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„Ist ok, wir schneiden den Arm ab...“

US-Regisseur Toby Wilkins‘ („The Grudge 3“) Langfilm-Regiedebüt „Splinter“ aus dem Jahre 2008 ist ein gelungener Low-Budget-Horrorfilm um einen unbekannten, gefährlichen Organismus, der andere Lebenswesen als Wirt verwendet, offensichtlich Karnivore ist und sich äußerlich durch spitze Dornen zu erkennen gibt. Seth (Paulo Costanzo, „Road Trip“) und seine Freundin Polly (Jill Wagner, „Shifted“) planen ein Wochenende im Grünen, machen jedoch nicht nur unliebsame Bekanntschaft mit jener Eigenart der Natur (?), sondern zudem mit dem flüchtigen Kriminellen Farell (Shea Whigham, „Bad Lieutenant“-Remake) und dessen drogenabhängiger Freundin Lacey (Rachel Kerbs), die die beiden kurzerhand als Geiseln nehmen. Als man sich in einer einsamen Tankstelle verschanzt, muss man sich gezwungenermaßen zusammen der Kreatur erwehren…

Mit dieser Geschichte versuchen Wilkins und sein Team natürlich keinen Kreativitätspreis zu gewinnen, handelt es sich doch um typische Genre-Versatzstücke, aus denen schon so mancher Horrorfilm gemacht war: Ungleiche Charaktere müssen sich miteinander arrangieren und geraten auf der Flucht vor einem lebensbedrohlichen Lebewesen in eine klaustrophobische Situation. Genrefans sehen aber nun mal gern Bekanntes in unterschiedlichen Variationen und im Idealfall kommt dabei ein unterhaltsamer, gut gemachter Film herum. Dieser ist hier gegeben, denn man merkt, dass die Filmmacher selbst Genrekenner sind und sowohl mit Verständnis als auch Herzblut bei der Arbeit waren: Ärgerliche Albernheiten oder ironisierenden Unfug gibt es nicht, man bemüht sich um eine konsequent ernste, bedrohliche Atmosphäre – die auch trotz Digitaloptik gelingt. „Splinter“ steckt voller Zitate, von „Blob“ bis hin zu Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ und wieder zurück. Die Kreatur, die sich ihrer toten Menschen bedient, um sich mittels derer in bizarren Verrenkungen fortzubewegen, wurde mit guter, handgemachter Tricktechnik zum Leben erweckt, wenn auch Wackelkamera und hektische Schnitte vermutlich die Durchschaubarkeit manch eines Spezialeffekts verhindern. Dadurch bleibt die Kreatur diffus, was durchaus eine Stärke des Films sein kann, dennoch wäre mir etwas weniger epileptische Verschleierungstaktik der Kamera lieber gewesen. Das Blut fließt wohldosiert; nie gab sich Wilkins der Versuchung hin, seinen Film durch allzu übertriebene Gewaltexzesse fragwürdig aufzupeppen.

Stattdessen hat er seinen Film spannend inszeniert und mit seinen Charaktere eine interessante Konstellation geschaffen, die er zum Anlass für ein Spiel mit den Geschlechterrollen nimmt: Während Seth ein eher verkopfter Biologe ist, der keinen Führerschein besitzt, ist Freundin Polly diejenige, die nicht nur das Auto fährt, sondern auch den Reifen wechselt und generell eher fürs Grobe zuständig ist – ohne, dass Seth dabei der Lächerlichkeit preisgegeben würde. Natürlich durchlebt er im Laufe der Handlung eine gewisse Entwicklung, ebenso wie Farell, der sich leider wenig logisch, eher arg konstruiert vom totalen Buhmann zum gutherzigen Märtyrer um 180° dreht. Das wurde mir dann doch etwas zuviel des Guten.

Ansonsten aber ein respektables Debüt – mir jedenfalls „gefällt“ die Vorstellung eines in irgendeinem Wald vegetierenden mutierten Pilzes oder was auch immer, vor dem man sich in Acht nehmen muss, bevor man ehe man sich versieht versucht, sich seiner Extremitäten mit einem Teppichmesser zu entledigen. Hölle!

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