Tom Cruise in einem Film, der perfekt auf ihn zugeschnitten ist. Man mag von Tom Cruise´ Schauspielerischen Fähigkeiten halten was man will, aber es gibt wohl keinen geeigneteren Darsteller für die Rolle des Titelgebenden Jerry Maguire. Natürlich ist der Film vorhersehbar, natürlich gibt es ein Happy End, natürlich schafft der smarte Jerry trotz aller zwischenzeitlichen Tiefschläge den aufstieg und natürlich kann man das alles als Langweilig, träge, vorhersehbar und öde bezeichnen. Aber letztlich ist Jerrry Maguire nicht mehr und nicht weniger als ein netter Film, der eher als eine Art modernes Märchen gesehen werden kann.
Die böse Hexe heißt hier Profit, ihr Handlanger Bob Sugar, und verlangt von dem armen Jerry seine Seele. Die gibt er aber nicht her sondern macht sich mit der Magd auf und davon um seines eigenen Glückes Schmid zu werden. Er nimmt die Schönheit zur Frau und freundet sich mit einem Goldesel an, der schnell rennen kann und letztlich für Jerry Haufenweise goldene Dukaten scheißt. Bis es soweit ist, und alle glücklich bis an ihr Lebensende zusammen leben können gibt es noch reichlich Probleme, die von Jerry einiges verlangen, so muss er etwa seine Ehe hinterfragen und einige andere Schwierigkeiten meistern. Dabei wird er immer wieder von den verschiedensten Sagengestalten (männliche Au-Pair Mädchen, geschiedene Schwägerinnen und ihre Gruppentreffen, einem allwissenden Mentor der aus dem Jenseits mit Jerry spricht,....) unterstützt und auf den richtigen Weg gebracht.
Soweit ist also alles so wie es die Gebrüder Grimm schon immer vorhersagten, wenig Neues an der Märchenfront. Doch wie so oft hängt es vom Erzähler, sprich Märchenonkel ab, ob man sich in eine Geschichte hineinversetzen kann und mitfiebert oder ob man sich eher langweilt und lieber schnell schlafen geht, weil einem die Geschichte vom gläsernen Schuh oder was auch immer eher langweilig vorkommt.
"Jerry Maguire" hat mit Cameron Crow einen erstklassigen Märchenonkel, dem es von Anfang an gelingt einen für die Geschichte und die Art des Erzählens zu begeistern. Dass er es allerdings auch wesentlich besser kann als hier zeigte er ja danach in "Almost Famouse" und "Vanilla Sky". Doch auch in "Jerry Maguire" zeigt Crow ein prächtiges Gespür für erzählerische Kniffe und Wendungen, sowie schöne fast schon zu schöne Bilder, die dafür sorgen das man doch, über die mit 132 Minuten etwas zu lang geratene Dauer der Geschichte, bei der Stange gehalten wird.
Dazu kommen der erstklassige, zugegebenermaßen etwas Märchen untypische, Soundtrack, der mit Songs von Bruce Springsteen, Tom Petty, The Who, Elvis und en Rolling Stones hochkarätig besetzt ist.
Die Protagonisten unseres kleinen Märchens sind alle gut ausgewählt und passen nahezu perfekt in die Rollen. Tom Cruise spielt absolut überzeugend, was man auch erwarten darf wenn der gesamte Film auf ihn ausgelegt ist. Renée Zellweger und Cuba Gooding jr. sorgen für die nötige Würze in der Geschichte, auch wenn Gooding Jr.´s Leistung keinesfalls Oscarwürdig ist.
Nun ja, wenn man also vor der Wahl stehen sollte dem Geschichtenonkel Crow bei seinem etwas Kitschig geratenen Märchen zuzuhören oder lieber darauf zu verzichten, fällt es schwer eine klare Entscheidung zu treffen, denn irgendwie hat man die Geschichte doch schon zu oft gesehen, andererseits wird sie nett erzählt und hat durchaus ihre magischen Momente. Letztlich muss man sich einer Sache im klaren sein, wenn man sich mit Tom Cruise als Schauspieler überhaupt nicht anfreunden kann, wird man wenig Spaß haben, alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren, denn so schlecht ist Crowes Märchen dann auch nicht. Es hat in meinem Fall zumindest für 2 Stunden gute Unterhaltung gesorgt. (ich bin aber auch früher schon immer ein Märchenfan gewesen) 6,5 Punkte.