Actionthriller vor dem Hintergrund des geteilten Korea
Nehmen wir doch einfach einmal an, der Film wäre aus Deutschland...jaja, genau...und zwar einem noch nicht wiedervereinigten Deutschland. Das wäre doch ein Spaß, wenn ein kleiner Kommandotrupp aus Sachsen heimlich rübermachen würde, um im goldenen Westen für große Zerstörung zu sorgen, mittels eines Anschlags auf die sich bei einem Fußballspiel DDR gegen BRD treffenden Herren Honecker und Kohl. Was wäre das für ein Film, da reihte sich Zote an Zote, Wortwitz der dialektischen Art paarte sich mit Vorurteil und Gegensätzlichem. Aber ein Actionthriller, nein, das wäre es wohl nicht geworden, wenn sich Sachsenpaule und Heinz Hoenig beim dramatischen Showdown gegenüberstehen. Kassengift, obwohl...man kennt ja den Geschmack des deutschen Fernsehzuschauers ganz gut, da wäre schon für die Herren Eichinger und Konsorten die eine oder andere schnelle Mark zu verdienen gewesen. Aber genug des Unfugs, denn „Shiri“ kommt aus Südkorea, hat zwar ein ähnliches Thema, nähert sich diesem aber auf dramatische und bleihaltige Art.
Ein nordkoreanisches Kommandounternehmen, welches nicht zur nordkoreanischen Armee gehört, infiltriert Südkorea, um mittels eines neuartigen Sprengstoffs, den man en passant in Seoul aus einem Labor entwendet, die Landesherren von Nord und Süd zu eliminieren, die sich erstmals anläßlich eines Fußballspiels in Seoul treffen. Doch der südkoreanische Geheimdienst kann die Spur der Terroristen aufnehmen, wird aber sowohl durch einen Maulwurf als auch eine seit langem gejagte einzelne Terroristin immer wieder vom Ziel abgehalten. Als nach einigen Wendungen schließlich die Freundin eines Geheimagenten als die gesuchte Killerin entlarvt wird, spitzen sich die Ereignisse zu, und nur um Haaresbreite und mit größtem Einsatz kann in einem dramatischen Finale der Anschlag auf die Politiker und zugleich tausende unschuldige Zuschauer verhindert werden. Der die Untersuchung leitende Agent verliert während seiner Ermittlungen aber alles, was ihm lieb und teuer ist.
Man geht das sensible Thema einer geteilten Nation hier mit vorsichtigen Fingern an. Zwar werden die Motive der Kommandotruppe nicht gebilligt, aber teils nachvollziehbar erklärt. Es ist wohl versucht worden, den Norden nicht zu schlecht darzustellen, wenngleich die Ausbildungsmethoden der Terroristen und deren Vorgehen beim Einsatz durchaus als unmenschlich geschildert werden. Die Actionszenen sind nach einem drastischen Auftakt mit allerhand Blut fein dosiert über den Film verteilt, wenngleich sich gerade im Mittelteil ungute Längen ausbreiten, als man zuviel Wert auf das Privatleben der Agenten legt. Sicher ist es notwendig, den Zwiespalt der Einzelkämpferin in Bilder zu gießen, aber weniger wäre hier mehr gewesen. Wenn es knallt, dann ordentlich, obwohl die Actionsequenzen ein bißchen an den hektischen Stil von Tony Scott erinnern und dadurch für das Auge fast zu unruhig sind. Schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln, und sehr wohltuend ist auch der Verzicht auf den in vergleichbaren Produktionen aus Hongkong unausweichlichen Humor. Ein ernstes Thema, ernst behandelt, aber etwas zu lang und auf der filmtechnischen Seite zu unruhig – 7/10.