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Wenn man vom Aushängeschild des koreanischen Kinos hört, ist in 9 von 10 Fallen „Shiri“ gemeint. Der dortige Kassenschlager übertrumpfte seinerzeit sogar „Titanic“ und steht vom Niveau seiner Inszenierung den amerikanischen Pendants in nichts nach. Hier wurde Erfolg geplant und das Rezept ging auf, obwohl auch bei „Shiri“ einiges im Argen liegt.

Der Beginn ist mörderisch und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, denn so wird nur in Asien gesuppt. In den ersten zehn Minuten zelebriert Regisseur Kang Je-kyu ein Terroristentraining, das sich gewaschen hat. Die klischeehafte, mit vielen Vorurteilen gespickte Einstellung des Films gegenüber Nordkorea hat hier zwar einen grafischen Höhepunkt, setzt sich im Film aber leider nahtlos fort. Das Gezeigte ist herb, blutig und nichts für schwache Nerven. Die Terroristen müssen lebendig gefesselte Südkoreaner aufschlitzen. Wer nicht spurt, der wird abgeknallt. Stolz werden die abgehackten Köpfe vorgeführt. Das Training ist hart, aber am Ende steht ja der Kampf für ein vereintes Korea.

Derweil produziert der reiche Süden einen neuen Kampfstoff: CTX, ein scheißgefährliches Zeug, dass sich eine Gruppe von nordkoreanischen Terroristen beim erstbesten Versuch unter den Nagel reißt. Die beiden auf den Fall angesetzten Cops Jong-Won Yu (Suk-Kyu Han) und Jang-Gil Lee (Kang-Ho Song) hinken ihren Zielen ständig hinterher, suchen den Verräter in den eigenen Reihen und misstrauen sich bald gegenseitig. Wer ist also das Leck? Wer genau aufpasst, erkennt es schon sehr früh, was die Überraschung am Ende kaputt macht.

Actionmäßig macht „Shiri“ richtig Laune, denn, obwohl die ewige Kamerawackelei etwas nervt, ist unheimlich viel Tempo und Abwechslung mit im Spiel. Gestorben wird blutig und zahlreich, Munition gibt es im Überfluss. Nervig ist aber der Dilletantismus jeglicher Spezialeinheiten oder Soldaten, die grundsätzlich nur als Kanonenfutter für die Handvoll Terroristen herhalten. Mag sein, dass die bösen Buben aus dem Norden ein tolles Training hinter sich haben, aber in jeder größer angelegten Schießerei zahlenmäßig weit überlegene Einheiten ins Jenseits zu befördern, ist dann doch etwas zuviel des Guten. So dreist gehen nicht mal einschlägig bekannte B-Regisseure vor. Die haben nebenher bemerkt indes meist bessere Explosionen als „Shiri“ zu bieten. Die stammen hier dann doch alle mit mittelmäßigem Erfolg aus dem Computer.

Wie in asiatischen Filmen üblich wird sich in aller Ausführlichkeit den Charakteren hingegeben. Später soll man erfahren warum. Die Vergangenheit der wichtigsten Figuren verkompliziert das Finale nämlich. Eine Love-Story wird zu breit getrampelt und nach 125 Minuten wird man das Gefühl nicht ganz los, dass man sich auch 15 Minuten kürzer hätte fassen können. Immerhin bleiben die Charaktere somit nicht ganz so oberflächliche Stereotypen.

Neben einer zu komplizierten Erzählung fallen immer wieder angerissene und dann nicht fortgesetzte Themen negativ aus. Der blutige Beginn hat für den weiteren Film keinen weiteren Nutzen, das Misstrauen der beiden Freunde wird umgehend weggewischt. Hinzu gesellen sich einige sehr holprige Szenenübergänge, die von einem schlampigen Finalcut zeugen. Da hilft auch das pseudotiefsinnige Motivspiel mit den Fischen nicht mehr viel.

Fazit:
„Shiri“ ist ein netter Actionthriller aus Südkorea, der seinem Ruf aber nicht ganz gerecht wird. Die Actioneinlagen sind zwar toll, aber zu hektisch inszeniert und langweilen mit ihrer Einfallslosigkeit. Während die Schauspieler in Ordnung gehen, stören das zu ausführliche Charaktergeplänkel (Ich will Action oder Spannung und keine verquaste Lovestory) und die etwas schlampigen Inszenierungsmängel. Ansehbar, aber ich bleibe dann doch lieber bei „Tube“.

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