Im zweiten Anlauf am anderen Ende der Wurst auch gekonnt gescheitert, könnte man das Ergebnis wohl am ehesten leicht humoristisch angehaucht umschreiben.
Frank Castle alias der Punisher spart sich hier in der Person von Ray Stevenson die Mühe, seinen direkten Vorgänger fortzusetzen und schiesst, sticht & schlägt sich stattdessen durch eine eigene Interpretation des Stoffs, aus dem die Comics für echte Kerle sind. Damit hätten wir dann auch schon zwei der locker an einer Hand abzählbaren Pluspunkte gegenüber dem Einsatz von Thomas Jane von vor knapp 5 Jahren: Zum einen kommt Mr. Stevenson deutlich näher an die Original-Comicheftvorlage der Figur des Bestrafers heran, zum anderen wird sich hier auch rein inhaltlich viel mehr an der entsprechenden Vorlage orientiert.
So foltert Castle seine Gegner hier nicht mehr mit kalten Fleischscheiben & Fruchteis, freundet sich nicht mit der halben Nachbarschaft an und rennt auch keinen Villains hinterher, um Fotos von ihnen zu schiessen, nur um letztere dann für perfide Spielchen zu nutzen, in denen sich die Bösewichter quasi selbst eliminieren. Nein, hier mäht er sie einfach mit einem gut ausgesuchten Waffenarsenal äusserst ästhetisch & überaus blutig (Pluspunkt Nummer drei ;-) über den Haufen - so wie das prinzipiell auch erstmal sein soll.
Blöderweise funktioniert brachiale, aber nichtsdestotrotz gut umgesetzte Action allerdings auch nur dann, wenn sie A) in eine interessante oder zumindest die Balleranteile halbwegs solide zusammenführende Geschichte eingebettet ist und B) sollte sie sich dann doch schon in einem einigermassen ausgewogenen Verhältnis durch den Film ziehen.
Punkt A ist hier dann eher ein Totalausfall, denn die Story um den gleich zwei Fehler auf einmal begehenden Punisher (Unschuldigen "bestrafen" / gaaaanz fieselichen Villain nur entsetzlich verstümmeln, nicht aber töten), der in der Folge reumütig seinen Schuldgefühlen hinterherläuft, während der Hauptantagonist marodierend die nicht minder beklopptere Verwandschaft und jeden möchtegernkriminellen Hänfling, der eine Waffe halten kann, für den finalen Schlag gegen seinen Peiniger auf die Beine zerrt, ist so schön langweilig, das die Geschichte aus der Verfilmung von 2004 schon wieder beinahe oscarverdächtig wirkt.
Generell schonmal eher schlecht, wenn man sich selbst in die Kinovorstellung gerne die Lieblingsfernbedienung mit der "Skip right to the next action scene!"-Taste mitgenommen hätte; und wenn diese Schauwerte dann auch noch nur zu Beginn des Films und im Finale richtig ausgespielt und dazwischen nur mittelprächtige Appetithäppchen serviert werden, kann es auch schonmal dezent ärgerlich werden.
Die Eingangssequenz (im Red Band Trailer schon in Teilen zu bewundern gewesen) ist dann auch das Beste am Film; hier frohlockt man noch, macht die grotesk-blutige Auslöschung einer munteren Tafelrunde von Bösewichtern doch ziemlich Laune. Dann geht es allerdings auch schon recht schnell bergab, vermag der Plot doch wie zuvor schon erwähnt nicht mal die Grundbedürfnisse des dahingehend doch immerhin recht strapazierfähigen B-Action Fan zu befriedigen - von einem möglichen Mainstreampublikum möchte ich dabei gar nicht erst sprechen. Ein von Bösewichtern an Bösewichte zu verkaufendes, nicht näher betiteltes "Bio-Produkt" hier, etwas zu Kreuze kriechen bei der Familie des getöteten Gesetzeshüters da, zwischendurch schlägt man sich der Laufzeit und des doch im Verhältnis betrachtet ziemlich geringen Actionanteils im Mittelteil wegen mit einer semi-lustigen, (irgendwie erschreckend wenig...?) artistischen, von Dach zu Dach hopsenden Rastatruppe herum.
Und selbst hier darf man keine kleine Pinkelpause gemacht haben, so kurz die auch ausfallen täte: Da sind die Jungs schon wieder von der Leinwand gefegt (wenn auch auf z.T. "witzige" Art & Weise).
So schleppt man sich an irrelevanten Storyelementen und durchwachsenen Darstellerleistungen bis zum unvermeidlichen Showdown, wo dann zuvor die gefühlt komplette Kriminellenriege der ganzen Stadt rekrutiert wurde, um sie auf den Punisher loszulassen. Wo man jetzt allerdings einen alles in den Schatten stellenden Mördershowdown mit John Rambo-Referenz erwarten zu meinen könnte, kommt leider nur ein kurzes, dafür aber auch reichlich unspektakuläres Tontaubenschiessen plus finalem Schlagabtausch mit den Gebrüdern Obergoon. Auch da sind ein paar wenige, nette Goreeinlagen eingebaut, keine Frage - insgesamt gesehen vervollständigt sich hier aber auch nur die der zuvor schon den gesamten Streifen über nicht zu entkommenden "Mensch, was hätte man DARAUS alles machen können und was wurde dann letztlich bloss daraus gemacht..."-Haltung zu einem runden, abschliessenden Negativ-Feng Shui des Films an sich.
Zumal hier zwar dem Gewaltgehalt des "Punisher-Universums" voll und ganz entsprochen wurde, das Gorehound-Futter demselben aber so beliebig, uninspiriert & kein bisschen emotional in die erzählte Geschichte eingebunden um die Ohren gehauen wird, als wenn Frau Alexander der Zuschauerschaft rotzig ins Gesicht keifen wollte "So, da habt ihr's. Kehlenschnitt, Genickbruch, Tischbein im Auge, zerplatzende Schädel, Blutsudelei. Das wolltet ihr doch, ODER ETWA NICH!"
Da hat man sich entprechend einen ordentlichen Gau geschaffen, denn war der Punisher aus 2004 "nur" keine wirkliche Umsetzung der Comicvorlage, dafür aber immerhin ein, zumindest unabhängig davon betrachtet, gut getimter Actionfilm mit ordentlich aufgelegten Darstellern und einem mittelprächtigen Hang zu gelegentlicher Ironie, ist "Punisher: War Zone" gefangen irgendwo zwischen lustigem Beinahe-Dauer-Funsplatter und ernstgemeinter, ambitionierter Filmabsicht, zwischen Actionorgie und öden Genrekonventionen folgendem Schema F mit einem zarten Hauch von nichts an Geschichte und profillosen Darstellern. Denn merke: Auch in ruhigen Momenten darf man einer vermeintlich doch recht einfach auf die Leinwand zu bringenden Figur eine gewisse Aura verleihen, dass hat sogar Dolph Lundgren vor 20 Jahren schon hinbekommen - einfach nur steinern durch jede Einstellung stapfen reicht da nicht, wenngleich vielleicht auch ursprünglich als gut gemeinter Tributzoll an die Fans der Originalvorlage gedacht.
Letztere wurden hier beinahe genauso knapp unter einigermassen zufriedenstellendem Mittelmass bedacht wie der Otto-Normal-Zuschauer (der noch viel knapper), was sich dann auch kurz & äusserst schmerzvoll an den US-Kinokassen bemerkbar machte, wo man mit einem desaströsen Ergebnis dafür gesorgt hat, dass der Streifen hierzulande gar nicht erst in die Lichtspielhäuser einzieht, sondern gleich auf DVD vermarktet wird.
Wenn es dann soweit sein wird, bitte nicht zuviel des Guten erwarten: Es wird sich zwangsläufig an mehreren Ecken & Kanten Ernüchterung einstellen. Ausser vielleicht bei der "Ey, haste das gesehen, voll den ganzen Kopp weggeschossen, krass geil ey!"-Fraktion. Dort halten entsprechende Einzelbilder ja für gewöhnlich eine Weile länger vor.
Allen anderen wird es vielleicht doch etwas zu wenig sein. (4/10)