The Wrestler
Gesehene Version: Kino (Lichtspielhaus)
Insgesamt gewann der Film 29 internationale Filmpreise und wurde für weitere 15 Preise sowie zwei Oscars nominiert. Soviel Vorschusslorbeeren nötigen einen genauen Blick auf das Wrestlingbusiness zu werfen.
Inhalt:
Das 20jährige Jubiläum des Wrestlingprofis Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) ist nicht mehr fern. Diese 20 Jahre sind nicht ohne Spuren an ihm vorbei gegangen. Vor allem Steroide die zu besserer Kondition und Muskelaufbau führen machen sich gesundheitlich bemerkbar. Er hat akute Geldsorgen und haust, wenn ihn sein Vermieter nicht gerade aussperrt, in einem Wohnwagen. Man erkennt, die großen Zeiten sind vorbei und so besinnt sich dieser Mann auf das was einem Halt gibt. Zunächst lernt er die Stripperin Cassidy (Marisa Tomei) kennen, die ebenfalls langsam die Zeichen in diesem auf Zeit begrenzten Geschäft erkennen muss. Die parallelen beider führt sie schließlich zueinander. Erst recht als er von seiner Herzattacke erzählt und Cassidy, die Mutter eines Sohnes ist, ihm rät wieder Kontakt zu seiner Tochter aufzubauen. Zunächst scheint sich Randy gut mit der Situation abzufinden und seinen als Resultat folgenden Ruhestand genießen zu können. Doch die in ihm angelegte Lebensstruktur lässt sich auch nicht von heute auf morgen ändern.
Kritik:
Zunächst beginnt der Film mit den vergangenen Zeiten, Zeitungsausschnitte dokumentieren die große Berühmtheit des leidenschaftlichen Wrestlers. Dies folgt kurzer Zeit später der Ernüchterung dass der Film in den letzten Jahren des Profis spielt. So beginnt der Streifen, zumindest aus meiner Sicht anders als gedacht. Man verzichtet auf Effektreiche Szenen, die zeigen welch großes Entertainment er den Fans geboten hat. Vielmehr bestreitet er gerade kleine Events mit ca. 200 Zuschauern. Ein deutlicher Abstieg zu den großen Arenen mit 15000 und mehr Zuschauern. Aber die Leidenschaft, der Applaus der Fans und auch die Geldnot zwingen ihn gerade zu dieser Sucht weiter nach zu gehen. Immerhin fernab der großen Show zeigt der Film den Fans auf eine sehr einfach, aber doch wohl sehr realistische Weise wie das Business funktioniert. So herrscht unter den Wrestlern ein großer Zusammenhalt und ein Respektvoller Umgang in den Kabinen. Wenn die „Schauspieler“ dann einmal auf der Bühne sind, dann arbeiten sie ihre zuvor ausgemachten Kampfchoreografie ab und trinken anschließend nach dem Fight ein Bierchen. Die Kämpfe selbst sind sehr drastisch dargestellt, so zeigt der Regisseur Darren Arnofsky auch die blutige Seite mancher Wrestlingligen. In einer Szene hat sich Randy eine Rasierklinge in seinem Tape versteckt. Als er gegen den Ringpfosten schlägt und zu Boden geht entfernt er das Tape und verletzt sich, für die Zuschauer unbemerkt, an der Stirn. Dies gibt dem Kampf mehr Authentizität. Dies zeigt aber auch die andere Seite des Profidaseins. Zum einen ist es Show, allerdings so ganz ohne Blessuren kommt man auch nicht davon. Ob es Blutergüsse, kleine Verletzungen oder eben der Missbrauch von Aufbaumittelchen ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass The Ram irgendwann eine Herzattacke erleidet und ins Krankenhaus muss. Dort treffen zwei ernüchternde Erkenntnisse ins rote. Zum einen, er ist alleine denn zu Besuch kommt niemand. Zum anderen das Wrestling ist von nun an Gesundheitsgefährdend. Jetzt zeigt der Film das zweite Gesicht hinter so einer Medienwelt. Der vermutlich ohne Ausbildung dastehende Held findet sich hinter einer Lebensmitteltheke wieder. Zwar scheint er zunächst mit seiner neuen Rolle abfinden zu können. Doch der Applaus der Fans, welche die einzigen sind die entscheiden dürfen ob er im Ring steht, fehlt ihm. In dieser Situation kommt er der Mutter Cassidy in einem Stripclub näher. Sie nimmt sich seiner etwas an. Auch deshalb da zwischen den beiden eine gewisse parallele herrscht. Dann auch sie muss fest stellen, dass ihr Körper nicht mehr jugendlich frisch wirkt. Es ist klar dass es eine Stripperin sein muss, da das berühmte und einsame Leben natürlich in Gefilde führt die darauf spezialisiert sind, einsame Herzen einen Moment lang vergessen zu machen. Ein kleiner Lichtblick für Randy der nun auch wieder Kontakt zu seiner Tochter aufnimmt. Dieser ist zunächst geprägt von einer Vorgeschichte die dem Zuschauer verborgen bleibt, genau so verborgen wie sie eben war bevor er sich die Mühe machte seine Tochter wieder kennen zu lernen. Gerne hätte man etwas mehr über die zerrütteten privaten Verhältnisse gewusst. Dies ist für mich auch der einzige Kritikpunkt. Die Szenen mit der Tochter passen zwar zu dem Charakter des Protagonisten, jedoch für den Zuschauer wirken diese Szenen teilweise wie eingeschoben um den Film länger zu gestalten. Dennoch erhöhen diese Szenen auch die Intensität um nachzuvollziehen wie sehr sein Leben im Arsch ist. Und da Randy Robinson im Fokus des Films steht ist es eigentlich auch nur logisch, dass die Beziehung zu Cassidy intimer ist als die zu seiner Tochter (Evan Rachel Wood). Doch relativ schnell holt ihn sein alter Lebensstil ein und er alles ist wie vorher. Konsequenter weise folgt der letzte große Kampf des Films. Ich meine dass dies die einzig richtige Betrachtensweise eines solchen Helden ist. Wer so im Rausch gelebt hat, süchtig ist nach dem Erfolg, dem Applaus und keine Hilfe annimmt ändert sich nicht. Den für Randy „The Ram“ ist das Wrestling und der Lebensstil außen herum zur Sucht geworden. Der Zuschauer erlebt dies aus einer Art Begleiterrolle. Denn der Zuschauer folgt der imposanten Gestalt auf Schritt und Tritt. So gibt es dem Kinobesucher das Gefühl an den Leiden teilzunehmen. So ist es nicht verwunderlich, dass doch die ein oder andere Szene ein Ekel, bzw. Mitgefühl auslöst. Die Musik unterstreicht die durchweg düstere Stimmung des Films sehr gut.
Zusammenfassung:
Der Film behandelt eben genau die Problematik der Sucht und die Schattenseiten eines in die Jahre gekommenen Stars der nie gelernt hat zu leben. Drogen, Alkohol und persönliche Probleme ziehen den Wrestlingprofi Randy „The Ram“ Robinson in einen Strudel aus dem er sich nicht mehr befreien kann. Zunächst versucht er nachdem er sich aus dem Sport zurückzieht mit Hilfe eines gewöhnlichen Jobs Geld zu verdienen, eine Freundin zu finden und das zerstörte Verhältnis zu seiner Tochter wieder rückgängig zu machen, jedoch ist dies nicht so einfach. Mehrere Jahre missachtenden Lebens gegenüber sich selbst und scheinbar auch seiner Umwelt lassen sich nicht so einfach vergessen machen.Genau aus diesem Grund ist der Film auch nicht nur etwas für Wrestlingfans. Es ist ein ganz normales Drama, das eben aus der Sicht eines Wrestlers gezeigt wird.
Persönliche Anmerkung:
Deshalb ist es für mich umso weniger verständlich, dass die großen Cinestar Kinos in der Umgebung Bamberg/ Erlangen auf diesen Film verzichten. Eine hervorragende Schauspielrische Leistung von Mickey Rourke, aber auch nicht zu vergessen von Marisa Tomei sollte in Deutschland honoriert werden. Ich kann diesen Film nur jedem empfehlen und auch die kleinen Kinos haben ihren Charme, für die es sich lohnt zu leben, eben parallel zum Film. Für mich ist der Film ein Blockbuster, auch wenn im Verhältnis das Budget mit $ 7 Millionen gering ist.
Fazit:
Unbedingt Sehenswert