Sie ist einfach nicht kaputt zu kriegen, die "Saw"-Reihe um den psychopathischen Killer "Jigsaw" aka John Kramer und seinen perfiden Fallen. Schon seit Teil II gehen die Kritiken nicht gut mit der Reihe um und spätestens seit Teil IV sind die meisten der Zuschauer enttäuscht von dem ewig gleichen Spiel. Dennoch ist jeder der Teile ein Erfolg an sich an den Kinokassen und die Produzenten denken, verständlicherweise, gar nicht daran aufzuhören und werden uns wohl noch viele Jahre mit einem "Saw"-Film jährlich beglücken bzw. quälen. Regelmäßig zu Halloween sind die Amerikaner dran und im darauf folgenden Frühjahr dann wir. Nun also sind wir im fünften Jahr und für die wenigen noch übrig gebliebenen echten "Saw"-Fans ist auch dieses Jahr wieder ein durchaus annehmbares Saw-Jahr!
Denn glücklicherweise ist die Talfahrt mit Teil V erst einmal gestoppt worden, wenngleich Besserungen auch nicht in Sicht sind. Alles verhält sich wieder einmal so, wie man es schon lange gewohnt ist. Sprich auch dieser Teil fügt sich nahtlos an den Vorgänger ran und fängt da an, wo dieser aufgehört hat. Detective Hoffmann hat sich nun also als Jigsaw-Nachfolger geoutet und führt das perfide Spiel seines Vorgänger mit Enthusiasmus fort. Dieses Mal hat er eine Falle gebaut, in der gleich fünf Personen auf einmal beweisen müssen, dass sie Leben wollen. Schnell wird ihnen allerdings klar, dass nur einer von ihnen das mehretappige Spiel gewinnen kann und der Kampf ums Überleben beginnt. Gleichzeitig ist der Cop Agent Strahm, Hoffmann schon längst auf die Schliche gekommen und macht Jagd auf ihn. Doch da Hoffmann nicht minder gerissen ist, wie sein psychopathisches Idol, wird dies schwerer als erwartet... Und den Zuschauer erwartet damit einmal mehr ein Mix aus Thrillerfilmchen auf der einen Seite und Hardcore-Horror der deftigen Art auf der anderen Seite. Immer wieder wechselt sich das Eine mit dem Anderen ab und der Zuschauer muss aufpassen, dass er dabei nicht den Faden verliert. Das Logik, Sinn und Verstand schon längst im Nirvana verschwunden sind, sollte dabei eigentlich niemanden, der noch dabei ist, wirklich erstaunen oder gar verärgern. Denn dies war ja schon lange nicht mehr zu erwarten.
Und diesesmal verwurschteln die Drehbuchschreiber auch wirklich so einige Handlungsstränge in einander. Zwei oder drei waren ihnen wohl nicht mehr genug, so dass es dieses Mal mindestens fünf oder sechs unterschiedliche Stränge sind, wenngleich sie natürlich alle irgend etwas mit einander zu tun haben. Da wäre der schon erwähnte Strang mit der perfiden 5er-Falle, dann die Verfolgungsjagd Strahm gegen Hoffmann, gefolgt von Rückblenden, welche einmal mehr die Beginne des ganzen Treibens erzählen. Zudem gibt es noch die Beweggründe von Hoffmann zu besichtigen und wie dieser zum übermächtigen aber kleingeistigen Gehilfen von Jigsaw wird, ist auch noch vorhanden. Zudem ist auch ein ganz neuer Detective auf den Fall angesetzt und die ein oder andere Falle aus früheren Filmen wird ebenfalls noch einmal beleuchtet, genauso wie die das Verhältnis zwischen Kramer und seiner Frau, welcher er ein mysteriöses Kästchen vererbt hat. Kurzum haben wir es hier wirklich mit einem recht wilden Mix aus einem ziemlichen Allerlei zu tun, der manches mal ziemlich gut passt, aber mindestens auch genauso oft zum Haare raufen ist. Ein gewisses Feingefühl zwischen den einzelnen Strängen ist kaum auszumachen, das harte Hin- und Hergewechsle der einzelnen Handlungen ist an der Tagesordnung. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, doch wer die Vorgänger kennt und nur diese Personen sollten sich den Film auch wirklich anschauen, wird dies schon nach ein paar Minuten geschafft haben. Wirklich lobenswert ist dieses wüste Rumgeswitche aber trotzdem nicht.
Das sind dann schon eher die Fallen, welche einmal mehr nicht an Einfallsreichtum mangeln. Wie schon in den direkten Vorgängern sind diese zwar auch hier wieder absolut "Over the Top" und können nicht mehr mit den kleinen, hübsch fiesen Fallen aus den ersten Teilen mithalten, doch wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat, dass diese übermächtigen Fallen alles andere als realistisch sind, dann muss man es den Schreibern doch einmal mehr lassen, dass sie ordentlich in der Trap-Wühlkiste gewühlt haben und dabei ein paar hübsche Dinger ausgegraben haben. So gibt es hier z. Bsp. das Pendel des Todes mal in einer ganz neuen Art zu bewundern, eine Badewanne wird zum elektrisierenden Alptraum und rotierende Sägeblätter werden als Handzerteiler missbraucht. Und wenn fünf Personen allesamt in einem raffinierten Seilzugmechanismus gefangen sind, dann kann einem das dreckig perverse Treiben durchaus gefallen, sofern man eben etwas für diese Art von Film übrig hat.
Allerdings muss man unterm Strich dennoch sagen, dass die Anzahl der Qualen und die Blutgalloren aus den Vorgängern nicht mehr ganz erreicht werden, was vielleicht gar nicht einmal so schlecht ist. Das Regisseur Darren Lynn Bousman nach Teil IV das Handtuch geworfen hat merkt man dem Streifen zwar eigentlich nicht an, sprich der diesmalige Regisseur David Hackl wandelt stark in dessen Fußspuren, doch in Sachen Figurenquälerei scheint er nicht mehr ganz darauf besessen zu sein, seine Figuren durch allerlei dösige Folterarien zu schicken. Auch wenn der Gore-Pegel immer noch beachtlich ist, vor allem wenn man das Finale betrachtet, welches dann doch noch mit einigen heftigen Einstellungen zu protzen hat, so ist die Tatsache, dass die FSK den Film fürs Kino wieder in der ungekürzten R-Rating-Fassung freigegeben hat, nicht wirklich erwunderlich. Hier kommt der Tod der meisten (nicht allen!) Figuren doch eher mit weniger Quälerei einher, so dass sich mancher Folter-Spezi vielleicht doch ein wenig unbefriedigt fühlt. Ich persönlich begrüße diesen leichten Rückschritt aber eher, denn so übertrieben heftig wie in Teil 3 & 4 muss es eigentlich wirklich nicht unbedingt sein. Ein reiner "Folterporno" ist dieser Part hier jedenfalls nicht unbedingt!
Dafür wird eher versucht, die Figuren um Hoffmann und Jigsaw weiteren Nährboden für ihre Taten zu geben, was allerdings nicht wirklich funktioniert. Auch wenn der Erhalt der Figur des Jigsaws unbedingt nötig für diese Reihe ist (auch wenn er schon längst tot ist), aber außer das er der einzige Sympathieträger unter all den dünnen Charakteren bleibt, kann John Kramer schon länger nicht mehr mit glaubwürdigen Erweiterungen seines Charakters überzeugen. Das was Part IV aus ihm endgültig gemacht hat ist er auch in Part V und man erfährt kaum noch etwas Neues über ihn. Die Figur des Hoffmann hat zudem noch das Problem, dass sie nicht einmal sympathisch ist, sondern einfach nur ein ganz blasses Abziehbild von Jigsaw ist und bleibt. Sollte also Jigsaw irgendwann einmal von der Bildfläche verschwinden, dann dürfte der Saw-Drops wohl endgültig aufgelutscht sein.
Was teilweise auch an Tobin Bell liegen dürfte, der mit seiner Darstellung des Jigsaw einmal mehr vollends überzeugt. Das seine Figur auch hier noch sympathisch und dennoch eiskalt herüberkommt ist wirklich ein großer Verdienst seinerseits, denn der Spaß am Darstellen dieser teuflischen Figur ist bei ihm immer noch spürbar vorhanden. Aber auch Hoffmann-Darsteller Costas Mandylor kann dieses mal überzeugen, wenngleich er sich für seine leichenblasse Figur nicht wirklich sonderlich anstrengen braucht. Alle anderen Darsteller wirken dagegen aber müde, sieht man vielleicht noch von "Dexter"-Liebling Julie Benz ab und dem, bei "24" mitwirkenden, Schauspieler Carlo Rota, die ihre kurzen aber prägnanten Figuren gut zur Schau stellen. Aber sonst...
Fazit: Alles in allem ist "Saw V" somit keineswegs schlechter ausgefallen, als sein direkter Vorgänger, kann aber an die Klasse der ersten drei Saw-Filme bei weitem nicht mehr anknüpfen. Auch wenn die Fallen einmal mehr hübsch anzusehen sind, die Geschichte an der Oberfläche nett weitergesponnen wurde und auch ein gewisser Spannungs- und Atmosphäregrad nicht zu übersehen ist, so kommt man alles in allem doch erneut mit dem Gefühl aus dem Kino, alles irgendwie schon in den Vorgängern gesehen zu haben, wenngleich es einem dennoch irgendwie nicht ganz missfallen hat. Auch wenn der Gang ins Kino hier nicht unbedingt nötig ist, wer an der Reihe immer noch Gefallen finden kann, der kann sich hiermit erneut einen soliden und brutalen Horrorabend machen. Auf den nächsten "Saw"-Streifen bin ich jedenfalls erneut gespannt, was ich noch bis vor kurzem nicht geglaubt hätte!
Wertung: 5,5+/10 Punkte