Der Nagel fängt an zu rosten
Nachdem es mit den von mir lange gemiedenen „From Dusk Till Dawn“-Sequels ganz gut lief, wurde ich mutig. Zu mutig. Denn „Joy Ride“ mit Paul Walker mag ich sehr - den nun endlich nachgeholten zweiten Teil aber nicht wirklich. Obwohl er unter Genrefreaks eigentlich keinen allzu schlechten Ruf hat. Komisch. Und teure Mediabooks. Aber das heißt heutzutage ja nur noch wenig. Rusty Nail ist hier jedenfalls ohne jegliche Erklärung oder Verbindung zum namentlichen Vorgänger zurück und bedrängt vier junge Erwachsene auf einem Roadtrip durch das amerikanische Truckerhinterland. Inklusive gewohnt tiefer Stimme per Funkgerät, süßen Kosenamen, fiesen Spielchen und brutalen Kills…
„Joy Ride 2: Dead Ahead“ wirkt uninspiriert und manchmal eher wie ein weiterer „Wrong Turn“. Was nicht unbedingt schlimm ist. Aber eine eigene DNA und Ideen gehen anders. Ebenso sein Franchise zu ehren. Das interessiert diese Fortsetzung null. Rusty Nail bleibt (semi-)ikonisch, auch wenn hier insgesamt etwas dem Ende des ersten Teils in's Gesicht gespuckt wird. Aber das gehört bei Horrorfranchises ja fast schon zum guten Ton. Mit dem nicht unähnlichen Mick Taylor aus „Wolf Creek“ kann der gesichtlose Trucker aber eh nicht mithalten. Weitere absolute Minuspunkte bei dieser immerhin härteren Fortsetzung sind die blassen Figuren, gerade im Vergleich zu Walker und Co. im Vorgänger, der unscharfe und unansehnliche Look (liegt aber auch an der miserablen Blu-Ray auf DVD-Niveau) und dass sich dermaßen auf ein paar splattrigeren Szenen ausgeruht wird. Die sind nicht mies. Aber einfach in Gesamtbetrachtung zu wenig. Ansonsten wird nur der Vorgänger schwächer nachgemacht, sich auf Rustys Stimme verlassen und blöde Sprüche gebracht. Vor allem einer dieses Teenie-Quartetts ist eine der nervigeren Figuren, die ich seit langem gesehen habe. Selbst für Slasherverhältnisse. Dem wünscht man wirklich einen spektakulären Tod - bekommt er unter Goreaspekten auch. Aber wie gesagt: ansonsten fährt dieser LKW im Leerlauf und könnte kaum weiter entfernt sein von seinem Urvater, Spielbergs „Duel“. Aber auch ohne solche luftigen Vergleiche und Vorbilder versagt „Joy Ride 2“ auf den meisten Ebenen. Filmisch, charakterlich, kreativ, als Fortsetzung und als Spannungsvehikel. Und daher kann’s kein gutes Fazit geben, selbst wenn’s zwischendurch feucht-fies wird.
Fazit: garstige Trucker-Slasher-Fortsetzung, aber leider nicht besonders gute - da hatte das Original in allen Belangen mehr Klasse, Spannung und sogar Gemeinheit. Dennoch bedient dieser Rusty Nail grundsätzlich zumindest die menschenverachtenden Gorehundgelüste, die fast jeder von uns in sich trägt. Optisch unfassbar hässlich!