Handlung: ein alter, mit Steroiden und Medikamenten vollgepumpter Wrestler muss nach einem Herzinfarkt mit dem Kämpfen aufhören und sucht die Nähe zu seiner Tochter, die er vor vielen Jahren im Stich gelassen hat.
Dass sowas reicht, um von sehr vielen Filmfans abgefeiert zu werden, kommentiere ich nicht. Dass aber Rourke kurz davorstand, bei der Oscarverleihung 2009 als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet zu werden, verdient ein paar Worte. Machen wir uns nichts vor: Mickey war nie ein guter Schauspieler, auch wenn er mehrere coole Rollen innehatte. Mir persönlich gefiel er vor allem als „Harley Davidson“, „Bullet“ und Drogenproduzent in „Spun“. Warum er hier plötzlich eine Topleistung hingelegt haben soll, war mir beim Ansehen äußerst unklar. Liegt es daran, dass er es geschafft hat, 10 Jahre älter auszusehen als er ist? Oder daran, dass er sich mit knapp 60 einen Körper antrainiert hat, auf den 90% aller Bodybuilder neidisch sein dürften? (Wollen wir hoffen, dass da weniger künstlich nachgeholfen wurde als bei seinem Gesicht.) Vielleicht liegt es aber auch an Mickeys Mut, in aller Öffentlichkeit entweder mit platinblond gebleichten Haaren bis zum Arsch oder einer hochtoupierten Sekretärinnen-Frisur aufzutreten. An der Mimik liegt es jedenfalls nicht, denn die schwankt nur zwischen dümmlichem Grinsen (ok, das kann man auch als freundliches Lächeln deuten) und einem traurigen Blick, wenn sich die Existenz als Loser wieder ins Bewusstsein drängt.
Letzteres ist auch der Knackpunkt, warum „The Wrestler“ auf emotionaler Ebene bei mir nicht funktioniert. Es fällt mir außerordentlich schwer, Mitleid für Versager zu empfinden. Wer im Leben nichts außer körperlicher Selbstentweihung gelernt hat, verdient es auch, irgendwann allein als Wrack dazustehen. Und wenn ich mir aus reinem Schauwert den Körper mit Klammern volltackern ließe, würde ich wohl auch nen Herzkasper bekommen. Allerdings hätte ich mir mit der zum selben Zweck verwendeten Rasierklinge schon längst die Pulsadern aufgeschnitten wenn ich so ein Leben führen müsste (jaja, wir können nicht alle zum Mond fliegen, in die Politik gehen, Millionäre werden, Filmgötter oder Rockstars) und meine beste Freundin eine ebenfalls in die Jahre kommende Stripperin ist, welche nicht gerade durch Geistesblitze glänzt. Wrestler: „Ich bin Deinem Rat gefolgt, ich war bei meiner Tochter.“ Stripperin: „Ehrlich? Was hat sie gesagt?“ Wrestler: „Ist nicht so gut gelaufen, sie hat mich ‚Arschloch‘ genannt.“ Stripperin: „Oh oh, das ist ja nicht so toll.“ Ihr seht, auch sie bekam vom Leben beruflich nur das, was sie aufgrund ihres Intellekts verdiente.
Die einzige vernünftige Person im Film ist die Tochter vom Wrestler. Nachdem sie aufgrund seines Versagens als Vater nichts mehr von ihm wissen wollte, gibt sie ihm noch eine Chance, schickt ihn aber kurz darauf wieder in die Wüste, weil er sie mal wieder enttäuscht hat. Verständlich. Vernünftige Gründe zu finden, sich den Film anzusehen, ist wesentlich schwieriger als die Suche nach einer Identifikationsfigur in dieser White-Trash-Parade. Mir hat zumindest das im Abspann laufende Titelstück von Bruce Springsteen sehr gut gefallen. Ich bewundere auch die Kunst, für die deutsche Synchronisation von Mickey Rourke den wohl unpassendsten Sprecher zu finden. Obwohl, eigentlich klingt der so wie das Gebrabbel der Penner am Kiosk bei mir um die Ecke. Insofern passt es wieder, was auch für die hohlen Sprüche gilt, über die ich manchmal schmunzeln musste. Genauso geht es mir bei den eben angesprochenen Pennern, aber über deren Alltagsbewältigung würde ich mir keinen 100-minütigen Film ansehen. Und da mir schon „Requiem for a dream“ nicht sonderlich zusagte, gilt das auch für die restlichen und zukünftigen Werke von Aronofsky. Bei RFAD gab es wenigstens ne Message („Drugs are bad, mkay?!") und technische Raffinessen, auch wenn ich den Film ansonsten für überbewertet halte. Was jedoch an „The Wrestler“ so toll sein soll, ist wohl zu hoch für mich.
2 Punkte