Review
von Alex Kiensch
Die Endlos-Reihe läuft und läuft: Im mittlerweile fünften "Saw"-Teil entspinnt sich ein unerbittlicher Kampf zwischen einem FBI-Agenten und dem neuesten Nachfolger des Killers, der so gern mit grässlichen Methoden den Überlebenswillen seiner Opfer testet. Während eine neue Gruppe von "Spielern" durch ein weiteres Labyrinth voller bestialischer Fallen tappt, spitzt sich das Duell zwischen Jägern und Gejagten immer mehr zu - bis zum drastischen Finale.
Ironischerweise bietet gerade "Saw 5" keinerlei neue Ideen mehr, obwohl er sich von allen Fortsetzungen am meisten bemüht, der Reihe neue Aspekte abzugewinnen. Der Schuss geht nach hinten los: Das Drehbuch ist so sehr damit beschäftigt, durch ausladende Rückblenden die Geschichte der bisherigen Filme umzuschreiben, dass die aktuellen Ereignisse - die Jagd auf den Mörder, der Überlebenskampf der neuen Gruppe - völlig in den Hintergrund treten. Die Spannung köchelt durchgehend auf Sparflamme vor sich hin: Der von Scott Patterson gespielte FBI-Agent studiert die meiste Zeit irgendwelche Akten und kombiniert in Selbstgesprächen, was an Mordschauplätzen tatsächlich geschehen sein mag, und die neuesten Opfer bleiben mitunter so lange ausgeblendet, dass sie schon in Vergessenheit geraten. Und auch wenn die in den Rückblenden gezeigte Wandlung eines rachsüchtigen Mörders zum Jigsaw-Jünger mit Zugang zu polizeilichen Akten durchaus interessant ist (und auch endlich erklärt, woher dieser so viele Dinge über die Lebensumstände so vieler Opfer wissen kann), wirft diese Neu-Interpretation von Ereignissen vergangener Teile allerhand logische Schnitzer und Ungenauigkeiten auf.
Hinzu kommt, dass die Inszenierung höchst durchschnittlich bleibt. Das stylishe Schnitt- und Zeitraffer-Feuerwerk, das losbricht, wenn jemand sich in einer neuen Falle wieder findet, erzeugt keine Spannung, sondern geht nur auf die Nerven und wirkt äußerst selbstgefällig. Und die überschaubar bleibenden Gewaltszenen werden Hardcore-Fans der Reihe enttäuschen. Kein Vergleich mit den krassen Ekel-Effekten des dritten Teils - was hier geboten wird, ist 08/15-Splatter-Ware.
Zwar ist das alles mit technisch gewohnter Souveränität umgesetzt - düstere Bilder, dreckig-bedrohliche Settings, der starke Soundtrack, der zum Finale richtig loslegt - aber von der Originalität früherer Filme bleibt das weit entfernt. Hier wird nur noch nach altbekanntem Rezept nachgekocht: einige blutige Fallen, Rückblenden, Parallelhandlungen, die zum Finale drastisch zusammenlaufen, und eine böse Schluss-Pointe (in diesem Fall zwar böse, aber keinesfalls überraschend). Altbekanntes wurde hier noch einmal durch den Fleischwolf gedreht und sogar um ein beträchtliches Stück seines provokanten Härtegrades beraubt.
Fans der Reihe werden sich vielleicht über die neuen Aspekte und immer wieder eingestreuten Verbindungen zu den Vorgängern freuen. Und auch, dass "Saw 5" wirklich direkt ans Ende des vierten Teils anschließt, ist durchaus gelungen und erweckt den Eindruck einer durchdachten Storyline. Dieser Eindruck jedoch erweist sich mit zahlreichen unglaubwürdigen und unlogischen Anschlüssen bald als falsch und auch Spannung und Schock bleiben bis zum Schluss auf niedrigem Niveau. Die "Saw"-Reihe hat ihren Zenit hiermit endgültig überschritten.