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„Summer Scars“ ist ein britisches Jugenddrama/„Coming of age“-Film von Regisseur Julian Richards („The Last Horror Movie“) aus dem Jahre 2007. An einem Sommertag in Wales schwänzen sechs pubertierende Jugendliche die Schule, stehlen ein Moped und treffen sich im Wald, um zusammen die Zeit zu vertrödeln. Nachdem zwei von ihnen in einen Unfall mit einem verlotterten Fremden verwickelt werden, gesellt sich dieser zu den Minderjährigen. Er sucht gemeinsam mit ihnen seinen angeblich verschwundenen Hund, zeigt ihnen ein Pärchen, das Sex im Auto hat, schlägt zwei ältere Skater in die Flucht – und erschleicht sich so nach und nach das Vertrauen der Kids. Bis die Stimmung plötzlich umschlägt und aus Spiel Ernst wird...

Richards‘ Low-Budget-Film macht sich die Angst vor unberechenbaren Soziopathen, Triebtätern und sonstigen gefährlichen Zeitgenossen, vor denen Eltern ihre Kinder in der Regel warnen, zu Eigen und konfrontiert eine Gruppe Heranwachsender mit einem solchen Exemplar in Form des wie ein Landstreicher anmutenden Peters. Daraus entsteht eine schicksalhafte Begegnung, die die Kinder überfordert und dauerhaft ihre Spuren hinterlassen wird. Gleichzeitig appelliert „Summer Scars“ nach Vorbild z.B. eines „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“ an das Zusammengehörigkeitsgefühl Jugendlicher, um gemeinsam eine solche Situation durchstehen zu können – was damit einhergeht, dass die Jugendlichen gezwungen werden, sich erwachsener zu verhalten, als sie es bisher gewohnt waren.

Das ist prinzipiell recht ordentlich gelungen – die Schauspieler sind durch die Bank weg gut ausgewählt worden und machen ihre Sache glaubwürdig, ob nun Kevin Howarth („The Last Horror Movie“) als undurchsichtiger Peter oder die einzelnen Jungdarsteller, die tatsächlich nicht sehr viel älter als ihre Filmrollen zu sein scheinen. Zwar ahnt der Zuschauer schnell, schneller als die Jugendlichen, dass Peter nicht ganz koscher und daher mit Vorsicht zu genießen ist, jedoch weiß auch er nicht, wohin genau die Reise letztlich gehen, was den Rotznasen widerfahren wird. Peters Stimmung kann jederzeit vom kumpelhaften älteren Freund zu einem schlimmen Alptraum umschlagen; da er offensichtlich psychisch nicht ganz auf der Höhe ist, ist ihm alles zuzutrauen und ist es gleichzeitig schwierig, mit logischem Menschenverstand dagegenzuhalten. Daraus entwickelt sich eine unheimliche Spannung, die bei der Erstsichtung sehr gut funktioniert und das Publikum dauerhaft bei der Stange hält.

Leiter drehte Richards seinen Film in unschöner Digitalkamera-Optik, die für Filme, die einen dokumentarischen Charakter vortäuschen sollen, evtl. zielführend eingesetzt werden kann, nicht aber für „Summer Scars“, dem die leise Melancholie eines schicksalhaften Tages, der sechs Freunde für immer miteinander verbinden wird, stets mitschwingt und der mit seinen Waldkulissen Potential geboten hätte für eine Gegenüberstellung weiter, wilder Natur und ihr ausgelieferter, unbeholfener Menschen. Stattdessen wirkt der Film auf diese Weise in erster Linie billig und trotz erwähnter Vorzüge seltsam distanziert, nie die Tiefenwirkung großer Vorbilder erreichend. Die extrem kurze Laufzeit von lediglich 72 Minuten verstärkt den Eindruck ungenutzter Möglichkeiten – oder eben des Geldmangels. So verwundert es kaum, dass man „Summer Scars“ nach der Erstsichtung als gesehen abhakt und unter Kenntnis des etwas unmotiviert mit einem halboffenen Ende versehenen Ausgangs des Films kaum Lust verspüren dürfte, sich ihn in absehbarer Zeit noch einmal anzusehen. Sein Potential schöpft „Summer Scars“ nicht wirklich aus und droht, auf Dauer in der Bedeutungslosigkeit des leicht Überdurchschnittlichen zu versinken. Mir jedenfalls erging es so, dass ich fast permanent an andere, bessere Vertreter des Genres erinnert wurde und vielmehr wieder Appetit auf eben jene bekam.

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