Review

"Boogie Nights" von Paul Thomas Anderson

1. Story
Das kalifornische San Fernando Valley, 1977: Der 17-jährige Eddie Addams (Mark Wahlberg) jobbt in einem Nachtclub als Tellerwäscher. Regisseur Jack Horner (Burt Reynolds) jedoch ahnt, dass in dem gut gebauten jungen Mann noch viel mehr steckt: Er bietet Eddie eine Rolle an. Dessen schauspielerisches Talent sitzt zwar eher unter der Gürtellinie, aber schließlich dreht Horner ja Pornos. Eddies nie endende Lendenkraft und die Größe des "Objekts" sind beeindruckend. Unter dem Pseudonym Dirk Diggler wird er zum Star der Branche, heimst einen Pornopreis nach dem anderen ein und dreht mit Kolleginen wie Amber Waves (Julianne Moore) und "Rollergirl" (Heather Graham). Doch Anfang der 80er Jahre beginnt Eddies Stern zu sinken. Sein Kokainkonsum steigt enorm und dadurch schwindet zunehmend seine Standfestigkeit. Nach einem handfesten Streit mit Jack wird er gefeuert - der Anfang vom Ende....

2. Schauspieler
Dieser Film bietet hervorragend agierende Schauspieler in vielen skurrilen Rollen. Mark Wahlberg glänzt in der Rolle des Pornostars und spielt einfach perfekt - am Anfang der naive Junge und am Ende der arrogante Filmstar. Auch die Nebenrollen werden einfach perfekt verkörpert - allen voran durch Burt Reynolds, der hiermit ein sensationelles Comeback hinlegte. Auch Julianne Moore und Heather Graham sind positiv zu bewerten. Doch meiner Meinung nach bietet Alfred Molina in der Rolle des durchgeknallten, reichen Junkies Rahad Jackson die Leistung seines Lebens, auch wenn seine Szene länger als 10 Minuten dauert.

3. Musik
Dieser Film wurde mit den Klassikern der damaligen Zeit unterlegt - einfach genial! Von "You sexy thing" bis "Jesse's girl" werden geniale Disco- und Rockknaller gespielt. Deshalb ist vor allem auch der Soundtrack sehr, sehr empfehlenswert.

4. Kamera
P.T. Anderson's Stammkameramann Robert Elswit liefert hier nach "Magnolia" die beste Leistung seines Lebens ab -ein so geniale Kameraarbeit hat man selten gesehen. Egal, ob die Anfangssequenz, in der wir ohne einen einzigen Schnitt von der Straße bis ins tiefste innere des Nachtclubs gleiten oder Jack's Gartenparty - alles einfach genial fotografiert.

5. Fazit
Regisseur P.T. Anderson, der dieses beeindruckende, 155-Minuten lange Sittenbild mit nur 26 Jahren drehte, wird zu Recht als neuer Orson Welles gehandelt, was vor allem seine neueren Werke wie "Magnolia" oder "Punch-Drunk Love" alle beweisen. Hier zelebriert er ein Filmerlebniss der besonderen Art, dieser Streifen bietet einfach alles, was in einem Film sein kann - Humor, Spannung, Tragik, Sex, Gewalt, Drogen, Filmarbeit, Selbstmord, Niedergang - einfach alles. Am Anfang werden wir in diese schillernde Welt glamouros eingeführt - wir dürfen sogar bei den Dreharbeiten eines Pornos teilhaben, ohne jedoch zu viel zu sehen. In der zweiten Hälfte wird's dann langsam düster - Dirk treibt sich als Stricher rum und wird von intoleranten Typen brutal zusammengeschlagen, Amber Waves darf ihren Sohn nicht wieder sehen, Buck bekommt keinen Kredit, weil er ein Pornodarsteller ist und Jack ist ohne Dirk verloren und kann keinen Erfolg mehr landen. Das alles macht diesen Film so einzigartig. Mit Abstand die beste Szene ist jedoch, als Dirk, Todd und Reed versuchen dem durchgeknallten Junkie Rahad Jackson in seiner Villa falsches Koks zu verkaufen - in diesen 10 Minuten hat P.T. Anderson einfach alles reingepackt, von Humor, über Spannung bis hin zu Gewalt.
Die Schauspieler sind allesamt genial, die Story ist sehr interessant, die Kameraführung brilliant, Kostüme und Ausstattung liebevoll und der damaligen zeit entsprechend bunt und poppig. Die Sex- und Gewaltszenen sind zwar recht zerstreut, zum Glück aber nicht übermäßig, denn sonst wäre der Film selber zum Softporno geraten.

Anspruch: 3 von 5
Action: 2 von 5
Spannung: 4 von 5
Humor: 3 von 5
Musik: 5 von 5
Erotik: 2 von 5

Insgesamt: 9/10

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