Witz komm' raus, du bist umzingelt, oder, der letzte Geist möge bitte das Licht ausmachen. Horrorkomödien aus Hongkong, ein oftmals sehr spezielles Gebräu, das bei Nichtasiaten gerne für lange Gesichter und verständnisloses Kopfschütteln sorgt. Man munkelt, daß sich im Falle von Last Ghost Standing noch offene Münder, tränende Glubschaugen, hysterisches Gekicher und spontan auftretende Ekelgefühle zur Palette an Reaktionen gesellen. Ein herumgaloppierendes Scheißemonster, das säureähnlichen Dünnschiß verschießt, hat halt die unschöne Angewohnheit, solcherart Reaktionen im Zuschauer hervorzurufen.
Man kann von dieser Fäkalienkreatur halten, was man will, aber in einem gewissen Maße beeindruckt sie schon. Ich habe den Film vor Jahren schon mal gesehen, und ich konnte mich an partout nichts mehr erinnern... abgesehen vom possierlichen Kotwesen. Ja, richtig gelesen, der laufende Exkrementhaufen ist irgendwie niedlich, ähnelt er doch einem kleinen, plumpen Elefanten, der seine Mama verloren hat. Pinky (Pinky Cheung Man-Chi) scheint die Kackebestie auch zu mögen, denn im Drogenrausch hüpft sie auf das Ding und zweckentfremdet es als Reittier. Zum Dank platzt ihr ein ekliges Vieh aus dem Bauch, fragt mich nicht wieso.
Um eines gleich vorwegzunehmen: Last Ghost Standing ist der beste Film, in dem auf einem Scheißemonster herumgeritten wird. Garantiert! Was jedoch nichts daran ändert, daß der Streifen eine mittelschwere Katastrophe ist. Man stelle sich vor, Bruno Mattei wäre von Troma engagiert worden, in Hongkong mit Minibudget, elf Schauspielern und ohne Drehbuch eine Horrorkomödie zu drehen... das Ergebnis käme Last Ghost Standing wohl ziemlich nahe. An einer Stelle im Film meint Satan (Francis Ng Chun-Yu): "It's a junk movie. All is rubbish. No meaning, no feeling, no creation. All is rubbish." Ob er damit wohl Last Ghost Standing meint? Egal.
Um ein klein wenig System in den Text zu bringen, schreibe ich mal, worum es eigentlich geht. Es ist der 31. Dezember 1999, und Filmvorführer Yeung-Yeung (Simon Loui Yu-Yeung) bringt seine Freundin Yiu-Yiu (Sherming Yiu Lok-Yi, die mit ihren großen Augen einem Manga entsprungen zu sein scheint) mit ins Kino, in dem er arbeitet. Dieses wird in Kürze abgerissen, und die heutige Vorstellung ist die letzte, die dieses heruntergekommene Lichtspielhaus mit der schönen Adresse "666 Kings Road" jemals sehen wird. Als Yiu-Yiu im leeren Kinosaal Platz nimmt, erscheint ihr Satan, der ihr beweisen will, daß Yeung-Yeung sie gar nicht wirklich liebt. Und dann geht es auch schon rund...
Dem geneigten Zuschauer wird so einiges geboten, um ihm die fünfundachtzig Minuten zu versüßen. Abgesehen vom großen Star, dem Scheißemonster, bekommt man unter anderem folgendes vor den Latz geknallt: eine bizarre, kleine, bissige Kreatur, die die Popcorn-Verkäuferin zerlegt; einen durch die Luft fliegenden Augapfel, der im Mund einer Frau landet; einen abgetrennten Frauenkopf, der ein Eigenleben führt und sich gerne zwischen den Beinen eines Mannes verbeißt, danach jedoch für ein kleines Fußballspiel herhalten muß; eine besessene Hand, die mit einer Säge amputiert wird; eine völlig sinnfreie Tanzeinlage; Koksnasen die durch Klos klettern; Blutegel; und nicht zu vergessen: 'Ghostbuster Jackie Chan', gespielt von Chin Kar-Lok mit alberner Nasenprothese.
Daß in Last Ghost Standing nichts passiert, kann man ihm gewiß nicht zum Vorwurf machen, nur leider ist das Ganze ziemlich uninspiriert und lahm inszeniert, so daß keine rechte Laune aufkommen will. Der völlig irre und schrille Mix aus Monster, Klamauk, Gore, Parodie und was-weiß-ich-noch-alles zündet trotz aller Hektik nicht richtig. Außerdem werden die (überwiegend flachen und geschmacklosen) Gags weit über Verfallsdatum ausgewalzt. Das ist in etwa so, als würde man einen schlechten Witz hören, den der Erzähler nach Präsentation der Pointe noch munter zwei oder drei Minuten weitererzählt.
Trotzdem: das alles ist so dermaßen überdreht und dämlich, daß ich gar nicht anders kann, als den auf einem Buch von Simon Loui basierenden Streifen zu mögen. Wie schrieb Martin Beck in der Splatting Image so schön: "Filme wie Last Ghost Standing macht man a) wenn sowieso schon alles egal ist, b) mit dem Leben quasi abgeschlossen wurde und c) morgen Knast ansteht." (Splatting Image # 41, März 2000, Seite 56). Was Regisseur und Drehbuchautor Billy Chung Siu-Hung - auf seine Kappe gehen immerhin Filme wie Love to Kill, Lady Super Cop und The Assassin - hier abgeliefert hat, ist schon ein selten blödes Stück Übertrash, wie man es auf dieser Welt kein zweites Mal findet. Und ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt gut oder schlecht ist.
Zum Abschluß noch der herzerwärmende Dialog zwischen Yeung-Yeung und einer Polizistin, gespielt von Pauline Suen Kai-Kwan. Die beiden verstecken sich vor einem Zombiewesen in einem engen Schrank.
Sie: "Don't act rashly."
Er: "I'm not."
Sie: "I mean you must make your dick behave."
Er: "You press on me with your busts so it erects. I'm giving you face indeed."
Sie: "It pricks me hard, you go to hell."