Der psychisch instabile leicht zu Agressionen neigende Trucker "Rostiger Nagel" ist wieder zurück. Sieben Jahre lang hat man sich sich Zeit gelassen, zu einem guten Roadmovie-Thriller eine Fortsetzung auf den Markt zu hauen. Und diese sieben Jahre merkt man Rusty Nailz auch an.
Nicht nur, dass er die ganzen Jahre scheinbar nur durch die Gegend geschippert ist und sich ausgeruht hat - Nö, der arme Kerl muss mindestens drei Lastwagenanhänger Zigaretten geraucht haben, da wir zumindest in der deutschen Synchronisation eine andere Stimme spendiert bekommen. Keine Ahnung, ob der originale deutsche Sprecher in den sieben Jahren verstorben ist oder von dem rotzigen Nagel persönlich platt gefahren worden ist - jedoch scheint das sehr nahe zu liegen, denn kein anderer wie Martin Kessler spricht den Trucker, der mit Sicherheit ein wenig mehr Gage bekommen hat. Der Typ, der jeden Morgen seinen Hawaii-Toast mit Schleifpapier P80 belegt, danach mit Rasierklingen gurgelt und im Normalfall vor allem Vin Diesel seine Stimme verleiht, spricht den Trucker ohne Gesicht. Und - es passt einfach nicht.
Ich liebe diese markante, tiefe, verrauchte Stimme. Aber nach dem Doppelfeature-Abend, bei dem ich beide Teile hintereinander geschaut habe, will diese Stimme einfach nicht passen und leider Gottes gewöhnt man sich auch nicht dran.
Wie auch immer, geben wir der DTV-Fortsetzung trotz Stimmverzerrung eine Chance. Zwei Pärchen wursteln sich per Auto nach Las Vegas, um die Sau rauszulassen. Unterwegs haben sie eine Autopanne, finden aber zufälligerweise eine Farm in der Wüstengegend, die dem Rostigen Nagel gehört, was bis dato aber noch kein Mensch im Filmgeschehen weiß. Das Quartett leiht sich das in der Garage stehende Auto aus, hinterlässt noch einen "Bitte Tötet Mich!"-Aufkleber in der Behausung und boing - haben wir eine Story, die für anderthalb Stunden reicht um eine Fortsetzung zu rechtfertigen.
Siehe da, der senile Trucker hat also auch seine gute Seiten. Das hätte man nach dem ersten Teil nicht gedacht. Neben Nutten knallen und massakrieren hat er also auch als Hobby seine Browser-Farm upgraden und pflegen, die Pflanzen gießen und dennoch nebenher die Zeit wieder den Ausflug ins abgrundtief Böse abzudriften, um wieder Teenagern hinterherzujagen.
Regisseur Louis Morneau, der auch vom Namen her als guter Rotwein durchgehen könnte, lässt uns erst einmal wissen, dass wir das Jahr 2008 haben. Vorbei ist es mit den guten,alten Zeiten, in denen gepflegte Spannung aka Spielbergs "Duell" geherrscht hat. Nö, der Mann spielt Platzhirsch, macht uns dank Kopfabquetscher in einem sinnlosen Intro klar, dass er auch einmal "Hostel" gesehen hat, den scheinbar ganz groovy gefunden hat und springt dementsprechend auf die Torture Porn Sadistic Massacre-Schiene auf, indem er einer Borsteinschwalbe den Kopf abtrennen lässt. FSK 18 muss es sein - Sonst schaut sich ja keiner den Dreck an. Dabei weiß jeder Alteingesessene, dass die besten Thriller zu 95% die sind, die ab 16 Jahren freigegeben sind. Man kann aber nach dem Ansehen behaupten, dass "Langeweile Ride" immerhin knapp drei Szenen hat, die nach Erwachsenenbevormundung schreien.
Also begnügen wir uns vorerst mit dem vorgestellten Quartett, das einfallsloser nicht sein könnte. Okay, immerhin ist ein Guy dabei, der ganz nerdig wirkt dank seiner ADS-Tabletten und Piercings in der Schnauze, aber ganz ehrlich: Die Charaktere sind austauschbar bis stinklangweilig. Da war selbst der junge Paul Walker (R.I.P. , Dude) ohne Sackhaare ein Juwel dagegen. Diese Rotznasen erlauben sich also dank "genialem" Storywriting tatsächlich, sich das Auto von Rostiger Nagel zu leihen, nur damit er danach Jagd auf diese Pisser machen kann.
"Joy Ride 2" fühlt sich irgendwo (ich glaub in meiner Arschritze) und irgendwie (ich glaub nach extremen Drogenexzessen) nach "Hostel 3" an. Irgendwo und irgendwie haben wir gute Ansätze, aber der Rest ist gequirlte Koyotenkacke - und zwar bis zum Anschlag des Erträglichen. Es gibt hier und da ein paar Momente, die gar nicht so schlecht wirken, aber im Gesamtpaket enttäuscht der Film dann doch eher auf ganzer Linie. Keineswegs durchdacht wird auch nur im Ansatz Spannung aufgebaut, sondern "Joy Ride 2" leiert die 08/15-Dummbeutel-Slasher-Story gebetsmühlenartig runter, ohne dass mir dabei auch nur ansatzweise einer abgeht.
Während man im echten "Joy Ride" noch Spuren von "Duell" und "Hitcher, der Highwaykiller" spüren konnte, verfolgt dieses Stück Speck eher das Trial & Error-Prinzip, da sich unsere vier Helden dran stellen, wie die letzten Vollpfosten. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich aus dieser Situation zu befreien. Aber nee, es wird immer die gewählt, die filmtechnisch gesehen noch am Aufregendsten/Effektivsten erscheinen sollte. Und wenn solche Reaktionen in mir eher Erbrechen statt Spannung verursachen (ohne das ich mal ein Auge zupetzen könnte) , dürfte ich wohl behaupten, dass dieser französische Borgunder sein Ziel verfehlt hat, das sich in der Peinlichkeit gipfelt, ein komplett sinnentleertes Würfel-Spiel in einem Kellerverließ zu spielen, nur um Leute mit bloody Szenen zu befriedigen, die noch keinen Zweitrasierer brauchen, um sich die Sackhaare zu schneiden.
"Joy Ride 2" ist schnell entlarvt und entwaffnet. Bekam man im ersten Teil noch den einigermaßen sauber runtergespielten, subtilen Horror, rennt der Trucker, der stets so belichtet wird, dass man nur seine Zwei-Euro-KiK-Mütze sieht (immerhin hat man das beibehalten), wie ein aufgescheuchtes Huhn ohne Sinn und Verstand durch den zweiten Teil, der aus allen Poren riecht, dass hier nur der schnelle Euro aufgrund der Namenslizensen verdient werden will. Der dritte Teil ist angekündigt. Es kann eigentlich nur bergauf gehen.
4/10