Review

Die Horrorfilmkultreihe lädt ein zur fünften Runde und selbst beinharte Fans der listigen Folterfallenserie haben ihren Erwartungshorizont inzwischen auf Bodennähe eingepegelt, was eigentlich ein gutes Zeichen ist, denn von da an kanns ohne Klappspaten eigentlich nur noch aufwärts gehen.
Man möchte am Ende wie immer übertölpelt werden und ein bißchen was von Tobin Bells Präsenz sehen und im Wesentlichen sollen ein paar Leute aufgrund ihrer unüberbrückbaren Persönlichkeitsfehler natürlich grausamst in mörderisch-mechanischen Apparaturen sterben – und nun ja, es wird all das geliefert, insofern ist es nicht allzu grausam, daß man die Regieverantwortung dem Ausstatter der bisherigen Teile übereignet hat. Der Look macht den Film – ich spoilere wohl nicht zuviel, wenn ich jetzt schon verrate, daß beim sechsten Teil dann der Cutter mal im Sitzen arbeiten darf.

John Kramer, der „Jigsaw“-Killer ist nun schon seit dem Ende des dritten Teils nicht mehr unter den Lebenden und wie man dank des erzählerischen Tricks aus Teil 4 weiß, muß so langsam mal etwas Neues her, denn das Gesamtkonzept blutet langsam aus. Vor einem Jahr bekam man einen neuen „Jigsaw“-Lehrling geboten und das Autorenteam förderte das Verlangen nach Kramer aka Bell mittels einiger Rückblenden in seine Vergangenheit.
In diesem Fall muß man eben daran weiterarbeiten, denn da man nun von der Parallele Hoffman / Kramer weiß, muß ja erfahren werden, wie es dazu kam.

Da allerdings muß man dann schon feststellen, daß der rote Faden inzwischen in allen Gelenken kracht, denn mehr als etwas Kramer-Philosophie und ein Besuch an fast allen Folterorten der Teile 1-4 ist da nicht drin, weder sind die Vorbereitungen und Erklärungen sonderlich interessant, noch geben sie einem irgendetwas Neues mit auf den Weg. Wer nach Teil 4 gehofft hatte, daß Frau Jigsaw nun in das Zentrum der Handlung rückt, wird sich getäuscht sehen, zwar hat die Gute eine Szene, aber die dient nur dem Vorwärmen auf Teil 6.

Stattdessen fokussiert die Story zur Hälfte auf die Rückblenden, die man immer dann sieht, wenn FBI-Mann Strahm aus Teil 4 seiner Theorie von Hoffmans Beteiligung an den bisherigen Tatorten nachgeht. Was wir da zu sehen bekommen, ist allerdings nur für die Zuschauer ersichtlich – Strahm erfährt davon ja wohl nichts.
Wie überhaupt Strahm und Hoffman als Antipoden des Guten/Bösen so ziemlich austauschbar und entsprechend langweilig sind, Costas Mandylor mit seiner aufgeschwemmten Leichenmiene geht jedes Charisma ab.

Die zweite Hälfte der Erwartungshaltung wird mittels fünf Delinquenten in einem neuen Fallensystem abgearbeitet, dessen Hintergrundstrick jeder erahnen kann, der darauf achtet, daß sich die Charaktere schon nicht mal mehr mit Namen vorstellen – und entsprechend ist dann auch die Verbindung schlußendlich die eigentliche Überraschung.
Immerhin, es ist nicht mehr ganz so selbstzweckhaft gewalttätig und übertrieben im Gematsche, bis auf die letzte Falle, bei der es mal wieder ziemlich übertrieben wird, aber das wird durch eine brauchbare Schnittkomposition abgemildert, die wenigstens das nötigste Maß an Spannung aus dieser Affäre und dem Zweikampf der Beamten zieht. Den groben Schlußgag gibt’s selbstverständlich wie immer für denkende Menschen vorausgeliefert, denn wir brauchen Hoffman ja noch für den vorläufigen Abschlußteil.

Ergo werden hier nur Standards geliefert, die ja an sich schon mal nicht falsch sind, denn Produktionsstandard und Look stimmen und so geht die Reihe wohl als die stilistisch harmonischste von allen Horrorserien ein.
Da aber erzählerisch eigentlich Dürre vorherrscht und man so über weite Strecken meistens auf der Stelle tritt, weil man die Unausweichlichkeit des Ende eh vorhersehen kann, liegt das Ergebnis ein wenig unter pari.
Immerhin, „Saw V“ ist NICHT ein noch größeres Ärgernis als der wirre vierte Teil, aber für die nächste Runde sollte man noch ein paar Register ziehen, samt Exfrau und geheimnisvoller Kiste. (4/10)

Details
Ähnliche Filme