Review

Man weiss gar nicht so recht, wo man genau anfangen soll, den Film zu zerreissen. Etwas anderes bleibt einem ja angesichts des Debakels kaum über; aber irgendwie fehlen auch direkt die Kriterien, die man in „gelungen“ und „weniger gelungen“ einteilen kann. Es ist eigentlich nichts empfehlens- oder beachtenswert. Von Anfang bis zum Ende ist nicht nur alles furchtbar schlecht, sondern auch noch blöd und – was wohl das Schlimmste ist – langweilig.
Sehr langweilig.

Irgendwie braucht man auch gar nicht anfangen, die Geschichte auseinanderzunehmen, weil sich auch daraus kaum etwas ergibt. Die Idee selber klingt beim Pitchen sogar ganz brauchbar, Lamberto Bavas Demons hat es mehr oder weniger bewiesen. Cinema Paradiso im Horrorgenre. Oder doch eher so etwas wie Bio - Zombie. Statt im Einkaufszentrum nun ins Kino verlegt. Unwesen nicht im Kauf-, sondern im Filmrausch. Der Schauplatz ist damit erstmal toll; etwas, dass bei kantonesischen Grusel augenfällig oft als einzig guter Faktor überbleibt:
Ein einsames Kino, heruntergewirtschaftet durch seine Betreiber und pleitegegangen in der Zuschauerkrise angesichts von Piraterie und mässiger Produkte. Es ist keines dieser anonymen Multiplexe, auf Hochglanz sterilisiert; hier gibts nur Eingang, Saal und Toilette, alles andere gehört zur Wirkstätte hinter dem Bilderreigen und ist nicht für Unbefugte benutzbar. Moder kriecht durch die Wände, Arbeitsräume sind unaufgeräumt und ähneln mehr antiker Rumpelkammern. Man sieht es auch nie von aussen; alles ist nach Innen gekehrt und abgeschottet. Sowieso ahnt man nach dem Prolog nur, dass noch eine richtige Welt existiert; wohin man man auch schleunigst entfliehen will.

Das Gebäude wird von einem Businesstycoon übernommen, ausgerechnet zur Jahrtausendwende, am 31.12.1999.
Die Bibel beschreiht die Apokalypse. Widerstreitende Kräfte zerreissen die Erde und ihre Bewohner; der Mensch ist sowieso von Gott und der Moral abgewichen. Die eingestampfte Einrichtung steht auf der 666 King‘s Road North Point. Ein leichtes Spiel für Satan.
Es wird zum Zentrum des Bösen. Halb 10 abends am Silvesterabend, als es seinen letzten Film zeigen will.

Also Erlebnisort im wahrsten Sinne, auch Hort der [Alb]Träume; eigentlich eine gute Möglichkeit, Film im Film zu präzisieren und sein Material auf mehreren Tiefen und Dichten zu verlagern. Die Übergriffe und Parallelschaltungen verschiedener Realitäten zu vergleichen und daraus für das sehende und das geistige Auge ein Netzwerk an Erfahrungen zu bündeln.
Man geht ins Kino, um neue Bilder zu sehen und Emotionen anderer zu spüren; hier sieht man zu, wie Jemand genau das Gleiche vorhat. Auch noch ein Pärchen; Yeung Yeung [ Simon Loui ] bedient den Projektor und will gleichzeitig seine Freundin Yiu Yiu [ Sherming Yiu ] ausführen. Sie hat den Saal sowieso für sich alleine. Man weiss gar nicht so genau, was auf der Leinwand läuft als krönende Ausblende; aber ausser Brother Cheung [ Wayne Lai; Manager, Verkäufer und Kartenabreisser in Einem ] und der Popcornbedienung [ Amanda Lee ] und Yeung ist niemand im Haus, der die Vorstellung beehren möchte. Zumindest kein zahlendes Publikum, dass in der Masse die Stimmung kaputtmachen kann.
Perfekte Atmosphäre also eigentlich; wäre das Licht nur etwas dunkler bzw ganz aus, aber dann sieht ja das Drehteam nichts und der Zuschauer ebenso wenig. Also wird so getan, als ob es aus sei und nur etwas abgeblendet.

Kinogänger beschweren sich dann, aber dem Zuschauer hier fallen andere Dinge schwerer ins Gewicht. Es fällt auf, dass Yiu alles andere macht, ausser auf die Leinwand zu achten; wenn man schon ihre Taten beobachtet und sie nicht einmal das Gleiche tut, sondern diverse Gespräche führt ist das prompt ein absolutes Don‘t.
Soll das vielleicht ein Beispiel der Moralverfehlung sein, die die Inserts im Vorspann anprangern ? Die Frage und viele weitere müsste man direkt an Simon Loui richten, der eben nicht nur mitspielt, sondern auch mit am Drehbuch gewerkelt hat; dass zudem noch auf einem seiner Romane basiert. Ein Multitalent also. Oder Jemand, der alles macht, aber nichts richtig kann. Je nach Sichtweise tendieren die Meisten zu der zweiten Lösung; hierbei achtet Loui als Kreativgespinst jedenfalls überhaupt nicht darauf, was man aus seinem literarischen Werk macht. Ist immerhin seine Phantasie, die hier für Alle als kreativer Output umgesetzt wird; da geht man doch von etwas zuträglicher Einsatzbereitschaft aus, wenn man schon am Filmprojekt mitarbeitet und sich selber als Held besetzt.

Oder vielleicht findet er es auch gut und hat befürwortet, dass sämtliche Darsteller neben und mit ihm wild grimassierend der drohenden Arbeitslosigkeit entgegen gehen und dies auch angesichts der plötzlich auftauchenden Kreaturen beibehalten. Vielleicht freuen sich deswegen drei zuspätkommende Raver über ein elefantenähnliches, fäkalienabschiessendes Scheissemonster auf der Klobrille und tauchen ihm durch den Abfluss nach.
Wer weiss schon, was hier Ernst gemeint ist angesichts Szenen wie, in denen Yeung Yeung seine Liebe zu Yiu Yiu beweisen soll - indem ihr für den Test der Kopf abgeschlagen wird, dieser ihn fliegend durch den Saal verfolgt und in die Geschlechtsteile beisst. Oder der Manager besessen wird; die okkupierte Hand sich gegen seinen Wirtskörper wendet und erst durch eine Kettensäge daran gehindert werden kann. Der hohe Blutverlust macht ihm nichts aus, weil er aus der Unterwelt ist. Der kriminellen Unterwelt ? Oder wie ? Das peinlich versuchte Best of von Cinemamomenten angefangen von Tanz der Teufel über Trainspotting hin zu Verrückt nach Mary scheitert nicht an der alles offenlassenden Sketchzuordnung, sondern daran, dass bis hin zu der schon abstossenden Kloszene nichts Gescheites dabei herumkommt. Auch die diversen Jackie Chan Verarschen sind völlig fehl am Platze und arten mehr zu einer Beleidigung als einer Parodie aus.
Das wenige Gore ist gar nicht so übel gedeichselt, aber interessiert überhaupt nicht und gibt eher noch zusätzlich anwidernden Eindruck bei.
Später spielen alle in einer der hinteren Absteigen voller Müll Versteck; Yeung Yeung mit seiner eilig umwickelten Mullbinde sieht echter aus als das „reale“ Monster, wo man deutlich die Gummimaske und den Menschen darunter erkennen kann. Dazu gibts Furzgags im Wandschrank, wo nur die obrige Tür zu ist und die untere offen und das Viech trotzdem vorbeischleicht.

Da ist es schon sehr erstaunlich, wie mies das Ganze ist. Fast so überraschend wie die Tatsache, dass doch tatsächlich positive, gar lobpreisende Reviews darüber existieren. Hier ist nichts witzig, nicht mit Absicht amüsant und auch nicht auf unfreiwilliger Basis. Nicht unterhaltsam, weil das Geschehen bestimmt nach 20min unheimlich ziehend dröge wird; es zwar laufend etwas passiert, aber nur in Klitzekleinen „Hasch mich“ - Variationen und das Ende sich ewig hinauszuzögern scheint. Szenen nehmen nicht nur kein Ende, sondern wiederholen sich sogar, weil man diesselbe Aufnahme sporadisch noch einmal reinschneidet. Regisseur Billy Chung, der ansonsten eigentlich als wirklich brauchbarer Mann für optisch angemessene B – Movies bezeichnet werden kann, lässt ebenso die Hosen herunter wie der anwesende Kleinverbund der Schauspieler. Keiner spielt auch nur annehmbar; sicherlich hat man es schwerer gut dazustehen, wenn einem eine Ladung Kot ins Gesicht geschossen wird, aber es gibt doch bestimmt auch für die hiesige Halbprominenz andere Jobs. Dass ihre richtigen Namen bei dem jeweils ersten Auftritt auch noch im Bildkader festgefroren werden und so sogar der Unbedarfte weiss, wer sich hier ins Aus chargiert war bestimmt weniger tröstlich auf der Premierenfeier. Spielerische Selbstreferentialität der durchaus namhaften Teilnehmer sorgt gar für Verdruss, da man keine der Figuren auch nur annähernd sympathisch findet und man sich der Kommunikation – Loui blinzelt mehrmals in die Kamera und fordert zur Reaktion auf – nur durchs Ausschalten erwehren kann und man sich dann Geschlagen geben würde.

Ein Durchhalten bis zum bitteren Ende bringt Einem aber auch nicht weiter. Man hat einen der stümperhaftesten Filme aller Zeiten gesehen; die blöde Auflösung plus der kindischen Botschaft vergrätzt einen noch mehr als das Vorherige und rundet das Übel in einer erneuten Steigerung ab.
Ins Klo damit. Bio – Zombie schauen. Wenigstens Bio – Cops.

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