Review

~~ Fakten ~~Original: THE MATRIX (USA 1999)
Produzent: JOEL SILVER
Regie: ANDY & LARRY WACHOWSKI
Darsteller: KEANU REEVES, LAURENCE FISHBURNE, HUGO WEAVING, ...
Genre: SCIENCE-FICTION
Länge: CA. 131 MINUTEN
FSK: FREIGEGEBEN AB 16 JAHRENSequels: MATRIX RELOADED (2003), MATRIX REVOLUTIONS (2003)

Kinovorstellung (Deutschland): JUNI 1999
DVD-Veröffentlichung: NOVEMBER 1999
Free-TV Premiere: APRIL 2003

~~ Inhaltsangabe ~~

Der Computerhacker Neo bekommt eines Tages auf seinem PC eine Nachricht von einer geheimnisvollen Untergrundorganisation. Der Kopf dieser Organisation, Morpheus genannt, klärt Neo über die Bedeutung der Matrix auf - Eine Scheinwelt, von intelligenten Maschinen erschaffen, um die Menschheit zu beherrschen...

~~ Vorwort ~~

"Matrix" ist in meinen Augen Kult. Diese Mischung aus düsterer Zukunftsvision, genialen Kämpfen, einer packenden Story, revolutionären Spezialeffekten und klasse Darstellern schrieb 1999, als der Film in die Kinos kam, ein Stück Filmgeschichte und wurde bis heute (und wahrscheinlich auch in Zukunft) oft kopiert, aber nie erreicht.

~~ Story ~~

Ganz unkonventionell steigt der Zuschauer in die "Matrix" ein. Die Wachowski-Brüder verstehen es, den Zuschauer auf die gleiche Ebene wie den Hauptdarsteller Neo (Keanu Reeves) zu stellen. Genau wie bei ihm wird das Riesenstory-Konstrukt erst Stück für Stück greifbar und verständlich. Wer dabei nicht mitdenkt oder auf Durchzug schaltet, der bleibt auf der Strecke und versteht am Ende nichts.
Der Spannungsbogen wird hauptsächlich sehr hoch gehalten. Aber an einigen Stellen wird sie stark erhöht, so z. B. um die Handlung in der Mitte voranzutreiben oder am Ende das Finale zu beenden. Auch in den Szenen, wo die ersten Schritte in die Matrix gemacht werden und sehr viel Zeit wegen philosophischen und existenziellen Ansätzen in Anspruch genommen wird, bleibt die Spannung in der Story allgegenwärtig. Fast so wie die Matrix.
Die Story ist ansonsten natürlich in sich schlüssig, wartet mit einigen Wendungen (vor allem gegen Ende des Films) auf und lässt immer wieder viele Hintergrund-Details durchschimmern.

~~ Darsteller ~~

Somit kämen wir zu den Akteuren in der "Matrix".
Allen voran gefiel mir Hugo Weaving alias Agent Smith am besten. Sein Typ ist skurril wie cool, innerlich aber total zerrissen zugleich. Gemäß seiner Figur und seiner Rolle im Drehbuch lässt er nicht den Hauch einer Gefühlsregung von sich. Zusammen mit seinen beiden Kollegen, die auch alles andere als emotional reagieren, bildet er einen tollen Kontrast zu den anderen Darstellern.
Sind diese Agenten eigentlich Bösewichter? Ich meine nein. Obwohl natürlich alle Sympathien der Zuschauer auf der Seite von Neo und Co. liegen, sind die Agenten für mich keine bösen Feinde. Diese stellen eher die emotional stark eingeschränkten Vertreter der Maschinenwelt dar, für die es nicht menschliche Entscheidungen gibt, sondern logische Gleichungen, in denen eben die Anomalien umgehend beseitigt werden müssen. Dabei verfolgen sie keine anderen Ziele als die "echten" Menschen - nämlich die Erhaltung der eigenen Welt. Agent Smith spielt in diesem Geflecht gegen Ende allerdings eine besondere Rolle.

Auf der gegenüberliegenden Seite sind die "echten" Menschen zu finden. Diese rebellieren schon seit einiger Zeit und versuchen immer mehr Menschen aus der Matrix zu befreien. Der Kapitän eines Schiffs, Morpheus, bricht ständig mit seiner Crew auf, um den Auserwählten zu finden. Morpheus wird dargestellt von Laurence Fishburne, der hier wahrscheinlich seine Paraderolle gefunden hat. Für mich ist der Schauspieler nicht mehr L. Fishburne, sondern schlichtweg nur noch Morpheus. Er spielt den Morpheus stets mit einer geheimnisvollen Aura, die jederzeit an der Figur haftet. Außerdem überzeugt er als verantwortungsvoller und erfahrener Kapitän seines Schiffs. Und die Perfektion erreicht Laurence Fishburne in der Weise, dass er mit der Zeit immer mehr von der Figur "Morpheus" preisgibt, bis er ihm am Ende eine vollständig emotionale Person verpasst. Eine oscarreife Leistung.

Der Hauptdarsteller und Mitglied der Crews von Morpheus ist Neo aka Keanu Reeves. Er soll der Auserwählte sein, der die Menschen aus der Matrix befreit und ihnen wieder die Freiheit schenkt - dabei wusste er bis vor kurzem noch nicht einmal, dass sie wirklich existiert. Neos Rolle ist sehr schwer darzustellen. Auf der einen Seite ist er ein totaler Neuling in der realen Welt und muss von Morpheus und Co. immer aufgeklärt werden. Seine Fragen verfolgen den Zuschauer fast den ganzen Film. Auf der anderen Seite ist er ihnen in allen Belangen überlegen - körperlich wie geistig. Nun, da Keanu Reeves wirklich kein schlechter Akteur ist, nimmt man ihm diesen Spagat vollständig ab. Wie gesagt kann sich der Zuschauer während des Films stets mit ihm identifizieren, da man vom Wissen her immer auf seine Höhe ist. Das verleiht ihm noch zusätzliche Pluspunkte. Somit wird er auch dank des Story-Aufbaus ein wenig entlastet.

Die Crew von Morpheus besteht teilweise aus bekannten (Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano) und teilweise aus weniger bekannten Schauspielern. Aber mit Ausnahme von Trinity (Carrie-Anne Moss) nutzen alle ihre vorhandenen Spielräume sehr effizient und fügen sich somit ins Gesamtbild der Darsteller ein. Ich persönlich finde, dass Carrie-Anne Moss ihrer Rolle als Trinity nicht genügend Tiefgang verleiht und neben den anderen Darstellern in einigen Szenen doch recht blass bleibt. Dieser Umstand beeinflusst aber das Gesamtwerk nie.

~~ Romantik ~~

Ungewöhnlich aber doch vorhanden. Eine kleine Romanze wird eben doch im Finale des Films deutlich, obwohl zwischen Neo und Trinity schon immer etwas funkelte. Zum Glück vergessen die Wachowski-Brüder zu keiner Zeit ihre eigentliche Vision und bauen diesen Umstand mit der Romanze nur ein, um etwas mehr Dramatik aufzubringen.

~~ Atmosphäre/Bilder ~~

Einmalig. Diese Atmosphäre wieder zu erschaffen muss man als gewöhnlicher Regisseur erstmal hinkriegen. An diese von "Matrix" konnten die beiden Regie-Brüder mit ihren beiden Nachfolgern nicht mal ansatzweise reichen.
Den ganzen Film umgibt eine düstere, ja an einigen Stellen klaustrophobische Stimmung. Endzeitszenarien und stets dunkel gehaltene Bilder versehen das Gesamtwerk mit der nötigen Glaubwürdigkeit. Nur in den wenigen Szenen, wo sich die Mannschaft der Nebukadnezar (Morpheus' Schiff) in die Matrix einklinkt, habe ich Licht erblickt. Der Rest des Films spielt entweder im Schiff (sowieso alles dunkel und trist) oder in den Abwasserkanälen der realen Welt, wo man nun nicht nach der Sonne suchen sollte. Überhaupt sind die Bilder von der Oberfläche der realen Welt genial dargestellt. Blitze, dunkle Wolken, riesige, schwarze Felder, Maschinen, etc.. Hier kommt die richtige Endzeit-Stimmung auf.
Demgegenüber haben wir da die Scheinwelt, die Matrix. Obwohl sie voller Leben und Menschen gefüllt ist, kommt sie einem doch so leer vor, nachdem man die Wahrheit erfahren hat.
Die Atmosphäre von "Matrix" ist also einmalig und perfektioniert den Film auf ihre Weise.~~ Spezialeffekte/Action ~~

"Matrix" ist eine Joel Silver Produktion. Das heißt, dass der Zuschauer sich auf eine gehörige Portion Technik und toller Action gefasst machen konnte. Und mit diesem Science-Fiction Film war Joel Silver auf dem Höhepunkt. Nicht nur, dass die Wachowski-Brüder ihm eine in sich völlig logische Story und ein tolles Drehbuch auftischen, sondern viel mehr, dass sie genügend Freiraum lassen, um die revolutionären Effekte und Actioneinlagen passend ins Gesamtkonzept einzufügen.
Dank "Matrix" ist es nun kein Problem mehr für Filmemacher, Menschen fliegen zu lassen, sie den Kugeln aus einer Maschinenpistole ausweichen zu lassen oder im Fallen gegeneinander kämpfen zu lassen. Wenn man nun denkt, dass in allen diesen Szenen die PC-Arbeit doch leicht zu sehen ist, dann liegt man falsch. Das ist ja genau das, was die Effekte revolutionär gemacht haben. Zu keiner Zeit wirken die Effekte lächerlich oder sind als solche zu erkennen. Und wenn das der Fall ist, dann sind die Effekte gelungen, spielen doch gerade die Effekte im Film eine sehr große Rolle.
Natürlich werden die Spezialeffekte größtenteils in die Action eingebunden. Diese besteht zu 60% aus Kampfeinlagen a la Yuen Woo-Ping und zu 40% aus Krawumm-Explosionen und Shoot-Outs. Man sieht einen Hubschrauber in einen Hochhaus fliegen (übrigens ein richtiges Highlight) oder Agenten gegen Menschen auf höchstem Niveau kämpfen. Dieses Konzept von der Überwindung der Schwerkraft wurde natürlich nach "Matrix" oft übernommen. Aber entweder erlitt derjenige Film einen Overkill an Kämpfen und Effekten ("Matrix Reloaded") oder es sah einfach nur lächerlich aus.
Das Niveau, das "Matrix" gekonnt aufgebaut hat, wurde nie erreicht.

~~ Anspruch ~~

Was uns die Wachowski-Brüder für eine Zukunftsvision auftischen ist düster, utopisch und erschreckend real zugleich. Sie fangen kongenial die Angst der Menschen ein, ihre Freiheit zu verlieren und ständiger Sklaverei ausgesetzt zu sein, ohne überhaupt zu wissen, dass sie sich unter diesen Umständen befinden (George Orwell lässt grüßen). Für mich persönlich ist "Matrix" die visuelle Veranschaulichung von "1984" (Autor: George Orwell) in einer reinen, den Erwartungen des heutigen Kinogängers entsprechenden Science-Fiction Version.
Und was den Film von den beiden Brüdern unsterblich macht ist die Gegebenheit, dass sie es verstehen, den Zuschauer trotz der sehr anspruchsvollen, philosophisch angehauchten Story zu unterhalten. Und das ist brillant und vorbildlich.

~~ Fazit ~~

Man nehme düstere, noch nie gesehene Bilder, eine beklemmende Atmosphäre, Darsteller aus der obersten Riege Hollywoods, revolutionäre Effekte und Actionsequenzen und verbinde das mit einer Vision von zwei Brüdern. Das Ergebnis ist "Matrix" und ein Stück moderne Filmgeschichte. Ich war begeistert, bin es immer noch, und werde es wahrscheinlich nach jedem Durchschauen des Films immer noch sein.

5/5 oder 10/10 Punkten.

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