Die 70er - Ich glaube ich habe so einiges verpasst (bin erst 83' geboren). Durchgeknallte Outfits, fetzige Musik, Harmonie, der Rummel um Bruce Lee und die Geburt des Pornofilms(obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, vielleicht war das auch schon in den 60ern, I don't know). Jedenfalls weiß ich, dass in den 70ern die Pornographie ziemlich angesagt war.
Die Pornolegende John Holmes war dafür größenteils verantwortlich. Mit seiner überdurchschnittlichen Penislänge machte er sich schnell einen Namen und wurde sehr erfolgreich. Durch Drogen und der Wonderlandsache lief dennoch vieles schief und stellen die Schattenseiten seiner Kariere dar.
,,Boogie Nights" erzählt diese Geschichte mit toller Musik, interessanten Figuren, guten Schnitten und erstklassigen Schauspielern. Im Film wurde der Name John Holmes nicht verwendet, sondern wurde durch Dirk Diggler erstzt. Es ist aber quasi die gleiche Lebensgeschichte.
Im Laufe des Films (die ca.140 Minuten vergehen wie im Flug)
erlebt man die guten aber auch sehr schlechten Seiten der Pornobranche. Erfolg, Sex und dicke Brieftaschen sind noch längst nicht alles, was sich in manchen Szenen besonders deutlich zeigt ( z.B. als eine Darstellerin das Sorgerecht für ihr Kind nicht bekommt). Viele sind eher unglücklich, da die Gesellschaft sie nicht richtig respektiert und ihre Arbeit als ,,schmutzig" bezeichnet (das wird zwar niemals gesagt, aber an den Reaktionen einiger Menschen kann man es zu genüge erkennen).
Der Hauptverursacher der Probleme lässt sich aber nur mit einem Wort beschreiben: Drogen. - Viele der Figuren, besonders Dirk, koksen als wenn es keinen Morgen geben würde. Sie werden agressiv, verlieren mehr und mehr ihre Persönlichkeit, verzweifeln und und verlieren im Endeffekt alles. Es geht sogar soweit, dass Menschen erschossen werden. Es ist wirklich erstaunlich wie leichtfertig in den 70ern und Anfang der 80er Drogen konsumiert wurden (und ich denke, dass das nicht nur im film so war). Man schnieft sich das weiße Pulver durch die Nase, als wäre es so ungefährlich wie ein Glas Bier. Vielleicht war der Menschheit damals noch nicht bewusst, was für Folgen das Zeug haben kann oder es war hnen einfach egal.
Da ich die 70er nie durchlebte, konnte ich mir nie ein genaues Bild von dieser bunt-schrägen Zeit machen. Durch ,,Boogie Nights" erfuhr ich was auf den Partys abging, was die Leute für Ansichten hatten, was Musik für eine Rolle spielte und wie prüde die Gesellschaft damals war. Ich bekomme immer ein super Feeling wenn ich den Streifen sehe, denn mir gefällt der Modestiel, die Discoszene (heutzutage ist alles viel zu aufgestylt und leblos) und die Erotik in den Pornofilmen, da diese heute in solchen Filmen gar nicht mehr existiert.
Die Bestzung ist genial: Mark Wahlberg in der Hauptrolle als Dirk Diggler überraschte mich mit seiner Leistung so sehr, dass ich vom Stuhl gekippt bin ( wenn man bedenkt, dass er früher als Marky Mark durch die Charts gegeistert ist und man sah, dass er nicht einmal eine gute Austrahlung hatte, ist das schon ein starkes Stück). Burt Reinolds als kreativer Regisseur mit dem Namen Jack Horner ist auch ein ziemlicher Treffer: Er wirkt immer sympatisch und sehr authentisch. Die Pornodarstellerin Amber wird von Julianna Moore verkörpert, die die verzweifelte und verjunkte Mutter perfekt performen kann, denn man kauft ihr das traurige und teils durchgeknallte Verhalten problemlos ab.
Insgesamt kann man sagen, dass ,,Boogie Nights" ein kleines Meisterwerk ist, dass dafür sorgt, dass die guten Old Times nicht vergessen werden. Es ist auch sehr informativ, da man sehen kann, was der Pornofilm damals für eine Bedeutung hatte. Das Bild hat sich bis Heute sehr stark verändert. Früher war es Sünde, schmutzig und unangebracht. Heute sehen es einige Menschen immer noch so, aber es sind längst nicht mehr so viele Empörungen zu bemerken. Es ist einfach interessant zu sehen wie alles anfing und was für ein Sinn dahinter steckte. 9/10