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„This is where I belong.“ -

Die Bühne bleibt, das Publikum wechselt: Gleich zwei Anhänger der beiden wohl ältesten Gewerbe der Welt bittet Darren Aronofsky mit seinen Darsteller-Duo Rourke und Tomei zum Totentanz auf den Brettern, die ihre Welt bedeuten. Der ausrangierter Gladiator der Neuzeit und die Stripperin aus der heruntergekommenen Bar kreuzen innerhalb der Monotonie ihres Alltags kurz die Wege – und obwohl THE WRESTLER die soziologischen Umgebungen seiner gestrandeten Figuren wahrnimmt, und dezent die Parallelen zweier Geschäftsmodelle, in denen der eigene Körper das einzige Kapital zu sein scheint, aufzeigt, ist er doch weitaus weniger sozialkritischer Diskurs, als vielmehr Momentaufnahme zweier Seelenleben.

Wie eine Art Gegenentwurf zu Eastwoods thematisch ähnlichem MILLION DOLLAR BABY, setzt Aronofsky mit seiner Erzählung zu jenem Zeitpunkt an, als bereits alles in Trümmern liegt, und verloren ist. Es ist nicht die typische rise & fall-Geschichte, oder deren Umkehrung, sondern vielmehr der monotone Pfad zu einem fatalistischen Ende, den seine Hauptfigur beschreiten darf. ?Jederzeit mehr der Vita und Präsenz Mickey Rourkes, denn einer gewöhnliche Dramaturgie verschrieben, erreicht THE WRESTLER mit dem realen Hintergrund seines Schauspielers durch dessen gezeichnetes Gesicht tatsächlich mehr Authentizität, als es ein Drehbuch wahrscheinlich jemals könnte.

Es ist ein Film, der einem Hauptdarsteller - oder besser: Rourke -  gehört, und die wohl größte Leistung aller Verantwortlichen bestand darin, dass sich dies rechtzeitig in den Castings (man stelle sich nur die Ersatzbesetzung Nicolas Cage in der Rolle vor) und später in Aronofskys Regie niederschlug. Ungewohnt sachlich, und mit nahezu dokumentarischem Duktus inszeniert der amerikanische Regisseur das fiktives Biopic, verzichtet zum Wohle des Films vollständig auf seine sonst übliche Überinszenierung: THE WRESTLER ist ein schlichtes und zurückhaltendes Werk im positiven Sinne; Kino, dass sich eher einer schwer zu beschreibenden Erfahrung, als einem bestimmten Subtext oder der Analyse verschrieben hat.

Die Gefahr des schmales Grats, den Aronofksy zwischen Distanz und Nähe gleichermaßen  beschreitet, liegt dabei auf der Hand: Er möchte dokumentieren, und phasenweise doch klassisch erzählen, seine Figuren einerseits nüchtern abfilmen, sie aber trotzdem bis zu einem gewissen Maß als Sympathieträger für das Publikum installieren.
Der Rückgriff auf Klischees, vor denen der Film und sein Macher vor allem in der Milieuzeichnung und beim Spinnen üblicher Narrationsfäden nicht zurückschrecken, erweist sich in diesem Punkt als besonders symptomatisch: Am besten funktioniert THE WRESTLER, wenn er die Leere seines gescheiterten Helden einfach für sich stehen lässt, und sie nicht zu erklären oder analysieren versucht, sondern sie schlicht in raue Bilder verpackt und so unkommentiert einfängt. In diesen Momenten baut der Film – wenn auch nur kurz – einen Bann auf, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Darren Aronofskys bis dato bestes, weil reifstes und zurückhaltenstes Werk.

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