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Als kleiner Junge erbeutete Alan (Louis Herthum) ein magisches Relikt, mit dem er dunkle Mächte beschwören kann. Mit Hilfe des Rache-Geistes, der herauf beschworen wird, entledigt er sich seinem gewaltbereiten Vater. Viele Jahre später ist Alan selbst ein verheirateter Mann, das Monster (eine Mischung aus Alligator und Schlange) hat er seither nicht mehr eingesetzt. Als aber eine Gruppe rücksichtsloser Jugendlicher, die gerade auf einem Ausflug sind, seine Frau überfährt und gedankenlos Fahrerflucht begeht ist es wieder soweit: Alan will rache nehmen für den Tod seiner Frau und setzt das Monster auf die Clique an - diese hat es nur auf Sex und Spaß abgesehen und bemerkt die Gefahr erst, als es schon zu spät ist. Während die Gruppe bereits dezimiert wird erhält sie unerwartete Hilfe von dem mysteriösen Nick (DMX), aus dessen Vaters Obhut Alan einst das Vodoo-Relikt gestohlen hat. Er weiß um die Gefahr und hat sich bereits schwer bewaffnet für den Kampf gegen das Übernatürliche. Auch Alan bereut seine Entscheidung, doch kann sie nicht mehr rückgängig machen, das Monster steht nicht unter seiner Kontrolle. Der Witwer fährt der Gruppe hinterher um ihr beizustehen...

Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wie zahlreiche andere Kollegen aus dem Hip-Hop-Business verschlägt es auch DMX regelmäßig in allenfalls durchschnittliche Filmproduktionen. Wie die meisten Rapper scheitert auch DMX glorios an seinen nicht vorhandenen darstellerischen Fähigkeiten. Schon seine Auftritte in "Never Die Alone", "Romeo Must Die" oder "Exit Wounds" konnten ihm keine Lorbeeren einbringen, immerhin waren das aber Großproduktionen mit einem hohen Unterhaltungswert für das angestrebte Publikum. In letzter Zeit ist es eher ruhig geworden um DMX und es schien, als hätte er sich wieder mehr auf die Musik konzentriert. Seit 2007 aber scheint er Gefallen gefunden zu haben an drittklassigen Action- und Horrorfilmen und überflutet nun den Markt mit einem fragwürdigen Auftritt nach dem anderen. Den vorläufigen Höhepunkt findet diese Entwicklung "Lockjaw", gedreht von Fließbandfilmer Amir Valinia, mit dem DMX auch für "Lords of the Street" zusammenarbeitete. "Lockjaw" entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als blut- und ideenarmer TV-Schrott ohne jegliches Gespür für Atmosphäre, Schauspielführung oder gar einen halbwegs logischen Storyaufbau. Auch die spärlich eingesetzten CGI-Effekte spotten jeder Beschreibung, hinken ihrer Zeit mindestens acht Jahre hinterher. Da man aber ohnehin das Monster kaum zu Gesicht bekommt wirkt sich das nicht einmal dramatisch aus. Vielmehr ist es die wirre Geschichte, der jede emotionale und logische Glaubwürdigkeit fehlt und natürlich die schwachsinnige Charakterzeichnung, welche klischeehafter nicht sein könnte. Ironische Brüche findet man nicht, dafür nimmt sich der Film viel zu ernst, sodass auch die letzte Chance, die der gewollten Komik, verloren geht. Stattdessen wird hier der dumme Horrorfilm-Teenager ins Unermessliche gesteigert - völlig nüchtern überfahren sie die Frau ganz lapidar, neben kaum Notiz vom Crash und fahren unbeirrt weiter.

Was sich vielleicht nach einer liebenswerten Trash-Gurke anhört, wird wohl auch Genre-Freunden nicht schmecken. Bis zum lächerlich-unspektakulären Showdown ist das Monster fast nie im Bild und auch die wenigen Morde fallen bis auf zwei Ausnahmen unblutig aus. Wer auf blutrünstigen Tier-Horror aus ist, der wird nicht fündig bei "Lockjaw" - über weite Strecken wird der Zuschauer mit der Baukasten-Geschichte gelangweilt, in deren unmotivierten Ablauf sich auch nicht die kleinste Überraschung mogeln kann. Nach bekanntem Schema werden die üblichen Verdächtigen zur Strecke gebracht bis das Final Girl, der liebe Streber-Typ, der mittlerweile seine Tapferkeit unter Beweis stellen, konnte und der allwissende aber wortkarge Wunderling (DMX) dem zauber ein Ende bereiten. Natürlich wird auf den obligatorischen Schlussgag nicht verzichtet, das Monster lebt noch, wer es schon wusste bekommt ein Eis. Bemerkenswert ist das allumfassende Scheitern des Films aber schon: Der Score hat mit Filmmusik eigentlich nicht viel zu tun und bietet außer einer Geräuschkulisse rein gar nichts, worin ein großer Teil der Spannungslosigkeit zu erklären ist. Weiterhin wird der Schauplatz nicht genutzt, jede Location wird schlecht gefilmt und mit grobmotorischem Schnitt miteinander verbunden. Das alles befindet sich zwar auf einem annehmbar soliden TV-Standard, wer einen Film sehen will ist hier aber garantiert falsch. Die schwache Ausleuchtung lässt teilweise die ganze Szenerie verschwinden und rundet das durchweg negative Gesamtbild harmonisch ab.

Da man von einem solchen Schnellschuss keine cineastischen Höhenflüge erwarten darf, verärgert die mangelnde Qualität des Endproduktes nicht wirklich. Was zu erwarten war bekommt man in weniger als achtzig Minuten serviert - selbst schuld, wer hier mehr erwartet. Dreist ist aber der fiese Etikettenschwindel, mit der DMX sich kaum Freunde machen wird. Als einziger prominenter Aufhänger wird er im Cast überall (auch in den ofiziellen credits) ganz oben gelistet, die Werbung suggeriert ihn klar als Hauptdarsteller. Als er nach über dreißig Minuten das erste mal auftaucht verschwindet er auch bald wieder - zwar verkörpert er eine wichtige Figur für die Handlung, seine Auftritte sind aber auf das absolute Minimum reduziert. Der Rapper will sich wohl die Hände nicht schmutzig machen und obwohl er als Mitproduzent für den Film einstehen sollte, hält er sich zurück und belässt es bei wenigen Auftritten. Hierbei verzieht er auch keine Miene und unternimmt nicht einmal den Versuch dies zu verhehlen. Ganz peinlicher Auftritt und ein weiterer Beleg dafür, dass DMX (wie die meisten anderen Rapper auch) seine Schauspielkarriere an den Nagel zu hängen. Das auch die restlichen Darsteller vor dem Drehbuch und der Umsetzung kapitulieren dürfte selbstverständlich sein, doch trotz promiskuitiver Frauenfigur und eindeutiger Gelegenheit verweigert der prüde Film sogar sämtliche Nacktszenen. Selbst der Sleaze-Pegel fällt also ins Bodenlose, für einen No-Brainer dieser Art das endgültige Todesurteil.

Da hinter "Lockjaw" aber weder irgendwelche Ambitionen erkennbar sind, erst recht keine Bezüge zur Realität, umso schwerer fällt es, den Film zu hassen. dafür ist er zu klein, zu unbedeutend und einfach zu schlecht. Ein desolates Machwerk, über das am besten der gnädige Mantel des Schweigens gehüllt werden sollte. Anhänger wird "Lockjaw" nicht finden...

01 / 10

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