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Im Zuge der in Amerika sehr erfolgreichen Zusammenarbeiten von Hal Needham („Smokey and the Bandit“, „The Cannoball Run“) und Burt Reynolds („Deliverance“, „Boogie Nights“) ließ sich das italienische Kino es natürlich nicht nehmen auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen und seinerseits eine actionreiche Blödelkomödie auf dem Highway zu produzieren.
Regisseur Antonio Margheriti („Jäger der Apokalypse“, „Code Name: Wild Geese“) kombiniert entsprechend der Vorbilder flachen Humor mit viel Blechschaden, um das mit der heißen Nadel geschriebene Drehbuch möglichst flott umzusetzen, erhält von der Vorlage aber nur wenige Möglichkeiten die Lücken zwischen den Actionszenen mit einer einigermaßen interessanten Story zu füllen.

Für die Hauptrolle lockte man extra Joey Travolta („Oscar“, Beverly Hills Cop III“) aus den USA, der nach dem Erfolg seines jüngeren Bruders John in „Saturday Night Fever“ und „Grease“ ebenfalls auf eine große Schauspielkarriere spekulierte, aber schnell ernüchternd feststellen musste, dass der große Durchbruch ausblieb.
Die extrem auf Kalauer getrimmte Comedy-Synchronisation erlaubt sich, fernab vom ursprünglichen Originalton, deshalb auch mehrmals seine Späße („Sonst nimm doch einfach seinen Bruder John Travolta. Der ist sowieso gerade aus dem Geschäft.“ - „Aber in dem Film wird nicht getanzt!“) bezüglich seiner berühmteren Verwandtschaft.
Man stellt allerdings schnell fest, dass Joey zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem kleinen Bruder besitzt, aber kein sonderlich guter Schauspieler ist. Selbiges gilt auch für Vittorio Mezzogiorno („Die letzte Rechnung schreibt der Tod“), der den ewig stotternden Automechaniker Nick spielt.

Gemeinsam sind sie ein unschlagbares Duo, das aber den Fehler macht nicht den Anweisungen des fettleibigen Unterweltbosses Eli Wronsky (Ricardo Palacios) folgen, sondern ein abgekartetes Autorennen zu gewinnen, das sie lieber verlieren hätten sollen. Als Dankeschön lässt er ihre Karre verschrotten, womit Paul (Travolta) und Nick noch glimpflich davon kommen. Um sicher zu gehen, dass die beiden auch verstehen, dass sie sich auch zukünftig vom Renngeschäft fern halten sollen, gibt es vorweg noch eins auf die Mütze.
Ohne lange zu zögern, besorgen sich die beiden darauf flugs das nächste PS-Monster, um am Car Crash – Rennen teilzunehmen, wo derjenige gewinnt, der als Letzter übrig bleibt, nachdem er alle anderen Mitstreiter aus dem Feld gedrängt hat. Daran wird auch Wronskys Fahrer Al Costa (unser aller Anulu: Sal Borgese) teilnehmen, so dass um jeden Preis verhindert werden soll, dass Paul und Nick auch an dem Rennen teilnehmen.

Begleitet von fetziger Synthesizer-Mucke sind jeweils rasante Verfolgungsjagden und Car-Stunts die regelmäßigen Highlights von „Car Crash“. Teilweise sind Szenen zwar mit Speed-Up aufgebohrt, was Margheriti aber insgesamt serviert, hat Hand und Fuß, sieht teilweise schon spektakulär aus und braucht sich vor U.S. - Pendants nicht zu verstecken. Selbstverständlich kommt auch sein Markenzeichen, der Einsatz verblüffend echt aussehender Modelltricksereien nichts zu kurz. Egal, ob Stock Car, in einer Kieskuhle gegen riesige Abraum-LKWs oder auf dem Highway gegen widerspenstige Handlanger, kurzweilige Blechschadenorgien werden garantiert.

Daneben kann leider nur noch der Humor meist überzeugen, obwohl er sich neben einigen gelungenen Sprüchen, meist von Nick, zwischendurch auch seine Aussetzer leistet und viel zu albern wird. Vor allem die Figur des exzentrischen, offensichtlich homosexuellen Sammlers Kirby (cast against type: John Steiner, „Die Rückkehr der Wildgänse“, „Kommando Leopard“) geht schnell auf die Nerven. Wobei spätestens bei seinem Auftritt die offensichtlichen Schwächen des eigentlich komplett spannungsfreien Drehbuchs offen gelegt werden. Inklusive der aufgegabelten Antiquitätenhänderlin Janice (Ana Obregón, „Die Killermaschine“, „Ekstase“) wirkt das Drehbuch arg bemüht auf dem Weg zum Cat Crash – Rennen einen einigermaßen vernünftigen Plot hinzuwurschteln, denn eigentlich eilt der Film nur von einer Actionszenen zur nächsten und versucht die Zeit dazwischen mit belanglosen Szenen zu überbrücken. Auch der späte Streit von Paul und Nick aus dem Nichts gehört zu diesen Verfehlungen. So macht der Film besonders zur Filmmitte einen ziemlich zerfahrenen Eindruck, weil den Autoren offensichtlich die Ideen fehlten. Die Kabbeleien zwischen Nick, Paul und Janice wiederholen sich dabei genauso oft wie die ständigen Attacken von Wronskys Handlangern, die um jeden Preis verhindern sollen, dass das Trio rechtzeitig zum Rennbeginn vor Ort ist.

Fazit:
Die staubigen und ziemlich ausführlichen Renn-Szenen holen die Kohle aus dem Feuer, wobei die arg übertriebene, aber dennoch meist witzige und relativ passende Kalauer-Synchronisation genauso ihren Teil zum zufriedenstellenden Gesamteindruck beiträgt wie der eingängige Score. Antonio Margheritis überzeugender Regie kann man einmal mehr keinen Vorwurf machen, zumal seine famosen Modelltricks, die hier aber nur selten zum Einsatz kommen, wieder topp sind. Der langweilige Plot, ein paar viel zu alberne Ausfälle und die auch nur durchschnittlich agierenden Darsteller ziehen „Car Crash“ dann aber letztlich ins Mittelmaß hinunter. Da hat die italienische Filmlandschaft zu dieser Zeit doch wesentlich sehenswertere Schnellschüsse vom Stapel gelassen und auch Margheriti drehte davor und vor allem danach eindeutig bessere Filme..
Der Exploitation kann man „Car Crash“ dann letztlich auch gar nicht wirklich zuordnen, dafür fehlen ihm einfach die charakteristischen Merkmale. Mehr als eine halbherzige Aufbereitung bekannter Motive stellt dieser Film nicht dar. Eher Italo-Trash als alles andere, dem etwas mehr Charme gut tun würde. Oink.

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