Review

Amateur-Splatterfilme können unter Umständen ja ganz unterhaltsam sein, gell...
Amateur-Kunstfilme aber eher nicht.
ICE FROM THE SUN ist so ein billig und lieblos runtergekurbeltes, pseudo-intellektuelles Machwerk, das gerne als "total krank", "vollkommen wahnsinnig" oder "abstoßend pervers" durchgehen würde, im Endeffekt aber nichts weiter als ein Furz ist, der leise im Wind pfeift.

Das Geschehen (von einer Handlung kann hier definitiv nicht die Rede sein) soweit ich es verstanden habe:
Ein paar junge Leute sitzen rum, mampfen Pizza und warten auf ihre Freundin Alison, doch diese ist gerade mit Selbstmord beschäftigt und liegt mit offenen Pulsadern in der Badewanne. Als sie gerade so schön am Sterben ist, erscheint ihr aber eine Art Engel, welcher ihr den Auftrag gibt einen bösen, menschenähnlichen Dämon am Morden zu hindern.
Plötzlich wird Alison mit all ihren Freunden in das alptraumhafte Paralleluniversum des Dämons versetzt, wo nun einer nach dem anderen auf möglichst abstrakte Art und Weise über den Jordan befördert wird...

Ich hab mir hier einiges selbst zusammengereimt, da mein Englisch mittlerweile nur noch auf Fünftklass-Niveau ist. Also bitte nicht böse sein, wenn ich irgendetwas missverstanden hab.

Eine Handlung gibt es, wie gesagt, nicht wirklich oder ist nur stark verkümmert vorhanden, da der Film sehr bemüht ist möglichst "abstrakt" zu wirken und storytechnisch daher absichtlich sehr konfus vorgeht.
Hauptaugenmerk wurde hier also auf die Optik gelegt. Diese ist mit allem verziert, was die digilate Handycam an Effekten hergegeben hat, und kommt einem "Tetsuo" in Farbe gleich. Der Streifen ist also eine einzige Aufzählung und Aneinanderreihung von Schwarz-weiß-, Sepia- und Negativ-, sowie sämtlichen "Nachzieh"-, "Wisch"- und "Wackel"-Effekten, unterlegt mit einem tristen Psychopathen-Soundtrack.
Wenn man dem noch viele harte Schnitte, sprich viele abrupte Szenenwechsel, hinzufügt, dann ist die Bilderflut perfekt und keiner weiß mehr so recht, was hier überhaupt gespielt wird. Als Kunstfilmer nennt man das dann aber nicht "hirnverbrüht", sondern "surreal". Toll, nicht!?

Optisch ist ICE FROM THE SUN also auf sehr ernst, morbide, düster und "wahnsinnig" getrimmt.
Die Rechnung geht allerdings nicht wirklich auf, da man, um düstere Atmosphäre zu erzeugen, einfach mehr als nur ein paar Morde in Schwarz-weiß zu bieten haben muss.
Gute Schauspieler wären hierbei zum Beispiel ganz hilfreich gewesen, doch solche sucht man hier vergebens. Im Gegenteil: hier sind, ganz wie sich's für einen Almost-No-Budget-Streifen gehört, die untallentiertesten und ausdruckslosesten Laiendarsteller seit Ittenbachs "Premutos" am Werke.
Spannung? Dramatik? Atmosphäre? - Von wegen, die Pappnasen laden eher zum Lachen, als zum Fürchten ein.

Aber ICE FROM THE SUN wäre ja nicht ICE FROM THE SUN, wenn nicht auch noch auf unvorstellbar brutale und unmenschliche Art und Weise gesplatter werden würde, HARRHARRHARRHARR.... .....
.... Ne, is' natürlich Quatsch. Gesplattert wird zwar ein bisschen, superhypermegakrass geht's aber auch wieder nicht zur Sache. Man bedenke, es handelt sich hierbei um eine Low-Budget-Produktion. Woher sollte also auch plötzlich die Kohle für viele gelungene Effekte kommen?
Aber etwas Gore gibt's ja und dieser ist meist mit einer ordentlichen Portion Perversion und einem hohen Ekel-Faktor verbunden.
Geboten wird
- ein explodierender Schädel, auf dessen blutenden Rumpf dann noch 'ne halbe Minute lang draufgehalten wird.
- ein Typ, der sich den Bauch aufschlitzt und daraus dann Regenwürmer herauszieht.
- eine Tussi, die am Auto angebunden und ein bisschen mitgeschleift wird. Danach kippt ihr ein Typ einen Sack voll Salz über ihren geschundenen Körper. Als sie dann immer noch nicht tot ist, fährt er mit dem Auto in Zeitlupe über ihren Kopf.

Letztere ist eindeutig die einzig sehenswerte Szene des ganzen Films.
Insgesamt ist der Splatter ganz gut gemacht, stellenweise sogar richtig professionell. Da ich aber eher ein Fan von lustigem Splatter bin, über den man sich amüsieren darf, und da der Gore hier fast schon einen Tick zu "ernst", also humorlos, geraten ist, fällt der Streifen auch in dieser Kategorie bei mir gänzlich durch.

Insgesamt lässt sich ICE FROM THE SUN ganz gut mit möchtegern-tiefsinnigen, pseudo-drastischen Schmonzetten, wie BEGOTTEN, TETSUO - THE IRON MAN oder SUBCONSCIOUS CRUELTY, in eine Schublade stecken.
Sein Wille zu Schocken und sein Drang möglichst pervers und verkommen zu wirken, erinnern in gewisser Weise sogar ein bisschen an Buttgereit. Allerdings kann ICE natürlich weder "Nekromantik", noch "Schramm" in irgendeiner Weise das Wasser reichen.

Was wir hier haben, kommt der Abschlussarbeit eines versnobten Filmhochschul-Bengels gleich, der ein bisschen zu tief in die Bong geschaut hat.
Trotz aller Mängel und Unfähigkeiten nimmt sich der Film aber selbst so ernst, dass man ihn schon fast als "arrogant" bezeichnen könnte.
Daher: Ein Punkt für den platzenden Schädel und ein Punkt für die gesalzene Tusse...
...mehr aber nicht!
Dieser "Ice aus der Sonne" fällt bei mir nicht durch, weil er mir zu krass, zu depri oder zu komplex ist, sondern weil er ein einfach unbeschreiblich banales und mit seinen fast zwei Stunden ein einfach unerträglich langweiliges Stück Kunstfilm-Kacke ist, sich selbst aber irgendwie supertoll vor zu kommen scheint.
Tja, mit ein paar abgespaceten Digital-Effekten ist es aber nun mal nicht getan, mein Lieber!

Mein Fazit daher:
Möchtegern-Kino at its worst. Ich mag TETSUO nicht, ich mag AFTERMATH nicht...
...und ICE FROM THE SUN mag ich noch viel weniger. Bäh!

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