Review

Randy ist Profi-Wrestler… Nein, besser: Randy w a r Profi-Wrestler, denn seine goldenen Zeiten liegen hinter ihm und die Schattenseiten seiner Profikarriere weiten sich aus. Eine Ehe in Trümmern, eine Tochter, die nichts von ihm wissen will, der Körper – ein ächzender, schmerzender Klotz Muskelmasse, dem langsam aber sicher der Saft ausgeht. Die Fans sind weniger geworden, die Hallen leerer, die Würfe tun mehr weh wie früher – Randy, genannt „Randy The Ram“, ist alt geworden. Doch eines ist immer noch wie früher: Wenn Randy in den Ring steigt, ist er jemand. Außerhalb des Rings ist er niemand…

THE WRESTLER entführt uns in eine Welt voller Muskeln und Schweiß. Voller Prügel und Schmerzen. In eine Welt, in der Männer noch Männer sind und Metal hören.
Wir lernen hier: Wrestling ist zwar fake, tut aber trotzdem verdammt weh und auf Dauer gehen Gelenke und mehr drauf.
Wir tauchen ein in die Welt von Anabolika und Schmerzmittel. Von Stripschuppen und Wohnwagensiedlungen. Von Haare bleichen und Achseln rasieren.

Mikey Rourke ist also Randy The Ram – der Antiheld. Der tragischen Sieger. Der Loser auf dem Siegerpodest. Dem tausende Fans zu Füßen liegen, von dem es Actionfiguren und Nintendo-Spiele gibt, der aber stets mehrere Mieten in Verzug ist, sich emotional an Nutten klammert und körperlich voll auf dem Zahnfleisch daher kommt.
Seine Geschichte beschreibt den Amerikanischen Traum und wie er platzt. Sie zeigt die Kehrseite der Medaille.
Aber jetzt mal ehrlich: Im Grunde geht es hier nicht wirklich um Wrestling – es könnte jede andere Sportart sein, der Hauptcharakter könnte jeden x-beliebigen anderen Beruf ausüben.
Hier geht es um Stolz, um Ehre und um Männlichkeit. Um einen Mann, der feststellen muss, dass seine besten Tage hinter ihm liegen, und dass ihm keine rosige Zukunft mit Villa und Yacht winkt.


„Wir waren mal Stars. Die Karriere ist vorbei, das war´s.
Ihr rockt die Charts und wir hocken in den Bars,
langen Mädels an den Arsch und leeren Glas nach Glas.
Ihr habt jetzt den Stress und wir den Spaß.“

…Bis auf die letzte Zeile stimme ich Torchmann zu.


Das Highlight neben der beherztern und feinfühligen Story: die schauspielerische Darbietung von Mickey Rourke. Der Mann spielt nicht nur den Wrestler, er ist der Wrestler.
Oh Mann, der Kerl ist echt ein abgewracktes Monster! Vollkommen kaputt geliftet, kaputt gesoffen, kaputt gekokst und ein einziger Fleischberg. Mit dem Schönling aus „9 ½ Wochen“ und „Angel Heart“ hat der alte Knacker hier nichts, aber auch gar nichts mehr gemein. Hat ein sehr herbes Bouquet der Herr Rourke. Ob er es denn jetzt tatsächlich in die Riege der ernstzunehmenden Charakterdarsteller geschafft haben soll?
Egal, denn wenn er nicht den Oskar gewinnt, dann die hinreißende Marisa Tomei, die mit ihren 44 Jahren noch eine ziemlich knackige Stripperin abgibt.


„Die 80er, Mann – das waren die besten!“
- „Worauf du wetten kannst, Mann!“



Fazit:
Das Leben nach dem Glitz und Glamour, wenn vom Glanz nur noch ein schwaches Glimmen übrig ist.
Tolle Erzählweise, feinpinselige Charakterzeichnung, tiefschürfende Emotionen, herausragender Rourke – absolut großartig!

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