Review

Eine regennasse Straße in der Dunkelheit. Ein müdes, streitendes Pärchen. Plötzlich für eine Sekunde eine grausige Vision: eine nackte, blutende Frau, schreiend, in einem Käfig gefangen im Laderaum des vorausfahrende weißen LKWs. Realität oder ein Streich seiner Fantasie? Zakes möchte es am liebsten gar nicht wissen, aber Beth macht dem unentschlossenen Weichei die Hölle heiß. Man muss doch irgendwie helfen! An der nächsten Raststätte ist Beth plötzlich verschwunden. Zakes findet nur noch ihre zerrissene Halskette auf dem Asphalt, während ein weißer LKW den Parkplatz verlässt ...


Mit "Hush" bekommt man einmal mehr sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das Großbrittanien in der Filmwelt und vor allem in Europa zu den absolut führenden Nationen zählt. Was gerade in den letzten Jahren an qualitativ hochwertigen Filmen zu uns rübergekommen ist, das ist schon ganz schön beeindruckend. Da macht auch der vorliegende Film von Ascot Elite keine Ausnahme, denn hier wurde ein äusserst gelungener und größtenteils hochgradig spannender Thriller abgeliefert, der von der ersten Minute an beste und sehr interessante Thrillerkost bietet und sich im Laufe der Zeit zu einem phasenweise regelrechten Hochspannungs-Thriller entwickelt, dessen Geschichte mitreissend und vollkommen packend erzählt wird und eine starke Faszination auf den Betrachter ausübt. Wenn man dann noch bedenkt, das es sich hier um den Regie-Erstling von Mark Tonderai handelt, der übrigens auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ist man noch weit überraschter, da manch ein Regisseur in seiner gesamten Karriere nicht einen richtig guten Film zustande kriegt.

Die absolute Stärke von "Hush" ist neben dem hervorragendem Spannungsaufbau ganz sicher die sehr düstere Atmosphäre, die hier von Beginn an vorherrscht und dadurch, das der Film bei Nacht spielt und von ständigem und stark anhaltendem Regen begleitet wird, noch viel mehr Intensität entwickelt, die sich ganz automatisch auf das eigene Sehverhalten überträgt. Man spürt die in einem selbst aufsteigende Nervosität fast körperlich und fühlt sich irgendwie fast magisch von dem Geschehen angezogen. Das liegt auch zu großen Teilen an der herrlich düsteren Optik der Szenerie, die ganz einfach brillant eingefangen wurde und ihre Wirkung keinesfalls verfehlt. Dabei sollte man auch anmerken, das die Szenerie absolut realistisch und authentisch wirkt, die ganze Zeit über wird man das Gefühl einfach nicht los, das man sich in einem wirklich stattfindenden Szenario befindet und nicht in einem Spielfilm.

Besonders gut hat mir auch gefallen, das hier eigentlich nur eine Person im absoluten Mittelpunkt der Geschichte steht, nämlich Zakes (William Ash). Gerade seine charakterliche Veränderung im Laufe der Story wurde dabei perfekt herausgearbeit, denn ist er zu Beginn ein doch eher gleichgültiger Typ, der dabei auch vollkommen vergisst, an seiner Beziehung zu arbeiten und deswegen mit seiner Freundin aneinandergerät, die auch prompt die Beziehung beendet, so entwickelt er durch die geschehnisse einen echten Kämpferinstinkt, der ihn dazu bringt, auch sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um seine Freundin aus den Fängen des Killers zu befreien. Die anderen Figuren werden viel eher im Hintergrund gehalten und wirken so eher wie Nebenrollen, was aber keineswegs negativ gemeint ist, da sie auch ein wichtiger Bestandteil dieses Werkes sind. So sehe ich persönlich auch die Tatsache, das man den Killer nie richtig zu Gesicht bekommt, sondern er immer nur in einer Jacke mit hochgeschlagener Kapuze auftritt, als sehr gelungen, denn so kann man kaum eine Verbindung mit ihm aufnehmen und sieht ihn lediglich als böses Element, das unbedingt gestoppt werden muss. Mit dieser Maßnahme sorgt Regisseur Mark Tonderai fast zwangsläufig dafür, das sämtliche Symphatien des Zuschauers bei Zakes liegen und man ihm jederzeit gedanklich zur Seite steht und hofft, das er seine Mission erfolgreich beenden kann.

Man kann hier im Endeffekt von einem extrem gelungenem Genre-Beitrag sprechen, der meiner Meinung nach zu den wirklich positiven Überraschungen dieses Filmjahres zu zählen ist, denn man bekommt ein äusserst gelungenes Gesamtpaket präsentiert, das in allen Belangen vollkommen überzeugen kann. Ein straff gezogener Spannungsbogen und eine erstklassig düster gehaltene Grundstimmung sind die Markenzeichen eines Thrillers, den man kaum besser hätte in Szene setzen können. In manchen Phasen fällt es einem besonders schwer, aufkommende Schweissausbrüche zu verhindern, da die intensive Wirkung des Geschehens schier übermächtig zu werden scheint und einen so fast zu überwältigen.


Fazit:


Von allein würde man wohl kaum darauf kommen, das es sich bei vorliegendem Film um einen Regie-Erstling handelt, da hier wirklich packender Thrill auf einem sehr hoch angesiedelten Level angeboten wird. "Hush" ist qualitätsmäßig sehr hochwertige und jederzeit extrem spannende Thrillerkost, die auch hohen Ansprüchen genügen dürfte. Ein weiterer Leckerbissen aus dem britischen Film-Reservoir von Ascot Elite, die gerade auf diesem Sektor so einige echte Leckerbissen in ihrem Programm haben. Ein Film, den sich kein Freund spannunggeladener Thriller entgehen lassen sollte, denn ansonsten hat man wirklich etwas verpasst.


8,5/10

Details
Ähnliche Filme