Wahrheit vor Ehrenkodex
Rob Reiner ist einer der unterschätztesten Regisseure der Filmgeschichte - so flexibel, so herzlich, so angenehm waren wenige vor oder nach ihm. Von "Spinal Tap" bis "Stand By Me" gibt es daran nicht viel zu rütteln, selbst wenn er heutzutage schon lange nichts mehr gebracht hat, das annähernd auf seinem Level aus den 80ern mitspielen kann. Doch mit dieser Entwicklung ist er als alter, absteigender Regiehase ja nicht alleine in der Traumfabrik. Anfang der 90er war davon noch nichts zu merken und "A Few Good Men" ist ein Gerichtsthriller für die Ewigkeit. Er ist weit mehr als nur ein Courtroom-Drama. Ein paar der besten Darsteller, die Hollywood in den letzten 50 Jahren hatte, laufen hier zur Höchstform auf. Allein wegen Nicholson spielt sich dieser besorgniserregende Militär-Thriller in höchste Dienstränge. Reiner führt dabei routiniert und auf der Höhe seiner Kunst auf ein Finale hinzu, dass dem Begriff Code Red ins kollektive Gedächtnis gebrannt hat. Es geht um den Fall eines ermordeten Marines, der nicht spuren wollte und etwas zu extrem auf Linie gebracht wurde...
Für mich reiht sich "A Few Good Men" ein in die Reihe großer Gerichts- und Kriminalfilme. Man vergisst leicht wie unfassbar gut er ist und sich gehalten hat. Ein unterschätztes Meisterwerk, dass immer zeitlos bleiben wird. Außer der Tat ganz kurz zu Beginn zieht sich die komplette Spannung aus den Dialogen. Was für ein Script zum Niederknien! Kein Wunder, dass da die Hollywoodstars Schlange stehen und ein paar ihrer besten Leistungen abrufen. Jack Nicholson hat zwar eine recht überschaubare Screentime, doch diese nutzt er famos, wabert über dem Geschehen wie ein dunkler Schatten und stiftet alle Beteiligten zu neuen Bestleistungen an. Vor allem Tom Cruise hält überragend dagegen. Toll ist ebenfalls, dass zwischen ihm und Demi Moores Figur keine Liebesgeschichte erzwungen wird. Als Sahne gibt es noch Kevin Bacon, Kiefer Sutherland und Cuba Gooding Jr. in starken Nebenrollen. Ein Ensemble der Extraklasse. Sogar der minimalistisch Soundtrack bleibt im Gedächtnis und die finale Gerichtssitzung kulminiert, explodiert, funktioniert. Zwar mit Ankündigung, aber der Weg dorthin ist trotzdem sagenhaft.
Fazit: fesselnd, wichtig, spektakulär gut gespielt - es ist eine Frage der Ehre diesen Film zu kennen!