Boogie Nights ist der viel zu unterschätzte zweite Film von Paul Thomas Anderson, der auch fürs Drehbuch verantwortlich war. Dazu muss man aber sagen, dass er mit Sicherheit dessen schwierigster Film ist. Das fängt schon damit an, dass der Film ein wild zusammen gemixter Genre-Haufen ist. Hier geht es von der Milleustudie zur Tragikomödie zum Thriller und wieder zurück. Dann ist das mit der Pornographie nun mal so ein leidliches Thema, da es automatisch mit Frauenfeindlichkeit assoziiert wird und der Film somit schon von vornherein als sehr kritisch betrachtet wurde. Jeder der den Film aber gesehen hat, weiss das davon keine Spur zu finden ist. "Boogie Nights" beschäftigt sich mit ganz anderen Themen.
Es ist die Geschichte des 17-jährigen Eddie Addams, der vom Porno-Regisseur Jack Horner entdeckt wird. Horner macht Eddie innerhalb kürzester Zeit zum Porno-Star "Dirk Diggler". Eddie/Dirk, der anfangs noch der schüchterne, freundliche, aber ehrgeizige jung Mann ist, steigt der Erfolg bald zu Kopf. Er wird arrogant,snobistisch und überheblich, beginnt zu koksen was das Zeug hält, was bald mal zur Folge hat, dass er es mit dem, für seine Profession unfassbaren, Phänomen des Erektionsproblem zu tun bekommt. Nach einem Streit mit Horner fliegt er raus aus dem Geschäft und ist plötzlich wieder ein Niemand. Der Abstieg scheint unaufhaltbar...
"Boogie Nights" ist ein psychologisch verdammt harter Streifen, und ich denke, dass ihn deshalb die wenigsten verkraften bzw. etwas an ihm finden können. Für mich ist er einer der intelligentesten amerikanischen Independent Filmarbeiten überhaupt. Und sogar Mark Wahlberg, den ich normalerweise überhaupt nicht ausstehen kann, spielt überzeugend. Was beweist, dass selbst die schlechtesten Schauspieler unter den besten Regisseuren großartig sein können.
Der Film hat große dramatische Momente (z. B.: der Überfall auf den Donut-Laden, in den Don Cheadle verwickelt wird) und ist atmosphärisch einfach das non plus ultra. Für zweieinhalb Stunden hat man echt das Gefühl wieder in den 70ies zu sein. Eine interessante Zeitreise.
Wem das nicht gefällt und nicht die Geduld hat, 150 Minuten mal wieder so richtig gefordert zu werden bei einem Film, der sollte es besser lassen. Der Rest wird "amused" sein.
Meine Wertung: 10 / 10