„Joyride – Spritztour“ überzeugte anno 2001 mit einem minimalistischen Konzept wie es bis dato auch Beiträge wie „Hitcher“, Jeepers Creepers“ oder „Duell“ taten: Der Schrecken auf dem Highway, das finstere Etwas, der unberechenbare Rivale, der die Hauptfiguren durch die schier endlose Einöde hetzt.
Mit dieser Fortsetzung, die bis auf den Trucker Rusty Nail als psychopathischen Jäger nichts mehr mit dem Original gemein hat, setzt man dieses Konzept mit der Brechstange fort.
Mal wieder sind vier Teens auf dem Highway unterwegs als ihr Fahrzeug schlapp macht. Prompt gelangen sie zur einsam gelegenen Scheune der Behausung Rusty Nails, der gar nicht erfreut ist, dass sie sich seinen Chevy unter den Nagel gerissen haben…
Der Einstieg erläutert bereits, womit man es im Folgenden zu tun haben wird, denn als eine Hure in Rustys Truck steigt, wird sie kurzerhand im Seitenfenster eingeklemmt und bei schneller Anfahrt geköpft. Sein Gesicht, auch das ist eine vage Gemeinsamkeit mit dem Original, wird nie gezeigt. Er ist starker Raucher, trägt ein Cappy und spricht mit der angemessenen cool-tiefen Synchro eines Martin Kessler (Nicholas Cage).
Die Teens machen es uns hingegen nicht leicht, Sympathien für sie aufzubringen. Mel und Bobby sind verlobt und wollen in Las Vegas gemeinsam Junggesellenabschied feiern, während Mels Schwester Kayla unterwegs (und zur negativen Überraschung aller) Internet-Bekanntschaft Nik aufgabelt, der sich selbst als Third Wave Emo Punk bezeichnet und bis zum Eingreifen des Peinigers unpassende Statements von sich gibt, aber dadurch zumindest auffällt.
Als sie nach dem Diebstahl des Autos im Truck Stop eine Pause einlegen, wird Bobby von Rusty gekidnappt, der sich fortan mit Mel per Funk unterhält und diverse Forderungen stellt, die Mel – und das ärgert bei ihrer Naivität am meisten, anstatt kurzerhand die Cops einzuschalten, auf alles eingeht. Handys werden per Fahrzeug geplättet und sie selbst zieht vorm Truck halb blank. Als Nik (auch da wird nicht klar, warum er das alles mitmacht, obgleich er sämtliche Beteiligten kaum kennt), in die Rolle einer Trucker-Hure schlüpfen soll, um an einem dubiosen Treffpunkt Drogen zu besorgen, spitzt sich die Situation zu und Handeln der beiden Girlies ist gefragt.
Mit spannenden und temporeichen Szenen geizt der Streifen gewiss nicht, auch wenn die meisten Ideen der Konfektionsstange des Genres entnommen sind.
Es ist alles dabei, mit Verfolgungsjagd und Rammen, Versuch einer Falle für den Killer, Totgeglaubte die wieder auf der Bildfläche erscheinen und die Tatsache, dass der Peiniger über jeden Schritt seiner Opfer Bescheid weiß, auch wenn er sich oftmals noch nicht einmal in deren Nähe befindet. Teilweise ist die Kette unlogischer Bindeglieder so lang wie Rustys Truck.
Zeitgemäßerweise möchte die Inszenierung jedoch nicht auf den immer noch angesagten Torture Porn verzichten und da kommt schließlich die Brechstange ins Spiel, die nicht so recht zum bisherigen Profil des Truckers passen will. So wird eine Kniescheibe zertrümmert, eine Stange durch einen Schädel gerammt und ein Brandzeichen auf die Brust gedrückt, - ein wenig verSAWt gibt man sich im letzten Drittel, während der Showdown wieder zur alten Form zurück findet, - nicht ohne übliche Klischees und Unwahrscheinlichkeiten bis hin zur letzten Einstellung, die man zwar hat kommen sehen, aber rein rational in keiner Weise zu rechtfertigen ist (Genrefreaks wissen bereits, was gemeint ist und werden bei dem Gedanken schmunzeln).
Wenn man also oben erwähnte Genre-Streifen mag und durch das Konzept unterhalten wird, sollte definitiv ein Blick riskiert werden. Es gibt ein paar recht fiese Situationen, ein etwas überspitzt dargestelltes Gewicht der Machtverhältnisse, aber genügend Abwechslung innerhalb und außerhalb des Highways der Konflikte.
Darstellerisch okay, handwerklich solide und ein Musterbeispiel für Menschen, die mit zertrümmerter Kniescheibe auf beiden Beinen stehen können, ohne das Gesicht zu verziehen.
6,5 von 10