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Was ist das bloß für ein Schauspielerpärchen, ein echter Publikumstraum, Pacino und De Niro schlußendlich doch einmal in einem Film vereint.
Waren sie zwar vorher schon zweimal gemeinsam in einem Film zu sehen, so agierten sie in „Der Pate 2“ jedoch in unterschiedlichen Zeitebenen (also nie gemeinsam) und in „Heat“ meistens getrennt voneinander, da sie laut Skript Gegenspieler waren, so daß sie nur für ein intensives Gespräch und den Showdown aufeinander trafen.

Hier bilden sie nun endlich ein Team, ein Cop-Duo, bei dem sich der eine Teil, wie ein Videoband den Zuschauer informiert, aus jahrelangem Frust zur Selbstjustiz gegriffen hat, um nicht verurteilte Täter ihrer gerechten Strafe (dem schnellen Tod) zuzuführen. Alsbald ermitteln sie in ihrem eigenen Fall und haben zwei jüngere Versionen ihrer selbst (John Leguizamo, Donnie Wahlberg) an den Hacken, die das Ihrige dazutun, um die Situation anzuheizen.

Mag das recht spannend und intensiv klingen: damit enden die guten Nachrichten allerdings auch schon.

Denn auch wenn man es bei diesen Namen auf dem Plakat kaum glauben darf, „Righteous Kill“ ist leider bestenfalls leidlich unterhaltsam, bei den Vorschußlorbeeren eher ein Flop.

Der Hauptgrund dafür liegt an dem angestaubten Drehbuch, das zum x-ten Mal seit dem B-Film-Inferno der 70er und 80er (Bronson, Stallone, jeder drittklassige Actionheld) die Story von dem Polizisten aufwärmt, der aus Frust heraus zum Richter und Henker in Personalunion wird. Ergänzend dazu wird das Sujet nicht ermittelnd langsam aufgedeckt, sondern praktisch von Anfang an präsentiert, so daß man sich den Werdegang bis zum Anfang hin rückblickend erarbeiten muß, was schon mal an sich nicht so viele Möglichkeiten zur Spannungserzeugung offen läßt.
Also muß es darum gehen, die Intensität der Charaktere die Arbeit machen zu lassen und bei so leinwandfüllenden Darstellern sollte das ja von selbst gehen.
Nur leider sollte selbst der argloseste Besucher spätestens nach der Hälfte (der Genrefachmann noch früher) den Braten riechen, daß hier noch ein ganz doller Twist am Ende folgt und der kommt dann auch mit der Präzision eines Attentäters, nur macht das alles nicht aufregender.

Ergo schleppt sich ein Skript über die Runden, daß man auf originellere Weise schon aus modernen Serien wie „Dexter“ kennt und nur auf den Twist hinarbeitet, den Zuschauer aber emotional nicht mitreißt.

Dafür sind dann auch die Großmimen da, die sich, streng genommen, ordentlich anstrengen, um die abgedroschene Biederkeit des Skripts mit Trara zu überspielen. Ergo gibt De Niro den Angefressenen und Frustrierten, der dreinschaut, als würde er ständig rohe Kartoffeln kauen, während Pacino coole und witzige Oneliner absondert, während er fleißig Grimassen schneidet, es treffen also Symbiosen aus des Bobsters Mafiafilmen und „Taxi Driver“ auf die Schnittmenge aus „Im Auftrag des Teufels“ und „Der Duft der Frauen“, maximal routiniert, aber niemals innovativ.

Und während die Story so vor sich hinhoppelt, kann man bewundert, wie mäßig begabt der sonstige Produzent Jon Avnet bei einem seiner seltenen Regieausflüge sich so anstellt, nachdem er schon Filme wie „Aus nächster Nähe“ in Oberflächlichkeiten ersäuft oder bei „Red Corner“ kolportagehaft Vorurteile gegen Chinesen bedient hatte (von dem Pacino-Megaflop „88 Minuten“ mal ganz zu schweigen).
„Kurzer Prozeß“ ist nämlich, wenn es um die Stars geht, ein endloser Wechsel aus geradezu bizarren Nahaufnahmen der Gesichter und unkreativen Halbtotalen, was das alles wohl intensiver machen soll, doch die Dialoge spielen nie so recht mit. Im Gegenteil, die angejahrten, faltenreichen Gesichter, lenken einen von dem Gesabbel noch dazu ab, bei den Schluchten Pacinos unter seiner Walle-Walle-Tolle hat man das Gefühl, man fliege gleich noch mal durch die Kanäle des Todessterns. Und sowas hilft den Schauspielern wenig.

Natürlich chargieren die beiden nicht übermäßig, aber sie rufen auch keine großen Leistungen ab, sondern erledigen den Job geradezu routiniert aus ihrem breiten Repertoire, so daß sich das bei all den sexuellen Anspielungen im Ganzen wie eine Mischung aus In-Joke und Altherrenwitz anfühlt.
Da ist es ganz gut unpassend, daß Carla Gugino als Spurenermittlerin ein Verhältnis mit dem doppelt so alten De Niro hat, gute Darsteller wie Leguizamo oder Wahlberg in unproduktiven Nebenrollen verheizt und alte Hasen wie Brian Dennehy eigentlich nur positiv auffallen können, weil sie endlich mal wieder zu sehen sind.
Daß es inzwischen nervt, in jedem zweitklassigen Copstreifen einen Farbigen als Bösling zu haben, der seine Drogen über einen häßlichen Rap-Club verscherbelt (in diesem Fall: ein halbwegs solider Einsatz von „50 Cent“), ist da praktisch schon selbstverständlich.

Es ist nicht wirklich schmerzhaft, das alles zu sehen, aber im Grunde unangemessen flach und althergebracht, den Darstellern nicht würdig – und so fühlt sich das alles wie Routine an.
Im Finale wird die Tendenz zu „klassisch gefärbten“ Schlußdialogen dann sogar richtiggehend albern bis peinlich in der großen Masse, aber da will man sowieso nur noch gehen. Wenig Plot, noch weniger Motivation beim Täter und eine vorhersehbare Auflösung, das ist für das Duo einfach zu wenig – aber es ist weniger erstaunlich, wenn man sieht, was für banale Grütze beide in den letzten Jahren teilweise zusammengedreht haben. Früher selten, aber denkwürdig – jetzt eigentlich nur noch für die DVD-Premiere bestimmt, eine traurige Entwicklung.
Aber dank der Paarung schaffen die beiden es jetzt noch mal ins Kino, ein schneller Auszug aus den Sälen ist aber gewiß, das war schon in den Staaten das Schicksal. Nette, aber traurige 5/10.

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