Von allem zuviel…09.08.2009
Eine Frau erhält einen Anruf. Wenn sie nicht genau das tut, was ihr die Stimme am Telefon vorschreibt, wird ihr Sohn bei einem Zugunglück sterben. Ein Mann erhält einen Anruf. Wenn er nicht genau das tut, was ihm die Stimme am Telefon vorschreibt, wird er vom FBI verhaftet und als Terrorist verurteilt. So fängt der Film an der zudem noch einen recht interessanten technisch packende Prolog enthält, in dem man sieht, mittels welcher Möglichkeiten die USA einen Terroristen heutzutage ausschalten können. Bis hierhin also wieder mal ein guter Film. Doch leider ist dieser nach zwanzig Minuten noch nicht zu Ende, und wir folgen Mann und Frau auf ihrer Hatz durch Amerika, gejagt vom FBI und der Air Force, überwacht mittels aller nur denkbaren Mätzchen, bis zum Finale im weißen Haus. Dort soll ein Attentat auf die Führung der USA ausgeübt werden, doch kurz vor dem höchsten Trompetenton der Nationalhymne ( ja, der Plan ist unglaublich kompliziert ) kann das finstere Mordkomplott gestoppt werden.
Das klingt doch eigentlich ganz ordentlich, oder? Ist es aber nicht…denn Regisseur Caruso versucht wie so viele vor ihm in den letzten Jahren, so viel wie nur irgend möglich in den Film hineinzupacken. Und scheitert…dramatisch. Das liegt nicht an den Darstellern, die ihre Sache im Rahmen ihrer Möglichkeiten recht ordentlich machen, sondern an der unglaublich bescheuerten Hintergrundkonstruktion des Attentats, an zahlreichen logischen Fehlern und Überkompliziertheiten und darüber hinaus an der bei mir Erbrechen hervorrufenden Schnitt- und Montagetechnik der recht zahlreichen Actionszenen. Es ist wieder einmal Bourne-Zeit…Wackelkamera kombiniert mit hektischem Schnittgewitter lassen vermeintlich großartige Autozusammenstöße auf einer nächtlich Straße zu Matchboxmischmasch verkümmern. Man weiß wieder einmal nicht, wer wie dem Crash anheim gefallen oder entkommen konnte…dafür aber wird man mit üblen Computerszenen entschädigt, insbesondere beim Angriff einer Drohne in einem Tunnel. Das hätte Ed Wood besser hinbekommen!
Nun gut, ich bin sehr hart, vielleicht paßt der neumodische Stil des Films einfach nicht mehr zu meinen altmodischen Sehgewohnheiten. Andererseits aber sollte man Actionszenen genießen und die technische Kompetenz des Regisseurs samt seinem Trickdepartment bewundern dürfen, was aber meiner Meinung nach nur noch in Zeitlupe möglich ist. Dazu gesellt sich noch die haarsträubende Prämisse des Streifens, bei dem wieder einmal ein Supercomputer völlig aus dem Ruder läuft, in letzter Minute aber durch einen einfachen Hieb mit einer Metallstange außer Gefecht gesetzt werden kann. Das ist schade, denn menschliche Widersacher wären hier die weitaus bessere Wahl gewesen, wenngleich die gesichtslose Überwachung schon ein interessanter Punkt ist, der aber völlig verschwendet oder gleich, wie in der sinnlosen Konstruktion eines Überfalls wegen eines Medikaments, bis zur absoluten Unplausibilität überstrapaziert wird. Es könnte doch so einfach sein…isses aber nicht, lieber verschwendet man Herrn Thornton, läßt eine wirklich gute Szene in einem Flughafengepäckbandterminal einfach so verpuffen und gibt uns noch das unvermeidliche Happy-End samt Versöhnung Vater-Sohn und sich anbahnender Liebesgeschichte. Mein Fazit: wenn irgendwo Spielberg draufsteht, mache ich künftig einen Bogen drum…5/10.