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Mittlerweile scheint Wong Jing die Filme im irregulären Wettbewerb nur noch für sich selber zu drehen, für die hausinterne Privatvorführung, das Eigenvergnügen oder aus Jux und Laune zur Steuerabschreibung. Bei dem inzwischen übersichtlichen und vor allem in Bezug auf den Massenappeal samt Einspielergebnissen auch vorauszusehenden Kosten-Nutzen-Effekt sicherlich nicht die falscheste Denkweise, dann wenigstens den altbewährten Wegen in möglichst fest kalkulierbaren Pfaden zu folgen.

Nicht nur, dass seine Produktionen nunmehr außerhalb der Saison, entweder im späten Frühling oder im Herbst und weitab der wahren Blockbusterphase laufen, auch wird sich weder um eine Starbesetzung im eigentlichen Sinne gekümmert noch neue Territorien hinsichtlich der Geschichte oder wenigstens der Umsetzung im flexiblem Eingehen bemüht. Vielmehr in möglichst kostensparender Weise eine altgediente Darstellerriege nebst einigen neuen, aber schon von vornherein in der zweiten Garde befindlichen Akteuren in eine ebenso niedere Umgebung mit berechenbar geordneter Nischenstrategie versetzt. Veränderungen werden nicht akzeptiert, stattdessen mit dem Schritt zurück zu alten Tugenden komplett verweigert. Ein allgemeines Gesetz, das keine Ausnahme gestattet.

Für den Markt hat dies Vorgehen fern von Hoffnungsschimmer, Vorschusslorbeeren und Eigenverantwortlichkeit keine weitere Relevanz, außerdem lassen sich mit dem xten Aufkochen der Gambler-Thematik wohl kaum Neukunden erwärmen, sondern nur die weiter an sich binden, die schon vor 10 Jahren den Verfall des Hongkong - Kinos samt seiner Synonyme und Pseudonyme beklagt haben, aber dennoch mit kulturpessimistischer Gewöhnung am unteren Ende der cineastischen Sahne verbleiben. Immerhin gibt es dort mehr Sorgen als böse Überraschungen zu vermelden, mehr Gewissheit als utopische Zuversicht, die Erwartungen auf obenauf schwimmenden Rahm gerade auch bei Wong sind heutzutage und wohl auch fürderhin derart niedrig gesteckt, dass man sich mit Mittelmaß schon gehobener und vor allem fern jeder Fragen, die dem tiefem Nachdenken angehören unterhalten fühlt. Auch My Wife is a Gambling Maestro [ AT: My Old Lady is a Gambling Saint ] bezieht aus dieser Misstrauenshaftung plus dem Verharrungsvermögen, der abhärtenden Gleichförmigkeit und dem Pflegen einstmals lieb gewonnener Tradition seinen speziellen familiären Reiz, in dem man dem dressierten Publikum auf eine seltsam abweisende Art skeptischer Paradoxen irgendwie doch das zeigt, was es zu sehen begehrt:

Schuldeneintreiber Jay Chou [ Nick Cheung ], der zusammen mit seinen Freunden Leo Ku [ Ben Cheung ] und Eason Chan [ Cheung Tat-Ming ] gezwungenermaßen für den schmierigen Kredithai Boss Kwan [ Lee Lik-Chi ] arbeitet, hasst seinen Job und sein Leben. Von seiner Freundin Mandy [ Yedda Chao ], einer drittklassigen Schauspielerin an der kurzen Leine gehalten und auf der Nase herum getanzt, sehnt er sich nur nach der richtigen Frau sowie einer ruhigen und sorglosen Zukunft. Als er auf Besäufnistour in Macau am Strand die verletzt angespülte Lung Ying Ying [ Natalie Meng Yao ] trifft, die zudem heftige Erinnerungsdefekte aufweist, nimmt er die naiv unschuldig wirkende und auch so klingende, dafür aber äußerst gut gebaute Dame bei sich auf und plant schon mal die Ehe vor. Doch Ying ist in Wahrheit die gorgeous goddess of gambler, die von ihrem Bruder Lung Tin Gau [ Wong Jing ] zusammen mit ihrem betrügerischen Freund Henry [ Samuel Pang ] losgeschickt wurde, um den Konkurrenten Manu [ Danny Chan ] bei der kommenden Asian King of Gamblers Competition zu besiegen. Während die Aufdeckung der Realität Gefahren für die langsam erblühende Beziehung der beiden schlichten Turteltauben bereithält, hat Yings Bodyguard Dragon [ Xing Yu ] alle Mühe, die von Manu losgeschickten Killer abzuwehren.

Not am Manne ist vor allem bei den Witzen und der eingespeisten Romantischen Begebenheit zu vermelden; ein SOS an Wong, sich entweder etwas Neues, etwas Spritziges oder wenigstens Interessantes außer dem üblichen Heckmeck um Frauen auf der Venus und Männer vom Mars einfallen zu lassen. Dass Der Eine nicht mit den Anderen kann, aber auch nicht Ohne, aus welchen Gründen auch immer wird hier, obwohl es gar nicht mal den Schwerpunkt der Geschichte darstellt, auf so penetrant einfältige Weise und im regelmäßigen Vorgang gehemmt dargereicht, dass man bereits die Dialoge und "Wendungen" erahnen kann, bevor die auch sichtlich gequetschten Figuren nur den Mund aufmachen. In dem Mittelteil der ansonsten im vorbedachten Kielwasser von God of Gamblers sowie Conman verweilenden 1:1 Faksimile wird der Einfluss auf Leidenschaften und Erregungen gerade bei dem Thema aufkeimender Liebe und ihrer Meisterung auch in der Partnerschaft merklich unfühlbar, erschöpft sich erst in nackten Tatsachen bzw. der kurzsichtigen Andeutung oder begriffsstutziger Verbalisierung dessen.

Natalie Meng Yao, die als neue Freundin Wongs pendelnd zwischen Muse und Kokotte auch Sammelbegriff für den stetigen Qualitätsabfall seines Schaffens sein könnte, spielt sich nach ihrem Debüt Beauty and the 7 Beasts [ 2007 ] erneut mit ihrem künstlich verschönerten Leib [und dem puppen- und gleichzeitig auch maskenhaft scheinenden Gesicht samt provisorischer Ausstrahlung] in den dünnen Vordergrund, lässt hier und da auch mehr Blicke auf und unter die Bluse zu und muss sich so ein zweites Mal als unentwickeltes Sexobjekt erproben. Noch schlimmer, da dort ein wenig ruhendes Talent verschleudert wird, trifft es Sozius Nick Cheung, der bis vor zehn Jahren ideal in entsprechende Produktionen gepasst hat, aber in der Zwischenzeit nicht nur vom Alter aus der Zucht des Hampelmanns entwachsen ist. Cheung, der währenddessen entgegen aller Unkenrufe das Kunststück geschafft hat, sich in diversen Johnnie To Arbeiten auf Ernsthaftigkeit und gestiegenem Respekt zu etablieren und gar eine Art von an A - Prominenz kratzender Stellung zu erreichen – diesjährig noch in Benny Chans Connected und Dante Lams Witness direkt neben Louis Koo respektive Nicholas Tse gesetzt – , spielt hier mit offenkundiger, nicht nur der Handlung angepasster Leidensmine und Unwohlsein die ewiggleiche Rolle des liebenswürdigen, aber für die Ihm nicht Anderes als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß bietende Welt nicht geschaffenen Einfaltspinsels.

Der dahingehend domestizierte, auf Haltbarkeit einbalsamierte und mit billigem Duft parfümierte Film kennzeichnet schon optisch, noch mehr aber materiell als formell das fortan engstirnige Alltagsleben bezähmter Neugier, im Widerstand gegen den Lauf der Dinge. Rein visuell ließen sich abseits einiger sichtlich gealterter Figuren keinerlei genaueren Rückschlüsse auf das Herstellungsjahr herleiten, dazu ist die Farbgebung zu gestrig, die Kamerabilder wie stumpf geputzt, das Interieur asketisch eingeschränkt und zudem die Schauplätze wie in stetiger Zeitschleife innerhalb des Studios eingefangen. Außenaufnahmen lassen sich an einer Hand abzählen und spielen dann meist an entweder leergefegten Stränden oder gleichfalls verlassenen nächtlichen Straßen. Es gibt nicht einmal establing oder exterior shots, kein verbürgerlichtes Setting samt Raumstruktur, Bewegungsspielraum wird nur mit der Nennung von Orten vorgegaukelt, ohne wirklich einen Ortswechsel zu vollziehen.

Es kommt auch kaum zu einem Austausch der Personen, sondern nur zu harten Perspektivwechseln mit entstehenden Lücken, der schwachen Fassungskraft angepasst. Durch stetig geschlossene, gar fensterlose Zimmer, die sich aufgrund des knappen Budgets in abgewetzte Wohn- sowie Arbeitsstätte jeweils einer der involvierten Parteien erschöpfend aufgliedern, fehlt auch eine Orientierungsmöglichkeit abseits vom Schematismus, Ton und Schnitt. Grafische Elemente der Mise en scene Regieführung wie Einstellungsgrößen, Einstellungsperspektiven, Kamerabewegungen, Beschleunigung der Frequenz sind zuungunsten eines neutralen, mehr oder weniger unpersönlichen, nüchtern konventionellen und in der Vergangenheit verlorenen Filmstils im wiederholter Eintreten derselben Aussichten oder Einblicke weitgehend vernachlässigt.

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