken, wenn man einen typischen Hollywood-Actionstreifen erwartet. Viel mehr liefert Uwe Boll, seines Zeichens humorvoller Regisseur vieler Computerspielverfilmungen wie Postal oder Alone in the Dark, eine weitere parodische Meisterleistung auf die Leinwand.

Wir wollen ehrlich sein - Uwe Boll macht keine guten Filme. Und an die Computerspiele hält er sich schon gar nicht. Als Beispiel: die Figur Jack Carver trägt im Spiel ein rotes Hawaii-Hemd, sein prunkvolles Segelboot (im Boll-Film zu einem schäbigen Kutter degradiert) trägt den Namen Medusa und er ist extrem naiv. Passt auch so im Film. Viel mehr Gemeinsamkeiten sind allerdings nicht auszumachen. Ein Forscher betreibt Genexperimente mit Soldaten und Schweigers Kutter wird in die Luft gesprengt. Schon als kleinen Tabubruch war ja die erste Information, die über den Film Anfang dieses Jahres durchgesickert war, die Tatsache, dass der Film in den Wäldern von Kanada gedreht werden sollte. Zum Vergleich: im Spiel befinden wir uns durchweg auf einem Inselarchipel in der Südsee. Es sind diese kleinen Ungewöhnlichen Schritte, die Uwe Boll zu weit geht. Daran mache ich fest, dass er die gesamte Filmindustrie parodiert. Mittlerweile ist er so sehr in Hollywood manifestiert, dass es fast schon erschreckend ist, wie gut Boll aus Scheiße Gold machen kann. Der Film strotzt von subtilen Witzen, gewollt schlechter Schauspielerei und stilistischen Einfachheiten... man verlässt das Kino mit einem Lachen und einem Weinen.

Aber man muss Uwe Boll verstehen lernen - er betreibt Gesellschaftskritik und parodiert das Filmgeschäft. Schon mit Postal, der größten Amerika-Satire überhaupt, gelang ihm ein kleiner Sprung und das Verständnis seiner Intention wird langsam klar. Er KÖNNTE sicherlich gute Filme machen. Er WILL aber nicht. Gewollt schlechte Filme sind wiederum positiv zu bewerten. Dieser Film nimmt sich nicht ernst, er weiß selbst, dass sein Vater Uwe Boll ihn schlecht gemacht hat, weil er es so wollte.

Wer sich von all diesen Kleinigkeiten nicht abschrecken lässt und wen diese kleinen Eastereggs wie einem Universalschlüssel, der alle Ketten, Handschellen, Türen und Tore öffnet, der kollektiven Gruppenheizung, die die dämlichste Anmache aller Zeiten darstellt, oder dem ethnischen Hintergrunde Jack Carvers als DEUTSCHEN (ja, richtig gehört! Klar, bei dem Namen, oder?) erfreuen, dem kann man diesen Film einfach nur empfehlen.

Til Schweiger und Emmanuelle Vaughier als Protagonisten sind auch ein witziges Duo. Den beiden kauft man ihre gespielte Ernsthaftigkeit nicht ab. Genauso wenig wie die geheuchelte Coolness Schweigers, der ja sowieso immer relativ verpeilt wirkt. Den beiden eine solche Rolle zu geben ist wieder einer dieser Boll'schen Humorelemente. Das wäre so, als würde ich Ben Stiller eine Rolle in einem ernsten, bösen Horrorstreifen geben. Das würde man auch nicht abkaufen. Schweiger gehört in Komödien. Sowas mit Hasen ohne Ohren. Oder so.

Ach und vergessen wir bloß nicht Ralf Möller, den Titan der Schauspielerwelt. Eine so sinnfreie Rolle konnte auch nur Uwe Boll einem Schauspieler geben^^ Und die Tatsache, dass bei der Premiere des Films in Dortmund sogar der Möller seine signierte Zigarre verlosen musste, um überhaupt Zuschauer ins Kino zu locken, zeugt auch schon von der besonderen und hochwertigen Qualität, die man erwarten darf.

Fazit:

Boll parodiert die Filmwelt und die Spielewelt. Wer das nicht versteht, der wird diesen Film einfach grottig finden. Man hätte sicher auch eine coole ernste Verfilmung von Far Cry machen können. Aber Uwe Boll war schneller^^ Erklärt mich für verrückt, ich hatte jedenfalls meinen Spaß und kann Uwe Boll nur auf die Schultern klopfen.

10/10 Punkten

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