Die Geschichte die uns in The Wrestler erzählt wird, kennen wir doch im Grunde genommen aus unzähligen anderen Filmen. Das tragische Scheitern einer Person, die Bloßstellung des amerikanischen Traumes als pures Hirngespinst. Der einsame Protagonist, das von ihrem Vater enttäuschte Kind, die ausgebrannte Stripperin bzw. Prostituiere, die als einzige Seelenverwandte herhalten muss usw.
Klingt ausgelutscht. Oh ja das tut es. Aber was ist wenn ich jetzt sage, dass die ganzen aufgezählten Punkte auf The Wrestler zutreffen und dieser dennoch ein großartiges Drama geworden ist? Der neue Film von Darren Aronofsky ist ein unglaublich intensives Werk. Jener Regisseur der dem Publikum mit dem radikalen Drogendrama Requiem for a dream einen der definitiven „mitten in die Fresse“ Filme bescherte, lässt auch hier seine Hauptfigur wieder in den Abgrund stürzen.
Dies geschieht allerdings deutlich langsamer und vielschichtiger. Der Regisseur nimmt sich viel Zeit und konzentriert sich den ganzen Film auf seinen Protagonisten, welcher von Mickey Rourke absolut großartig zum Leben erweckt wurde. Sein Charakter ist nicht völlig unsympathisch, man hat als Zuschauer auch Mitleid mit ihm. Dennoch ist er meilenweit vom Identifikationspotenzial eines Rocky Balboa entfernt. Randy Robinson ist egoistisch und hat die Erziehung seiner Tochter völlig missachtet, trauert stattdessen dem einstigen Ruhm hinterher.
Die letzte Chance das Verhältnis zu seinem Kind wieder herzustellen vermasselt er endgültig. Er ist ein verlorener Mensch, der seine selbstzerstörerische Ader nicht von sich drücken kann.
Eine richtige Chance im Berufsleben Fuß zu fassen hat er nicht mehr. Er kann nicht mehr mit, aber auch auf keinen Fall ohne das Wrestling leben. „ Das ist meine Welt“ ,sagt er kurz vor Ende des Filmes, mit einem verschmitzten Lächeln. Doch dieser Satz könnte wahrer nicht sein. Nur in der Scheinwelt fühlt er sich geborgen und erwünscht.
Die Inszenierung ist dabei sehr schlicht gehalten. Die Kamera klebt an den Personen, auffällig ist der übermäßige Einsatz der Third Person Kamera. Der Soundtrack ist ebenfalls ohne Tadel. Der Hardrock der 80er Jahre passt perfekt zur Wrestlingwelt. Der Score stammt wieder mal von Clint Mansell, der sich hier jedoch wie sein Stammregisseur auffallend zurückhält.
Das Mickey Rourke hier ein triumphales Comeback gefeiert hat, ist hinlänglich bekannt und in jeder Kritik zurecht zu lesen. Der ganze Film steht und fällt mit dieser brillanten Leistung.
Doch auch die beiden tragenden weiblichen Hauptrollen wurden perfekt besetzt.
Fazit: Die Geschichte, die uns Aronofsky in The Wrestler ist alles andere als innovativ. Doch so packend, intensiv und emotional wurde sie selten, wenn überhaupt schon mal erzählt. Eine reife, angenehm zurückhaltende Inszenierung und ein Mickey Rourke in der Rolle seines Lebens tun ihr übrigens. Am Ende kulminiert alles in einer brillanten Schlussszene. Der symbolische Sprung in den Abgrund und auch wenn wir den Ausgang nicht sehen, wissen wir es doch. 9/10